Gegenwärtig befindet sich Ferrari im Notfall-Modus. Inzwischen ist klar, dass das letzte größere, in Barcelona eingeführte Update-Paket ein Fehlschlag war. Nach eingehenden Tests an den letzten Rennwochenenden hat es das Team jetzt aber geschafft, rechtzeitig für den Ungarn-GP schon neue Teile an die Strecke zu bringen. Das hebt die Stimmung, besonders bei Charles Leclerc, merklich.
"Wir haben unsere Hausaufgaben gut verrichtet", lobt Leclerc am Donnerstag. Vor zwei Wochen in Silverstone fuhren er und Carlos Sainz Vergleichstests. Leclerc opferte sich für die neuen Barcelona-Teile, welche in Highspeed-Kurven mit einem massiven Bouncing-Problem einhergingen. Für die Ursachenforschung wählte Leclerc am Freitag extreme Setup-Richtungen.
"Mit der Woche Pause konnten wir Schlussfolgerungen ziehen und unsere Wahl für dieses Wochenende treffen", bilanziert Leclerc. Wie sieht das aus? Besser als unmittelbar nach Silverstone erwartet. Erneut fühlt sich Ferrari insofern bestätigt, dass die auf der Strecke gemessenen Abtriebswerte mit jenen aus Simulationen und Windkanal übereinstimmen. Nur macht es das Hüpfen in schnellen Kurven nicht möglich, das Auto am Limit zu bewegen.
Ferrari bringt Unterboden-Update: Lösung doch schon in Ungarn?
Mit den gesammelten Daten aus Silverstone hat Ferrari allerdings konkrete Problembereiche am neuen Unterboden identifiziert. Und die sind nicht ausufernd, sondern lokalisiert. Daraus ergibt sich die Hoffnung, mit kleinen Änderungen am Barcelona-Design nennenswerte Verbesserungen zu erzielen. "Wir haben hart in der Fabrik gearbeitet, und in Budapest werden wir eine Evolution des Unterbodens bringen", verrät Teamchef Fred Vasseur.
"Die Details können so große Unterschiede machen, das haben wir mit dem Barcelona-Paket gesehen, das mit recht kleinen Änderungen um einiges stärkeres Bouncing ausgelöst hat", ergänzt Leclerc. Bedeutet umgekehrt: "Zugewinne sind auch da, falls du es hinbekommst."
Leclerc, der in den letzten vier Rennen seit seinem Sieg in Monaco nur 12 Punkte holte und mittlerweile 21 Zähler hinter Lando Norris nur mehr auf WM-Platz drei liegt, hat nach wie vor ungebrochenes Vertrauen in sein Team: "Unsere Entwicklungsrate bis Monaco war richtig gut. Und ich habe es oft gesagt: Wir waren wohl jenes Team, das von Monza im Vorjahr bis Monaco dieses Jahr die meisten Fortschritte gemacht hat."
Ferrari: Schon vor Barcelona-Update Probleme mit dem Bouncing
Daher versteifen sich bei Ferrari alle darauf, dass es bloß ein Stolpern war, und keinen schlimmeren Fall voraussagt. Carlos Sainz verrät vor Ungarn, dass das Entwicklungs-Team sogar vor potenziellem Bouncing mit dem Barcelona-Unterboden gewarnt hatte: "Klingt, als hätten wir verstanden, dass es die Chance gab, und dann ist es wie von unseren Simulationen vermutet eingetreten."

"Und jetzt sagen uns unsere Simulationen, dass unsere Upgrades weniger haben sollten", so Sainz im Hinblick auf Ungarn. "Also bin ich zuversichtlich, dass uns zumindest unsere Werkzeuge die richtigen Dinge mitteilen, und dass wir wieder auf dem richtigen Weg sind."
Einzig macht weiter Sorgen, dass der Ferrari schon vor dem Barcelona-Update in schnellen Kurven an Bouncing litt. Auch das bestätigen beide Fahrer in Ungarn. Ganz klar sind Auslöser und Umstände noch immer nicht. "Ich habe meine eigene Theorie", so Sainz. "Ich habe mich schon vor dem Upgrade darüber beschwert." Vor Barcelona war es leichter zu umschiffen gewesen, aber auch nicht zu vernachlässigen.
An und für sich ist der Ferrari SF-24 ein stabiles Auto, anders als sein Vorgänger, der für sein kleines Arbeitsfenster berüchtigt war. Wenn es Probleme mit der Instabilität gibt, dann werden die 2024 üblicherweise durch Bouncing ausgelöst. Hier sei angemerkt: Schon 2022, als das Phänomen nicht nur Ferrari, sondern die ganze Formel 1 belastete, war Leclerc mit der daraus entstehenden Nervosität besser zurechtgekommen als Sainz.
Kriegt Ferrari noch vor der Formel-1-Sommerpause die Kurve?
In das Ungarn-Wochenende startet Ferrari nun mit Hoffnung, aber nicht mit zu viel davon. "Wenn wir alles optimieren, dann gibt es keinen Grund, warum wir nicht zurück zu unseren Leistungen zu Beginn des Jahres finden sollten", meint Leclerc. "Aber wichtig ist erst einmal bloß ein sauberes Wochenende, ohne extreme Setups, einfach damit ich verstehen und wissen kann, wie sich das Auto verhalten wird, wenn ich in eine Kurve fahre."
Außerdem muss das Update des Updates noch auf der Strecke gecheckt werden. Ungarn ist ein recht langsamer Kurs, hat auch wenig Passagen, welche Highspeed-Bouncing auslösen. "Aber wir haben Metriken", versichert Leclerc. "Ich denke, das sollte reichen, um es zu sehen. Aber Spa wird ein echter Test für uns. Trotzdem bin ich sehr zuversichtlich, dass alles, was wir in den letzten drei bis vier Rennen gelernt haben, die Zukunft besser machen wird."
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