Beim Kanada-GP erlebte Guanyu Zhou das dunkelste Kapitel seiner Formel-1-Karriere. Zweimal warf er das Auto schon in den Trainings in die Wand. In Qualifying und Rennen war der 25-Jährige abgeschlagener Letzter. Das Problem, das in Montreal seinen Höhepunkt erreicht hat, ist aber bereits älter.

Keinerlei Vertrauen über Bodenwellen: Sauber dreht sich einfach weg

"Ehrlich gesagt, denke ich, dass es für mich mehr als einfach nur der Speed ist. Es ist das Vertrauen beim Fahren des Autos, denn offensichtlich hat sich seit Imola etwas verändert. Von meiner Seite aus hatte ich wirklich zu kämpfen. Die Strecke war sehr holprig, und ich finde, dass das Auto über die Unebenheiten sehr steif ist, so dass ich nicht pushen konnte", gibt der Chinese vor dem Spanien-GP an.

"Der Fehler, den ich im FP3 in Montreal gemacht habe, war zum Beispiel sehr unerwartet. Plötzlich trifft man auf die Bodenwellen, und das Auto dreht sich einfach weg", klagte er weiter. Die Folge war, dass er sich danach nicht mehr ans Limit traute: "Montreal ist keine Strecke, mit der ich normalerweise so sehr zu kämpfen habe. Es war einfach verrückt, wie sehr ich mich an diesem Wochenende unterfahren musste." Tatsächlich steht in Kanada mit Platz 8 aus der Saison 2022 sogar sein bestes Karriereresultat zu Buche.

Vergleich mit Valtteri Bottas zeigt: Altes Zhou-Chassis macht keine Probleme

Vielmehr wurde bei Sauber nun das Chassis als Knackpunkt ausgemacht. Ab Imola fühlte sich Zhou nicht mehr wohl, und genau dort bekam er ein neues Chassis mit der Nummer 04. Damit scheint etwas nicht zu stimmen: "Es gab keine Schäden, sonst wären sie leicht zu finden, aber man kann es anhand der Daten und auch an Bord sehen."

Sauber-Duo mit Valtteri Bottas vor Guanyu Zhou
Seit Imola fährt Bottas seinem Teamkollegen davon, Foto: LAT Images

Was genau es sich damit auf sich hat, wollte er nicht verraten. Die Folgen und der Vergleich zu Teamkollege Valtteri Bottas sind jedoch eindeutig: "Ich möchte nicht weiter ins Detail gehen, aber wie ich schon sagte, die Unebenheiten, die ich gespürt habe, und die Art und Weise, wie das Auto abgestoßen wurde, sind ein bisschen extremer als das, was auf der anderen Garagenseite passiert." Der Finne fährt übrigens mit dem Chassis 03, welches Zhou in den ersten Rennen im Einsatz hatte. Damals habe er noch keine solchen Probleme gehabt.

Sauber-Fahrer Guanyu Zhou im Paddock
Guanyu Zhou will in Barcelona einen Neustart, Foto: LAT Images

Chassiswechsel die Lösung? Antwort wohl erst in Österreich

Die Lösung liegt also auf der Hand: Das Problemchassis Nummer 04 wird aussortiert. In Barcelona will Zhou einen kompletten Neustart: "Es ist so, dass ich einfach zu dem zurückkehren werde, was ich gewohnt war." Seiner Mannschaft hat er damit einiges an Arbeit abverlangt: "Ich bin wirklich froh, dass wir es geschafft haben, denn es ist nicht einfach für das Team, das durchzuziehen. Aber ich denke, wenn wir uns darauf einlassen, ist es hoffentlich die richtige Entscheidung, die die Dinge nur besser machen kann." Die Entscheidung dazu wurde übrigens bereits am Samstag während des Rennwochenendes in Kanada getroffen, was Zhous Krise nur umso mehr unterstreicht.

Obwohl der Chinese vor der Einführung des verdächtigen Chassis in Imola definitiv näher am Teamkollegen dran war, so gibt es auch nun keine Sicherheit. Er gibt zu, dass der Bolide auch zuvor schon heikel war: "Mit diesem Auto ist alles ein bisschen empfindlicher, und es ist ziemlich leicht, Fehler zu machen." Noch dazu kommt mit Barcelona erst einmal eine Strecke mit komplett anderer Charakteristik als der Circuit Gilles-Villeneuve. Ob er mit dem Chassis-Wechsel die Problematik über die Bodenwellen losgeworden ist, wird sich wohl erst eine Woche später zeigen: "Wir müssen abwarten, wenn wir nach Österreich kommen, wo es beim Bremsen etwas holpriger ist."