Alle Augen sind am Freitag bei der Formel 1 in Ungarn auf Red Bull gerichtet. Dort rollte am Vormittag vor den ersten Trainings ein generalsaniertes Auto aus der Garage. So viele neue Teile hat der RB20 2024 noch nie bekommen. Motorsport-Magazin.com hat alle Fotos, und Details dazu, was sich das Team vom Umbruch erhofft. Außerdem haben auch Sauber und Aston Martin große Pakete in Budapest mit dabei.

Red Bull: Update-Seitenkasten nur für spezifische Strecken?

Am auffälligsten ist am Red Bull RB20 in seiner Ungarn-Version eine neu gestaltete Verkleidung rund um Seitenkasten und Motorabdeckung. Diese ist nur am Auto von Max Verstappen präsent. Komplett verschwunden ist eine Eigenheit des Autos, nach hinten ziehenden extrem prägnanten Wülste zwischen Seitenkasten und Motorabdeckung. Diese Wülste hatten davor hinter dem Halo Lufteinlässe, und am Heck Luftauslässe. Mercedes hatte im Vorjahr ein ähnliches Design. Jetzt gibt es dafür neue Kühlrippen auf der Motorabdeckung.

Zwei Bilder der Seitenkästen von Red Bull - oben die neuen Designs, unten die alten mit Wülsten oben
Die neuen Seitenkästen von Red Bull (oben) ohne dem Wulst, Foto: Motorsport-Magazin.com

Dazu passend musste die Halo-Verkleidung neu geformt werden. Red Bull spricht hierbei von einem streckenspezifischen Update. Es soll die Kühlung bei hohen Temperaturen auf langsamen Strecken reduzieren, indem die Lastverluste an den Kühlauslässen abgeschwächt werden. Was im Umkehrschluss heißt, dass das alte Layout für schnelle Strecken wie Spa oder Monza weiterhin zum Einsatz kommen kann.

Der neue Frontflügel (oben) und der alte (unten) von Red Bull in Ungarn im Vergleich
Red Bulls neue und alte Frontflügel im Vergleich, Foto: Motorsport-Magazin.com

In Ungarn kommen aber auch allgemeine Updates ans Auto. Die fahren sowohl Verstappen als auch Sergio Perez. Der Frontflügel ist komplett neu, alle vier Elemente haben neue Profile. Die vorderen unteren Querlenker haben eine neue Verkleidung für höheren Druck weiter hinten im Luftfluss. Und die Verkleidung der Hinterbremsen wurde neu profiliert, um die Einlässe effizienter zu machen.

Aston Martin: Komplett-Umbau am AMR24 für Ungarn

Größer als das Red-Bull-Update fällt das von Aston Martin aus. Der in Silverstone eingeführte Frontflügel erhält einen neuen oberen Flap für mehr Last. Das soll das Auto auch im Zusammenspiel mit dem größeren Heckflügel ausbalancieren. Der ist aber nicht neu, war schon in Monaco in Betrieb. Neu ist sehr wohl der Beam Wing darunter, das zweite Element wurde außen erhöht und soll damit die Balance zwischen Heckflügel und Unterboden verbessern.

Der neue Frontflügel (oben) und der alte (unten) von Aston Martin in Ungarn
Die Frontflügel von Aston Martin im Vergleich, Foto: Motorsport-Magazin.com

Dieser Unterboden ist dafür ganz neu. Leitelemente vorne am Einlass und an der Seitenkante wurden neu angeordnet, auch der Seitenkanten-Flügel und das Design des Unterbodens innerhalb davon sind neu. Nicht sichtbar, dafür genauso wichtig: Die Form des Hauptkörpers soll den Luftfluss unter dem Auto und damit die lokalisierten Lasten verbessern. Der Expansionsbereich des Diffusors ist neu und schließt daran an.

Alle diese Einzelbereiche beim Unterboden sind Evolutionen des vorangegangenen Designs, und sollen zusammenspielen. Letztes Detail: Die Leitelemente am Halo wurden neu angeordnet, und eines davon berührt jetzt den oberen Bereich der Verkleidung.

Sauber baut in Ungarn für Bottas fast komplettes Auto um

Tatsächlich noch größer erscheint das Ungarn-Update von Sauber. Dieses ist nur am C44 von Valtteri Bottas montiert. Ins Auge sticht sofort: Sauber ist das nächste Team, welches nun auf einen Überbiss beim Lufteinlass setzt, sprich die obere Lippe vorzieht - wie Red Bull, Ferrari und Haas. Auch die Verkleidungen dahinter sind neu geformt - und deutlich unförmiger als die meisten. Die bereits davor unförmige Seitenwand wird noch unförmiger. Auch unter dem Einlass, im Undercut, gibt es eine Einbuchtung.

Vergleich des neuen (oben) und alten (unten) Seitenkastens am Sauber C44 in Ungarn
Der neue und der alte Seitenkasten von Sauber im Vergleich, Foto: Motorsport-Magazin.com

Genauso neu ist der Unterboden. Höhe und Form des Hauptkörpers wurden neu geformt, und das mit den Leitelementen vorne angepasst. Dafür wurde der Einschnitt in der Seitenkante geschlossen. Das soll mehr Last liefern, während die Wirbel im Diffusor unter Kontrolle gehalten werden.

Der neue Sauber-Unterboden in Ungarn mit dem geschlossenen Einschnitt in der Unterboden-Kante
Der Einschnitt hinten im Unterboden wurde in der neuen Version geschlossen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Hinten gibt es eine komplett neue Bremskühlung mit neuen Deflektoren, um vom neuen Unterboden und der neuen Verkleidung zu profitieren. Das verlangt abschließend noch nach neuen Verkleidungen der hinteren Aufhängungsteile.

Die neue (oben) und alte (unten) Aufhängung von Sauber in Ungarn
Die Aufhängungs-Verkleidungen von Sauber im Vergleich, Foto: Motorsport-Magazin.com

Abgesehen davon wurde auch die Halo-Verkleidung geändert, ein neuer Deflektor addiert, was den Luftfluss über die neue Verkleidung verbessern soll. Diesbezüglich wurde auch die Schulter der Kopfstütze angehoben, um einen sanften Übergang zu schaffen. Und die Rückspiegel wurden den neuen notwendigen Luftflüssen angepasst.

Die restlichen Updates: Rettet dieser Unterboden Ferraris Saison?

Der Rest der Formel 1 hat nur kleine Anpassungen im Gepäck. Ferrari hat die Geometrie des in Barcelona eingeführten Unterboden-Körpers minimal zurück in Richtung der vorherigen Spezifikation entwickelt, ohne die Leitelemente zu verändern. Das soll reichen, um das seit Barcelona verschärft auftretende Bouncing wieder abzuschwächen.

Mercedes hat die untere Deflektor-Endplatte der hinteren Bremskühlung getrimmt und will damit mehr Abtrieb durch weniger Verluste im Luftstrom erzeugen. Alpine hat für langsame, heiße Strecken den Ein- und Ausflussbereich der hinteren Bremskühlung inklusive der Elemente drumherum neu geformt und will damit die Temperaturen der Hinterbremsen besser kontrollieren können.

Technik-Details: Red Bull
Das Heck des Mercedes in Ungarn, Foto: LAT Images

Williams hat als streckenspezifische Änderung den zentralen Kühlausflussbereich am Heck in der Mitte der Motorabdeckung vergrößert. Damit kann man Abtrieb und Effizienz bei sehr heißen Rennen gegen bessere Motor- und Getriebekühlung tauschen.

Die Racing Bulls haben die inneren Schächte der Vorderbremskühlung für heiße Rennen adaptiert. Weiters gibt es bei der Geometrie der Winglets auf der hinteren Bremskühlung Änderungen für Kurse mit hohen Abtriebs-Anforderungen.

Haas reagiert ebenfalls auf die Sommerhitze mit optionalen Kühl-Komponenten. Wie bei Williams ist der hintere Ausflussbereich verbreitert, und obendrauf gibt es die Möglichkeit, weitere Kühlkiemen oben auf dem Seitenkasten anzubringen. Wie viele davon man tatsächlich öffnet, kann je nach Bedarf variiert werden. McLaren ist das einzige Team, welches in Ungarn nur Teile einsetzt, die man bereits in den 12 vorangegangenen Rennen irgendwann mal nutzte.

Technik-Details: Haas
Die zur Kühlung verbreiterte Haas-Heckpartie, Foto: LAT Images

Darüber hinaus lohnt sich in Ungarn ein Blick auf den Nasenbereich direkt vor dem Cockpit. Die FIA fordert von den Teams aufgrund der extremen Hitze hier ein, dass die für 2024 neu eingeführten Fahrer-Kühlschächte installiert werden. Diese wurden nach dem Hitzerennen von Katar im Vorjahr ins Reglement eingearbeitet.

Technik-Details: Ferrari
Die Fahrerkühlung auf der Nase des Ferrari, Foto: LAT Images