Am Freitag verschickte die Technik-Abteilung der FIA TD034 an die Teams. Die Technische Direktive 34 ist die Antwort auf einen ewigen Streit in der Formel 1: Wie weit dürfen sich Flügel während der Fahrt verbiegen und verdrehen? Zuletzt hatte vor allem Red Bull, das einst die gewollte Verbiegung perfektioniert hatte, Zweifel daran, dass die Konkurrenz mit fairen Mitteln kämpft.

Zwar haben alle Frontflügel 2024 stets alle statischen Belastungstests der FIA bestanden, trotzdem gab im Fahrerlager immer wieder Zweifel dran, ob sich manche Exemplare unter der tatsächlichen Belastung auf der Rennstrecke nicht stärker verformen als sie das eigentlich tun sollten.

Um die Zweifel auszuräumen, müssen sich die Teams ab Spa auf Spezial-Kameras vorbereiten. Weil auf den regulären Onboard-Aufnahmen der Nasen-Kamera die relative Bewegung der Frontflügel nicht genau erfasst wird, hat die FIA in TD034 auf neun Seiten genau beschrieben, wie die Thematik ab Spa zusätzlich überwacht wird.

Die FIA kann zukünftig in den Freitagstrainings Teams auswählen, die mit den Spezialkameras fahren müssen. Die Nasen-Onboard-Kameras der Formel 1 werden dann gegen die speziellen FIA-Kameras ausgetauscht. Die Teams müssen dafür sorgen, dass die Gehäuse entsprechend der FIA-Spezifikation vorhanden sind, die FIA liefert die 50 Gramm leichten Kameras. Große Unterschiede zum Gehäuse der F1-Kameras gibt es nicht, der aerodynamische Einfluss soll minimal sein.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Ab Spa kommt eine Spezial-Kamera an die F1-Autos, Foto: LAT Images

Um die Verformungen sichtbar zu machen, müssen die Teams Referenzpunkte am Frontflügel anbringen. Allein sechs dieser Referenzpunkte müssen auf der Innenseite der Endplatten angebracht werden. Positionen und Größen sind genau definiert. Die FIA-Kameras sind deshalb nicht nach vorne, sondern seitlich ausgerichtet. Am Heckflügel gibt es solche Referenzpunkte schon seit geraumer Zeit, dort reichen die F1-Kameras aber als Hilfsmittel aus.

Nach den Sessions werden die lokalen Aufnahmen von der FIA gesichert und anschließend analysiert. Dabei soll abgeglichen werden, ob sich die Frontflügel in der Realität anders verformen als im Labor. Weitere Verschärfungen der Belastungstests sind vorerst nicht geplant. Sollten die Kontrolleure auf den Aufnahmen aber extreme Auswüchse sehen, könnte eine Reaktion folgen.

Sollten tatsächlich größere Abweichungen entdeckt werden, könnte es aber auch ohne verschärfte Tests pikant werden. Denn abgesehen von den Belastungstests gibt es auch weichere Vorschriften für das Design aerodynamischer Teile. So dürfen die Komponenten nicht absichtlich so designt werden, dass sie sich in der Realität übermäßig verformen. Hier wird es allerdings schwer, eine Grenze zu ziehen, weil alle Teams damit spielen.

Die FIA wird die ausgewählten Teams mindestens drei Tage vor Event darüber informieren, dass sie die Spezial-Kameras an ihren Nasen befestigen müssen. Sollte ein Team aufgrund eines speziellen Trainingsprogramms dem Wunsch nicht nachkommen können, darf eine Ausnahme erbeten werden. Die FIA kann, muss aber dem Wunsch dann nicht nachkommen. Maximal eine Ausnahme pro Team in diesem Jahr ist erlaubt. Ab dem 3. Training werden alle Autos wieder mit den üblichen TV-Kameras ausgestattet.