Offiziell sind noch acht Cockpits in der Formel 1 für 2025 frei. Die Anzahl der Fahrer, die sich auf dem Fahrermarkt aktuell um sie bemühen, ist deutlich höher. Ohne viel Mühe kommt man auf 14. Nur einer, nämlich Carlos Sainz, scheint sich am Rande des Barcelona-Wochenendes seiner Sache bereits sehr sicher. Er wird für alle anderen jetzt zum Korken in der Flasche. Eine Bestandsaufnahme - wer ist Stand heute wie nahe an einem Deal?

"Carlos ist der Korken in der Flasche!", meint Kevin Magnussen. Erst diese Woche hielt Sainz im spanischen Fernsehen fest, dass alle Teams mit freien Cockpits bei ihm inquiriert hätten. Dementsprechend bewegt sich der Markt auch nicht, solange Sainz zögert. Was er weiter tut: "Das diskutiere ich noch mit meinem Team, betreibe Brainstorming, und natürlich brauche ich ein paar Tage zuhause. Vor dem Spanien-GP war ich zwar zuhause, aber da bist du mit dem Kopf woanders."

"Viel länger will ich nicht warten", untermauert Sainz trotzdem, auch wenn die Formel 1 gerade in das erste von drei Rennen an aufeinanderfolgenden Wochen startet. Sainz' Problem ist: An 2026 will er es nicht festmachen. Die Regeländerungen vorauszusagen ist reines Glücksspiel: "Dann wird 2025 auch wichtig." Und gleichzeitig performance-unabhängige Faktoren: "Auch langfristig. Die Power-Unit-Seite verstehen, die Team-Dynamiken verstehen."

Sainz, Ocon & Gasly: Im Hinterfeld mit den besten Chancen

Das sich im Umbruch befindende Williams und das fast komplett neu aufgebaute Werksteam von Audi-Sauber gelten aktuell als Sainz' wahrscheinlichste Destinationen. Zwei, im Hinblick auf die von Sainz genannten Faktoren, grundverschiedene Teams. Besonders Williams warb in den letzten Wochen aggressiv öffentlich um Sainz. Schlecht für Logan Sargeant, der auf der Liste seines eigenen Teams recht weit unten zu stehen scheint. Zu viele Fahrer mit mehr Erfahrung und besseren Argumenten. Mehr zu Sargeants Lage gibt es hier:

Auch bei Audi-Sauber haben die aktuellen Piloten nicht die besten Karten. Valtteri Bottas gibt sich entspannter: "Es ist auch nicht mein erstes Rodeo, wird schon klappen." Kommt Sainz nicht, ist ein Bottas-Verbleib zumindest nicht auszuschließen. In Imola wurde er außerdem im Williams-Motorhome gesichtet. Für Zhou Guanyu wird es damit eng. Theorien um Alpine kursieren - dort war er früher Förderpilot. Eine Mitgift könnte bei Haas helfen.

Alpine ist ein schwieriger Landeplatz. Esteban Ocon ist fix weg, Pierre Gasly bleibt vorsichtig. In den letzten Wochen nahmen die Gerüchte zu, wonach Renault das Team ganz abstoßen oder das Motorprogramm beerdigen und es zu einem Kundenteam machen könnte. "Die Konversationen laufen sehr transparent mit dem Team, diesbezüglich bin ich happy", meint Gasly. "Ich vertraue ihnen."

Für Alpine gibt es eine recht lange Liste an Optionen. Zhou. Junior Jack Doohan, der gerade ein Test-Programm mit alten Autos fährt. Mick Schumacher, der im WEC-Team der Marke sitzt. Wohl will man aber zumindest mit Gasly weitermachen. Trotzdem ging sein Name wie auch der von Ocon in den letzten Wochen einmal quer durch das Hinterfeld. Ob bei Williams, Haas oder Sauber.

Schließlich haben sich beide Franzosen in den letzten Jahren etabliert und sind gute Optionen für den, der Sainz nicht bekommt. "Es laufen momentan gute Diskussionen", versichert Ocon, kann jedoch nichts verkünden.

Haas sammelt Angebote: Ist Kevin Magnussens Ende nahe?

So viel Rauch um diese Fahrer bedeutet, dass Kevin Magnussen bei Haas ernste Gefahr droht. Dort steht nämlich zusätzlich schon Ferrari-Junior Oliver Bearman vor der Tür. Der britische Boulevard wollte ihn schon unter Vertrag wissen. "Alles Gerüchte und Spekulationen ohne Basis", wehrt Bearman in Barcelona ab. Trotzdem - in Spanien sitzt er statt Nico Hülkenberg im 1. Training im Auto. Zusammen mit seinem starken Debüt als Ferrari-Ersatzfahrer in Jeddah hat er gute Argumente im Gepäck.

Magnussen sieht das alles tiefenentspannt. Schon 2015 und 2021 fand er kein Cockpit, beim letzten Mal wechselte er in den Sportwagen-Sport und hatte mit der Formel 1 eigentlich schon abgeschlossen: "Das Leben da draußen ist auch ziemlich gut. Als ich jung war, hatte ich viel Angst, das hier zu verlieren. Ich denke, das braucht man nicht. Es ist ein großes Privileg, hier zu fahren, und ich liebe es, aber heute bin ich viel entspannter als in der Vergangenheit."

Daniel Ricciardo will im Red-Bull-Universum bleiben

Damit scheint das Sauber-Haas-Williams-Alpine-Viereck abgeschlossen. Fast. Fragezeichen hängen über die aktuell im Red-Bull-Universum unter Vertrag stehenden Liam Lawson und Daniel Ricciardo. Letzterer scheiterte zwar daran, Sergio Perez das Top-Cockpit zu entreißen, steht dem Verbleib bei den Racing Bulls jedoch offen gegenüber: "Ich will natürlich hier sein, weil ich weiß, dass ich es verdiene, und Leistungen wie zuletzt in Kanada liefere."

Mit dem Rest der Formel 1 hat Ricciardo abgeschlossen: "Jetzt, wo ich wieder in der Red-Bull-Familie bin, sehe ich mich echt nicht mehr woanders." Behält er den Platz, so könnte das Liam Lawson freistellen. Das ließ Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko zuletzt durchblicken. Nur hat Red Bull keinen Grund, die Ricciardo-Entscheidung früh zu treffen. Da sich der Rest jedoch noch vor der Sommerpause sortieren könnte, ist es zweifelhaft, ob für Lawson noch ein Einsatzcockpit abfällt.

Über diesen ganzen Fahrern hängt schließlich ein freies Mercedes-Cockpit. Auch wenn Sainz Kontakt gehabt haben will, so scheint er dort nicht großer Kandidat zu sein. Die Spekulationen, dass der noch nicht einmal 18-jährige Andrea Kimi Antonelli ran darf, wollen nicht verstummen. Kommt er nicht, bleiben schließlich auch nur mehr Überbrückungsoptionen wie Ex-Mercedes-Junior Ocon oder Ex-Werksfahrer Bottas.

Nominell noch frei? Das zweite Aston-Martin-Cockpit. Lance Stroll, Sohn des Teambesitzers, kommentiert seine Zukunftsentscheidung vor Spanien mit: "Bald." Dass er geht, erwartet eigentlich niemand.