Die Formkurve zeigt nach unten: Während in Monaco Ferrari, McLaren und Mercedes dem Primus Red Bull auf der Nase herumtanzten, ging Aston Martin leer aus. Fernando Alonso und Lance Stroll überquerten die Ziellinie lediglich auf den Plätzen 11 und 14 und bescherten dem Team aus Silverstone das erste punktlose Formel-1-Rennwochenende 2024.

Ein Teammitglied bei Aston Martin ging nach Rennende jedoch kurioserweise sehr wohl davon aus, dass es doch noch zu einem Punkt gereicht hatte: Fernando Alonso. Beim Spanier sorgte die rote Flagge zu Rennbeginn für Verwirrung. Denn nach dem zwischenzeitlichen Abbruch befanden sich Stroll und Alonso auf den Positionen zehn und zwölf.

Alonso: Dachte wir kämpfen um P10

Doch da Rennleiter Niels Wittich als Maßstab für den Restart die Timing-Daten der zweiten Safety-Car-Linie zugrunde legte, durfte Carlos Sainz, der eigentlich hinter die beiden Aston Martins zurückgefallen war, wieder von P3 starten. Nach dem Restart drehten Stroll und Alonso auf P11 und P12 ihre Runden - anders als Alonso annahm.

Der Altmeister ließ sich in der Folge bis zur 43. von 78 Rennrunden um mehr als 20 Sekunden hinter seinen Teamkollegen zurückfallen, sodass Stroll auch nach seinem zusätzlichen Boxenstopp von dem Medium-Reifen auf die harte Mischung vor Alonso blieb. "Ich war verwirrt, denn als wir das gemacht haben und Lance nach dem Boxenstopp vor mir war, dachte ich, wir hätten den zehnten Platz abgesichert", verriet Alonso im Nachhinein.

Alpine-Pilot Pierre Gasly vor Lance Stroll im Aston Martin
Hinter Alpine: Lance Stroll fand an Pierre Gasly kein Vorbeikommen, Foto: LAT Images

Stroll fährt Aston-Strategie gegen die Wand

Aston Martin versuchte durch den zusätzlichen Stroll-Stopp verzweifelt, den Zehntplatzierten Pierre Gasly noch einmal unter Druck zu setzen. Ob es noch zu einem Punkt gereicht hätte, darf jedoch bezweifelt werden. Das bewies nicht zuletzt der zusätzliche Stopp von Max Verstappen, der innerhalb von nur zehn Runden mehr als 18 Sekunden auf George Russell aufholte. Vorbei kam der Niederländer jedoch nicht. "Es wäre sehr schwierig gewesen, ihn zu überholen", glaubt auch Stroll in Bezug auf Gasly.

Dieses Unterfangen hatte sich kurz nach dem Stopp am Ende der 43. Runde aber ohnehin erledigt. Denn in Runde 49 berührte Lance Stroll in der Linkskurve der Nouvelle-Schikane die Mauer mit seinem linken Hinterrad und zog sich einen Reifenschaden zu - womit der Kanadier Alonso in dessen Welt in die Top-10 katapultierte.

Alonso: Dachte 50 Runden lang, ich wäre Zehnter

"Lance hatte den Reifenschaden und dann habe ich gesagt: 'Jetzt liegt all die Verantwortung auf meinen Schultern, mit sehr alten Reifen diesen Punkt nach Hause zu bringen.' Ich bin also 50 Runden in dem Glauben gefahren, dass ich Zehnter bin", beschreibt Alonso das kuriose Szenario.

Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso im Paddock
Fernando Alonso ging fälschlicherweise von einem Platz in den Top-10 aus, Foto: LAT Images

Die Freude hatte sich beim Überqueren der Ziellinie dann aber relativ schnell erledigt. Sein Renningenieur informierte Alonso umgehend über das Endergebnis: P11. "Ich dachte, ich wäre P10", funkte Alonso zurück. Die unmissverständliche Antwort: "Nein, ich fürchte nicht." Dennoch hatte der Irrtum in einem beinahe vollständig ereignislosen Rennen immerhin etwas Positives. "Es hat mich am Leben gehalten", so Alonso.

Rote Flagge zerstört alternative Strategie

Aston Martin versuchte, wie etwa Max Verstappen und die beiden Mercedes-Fahrer durch eine alternative Strategie auf dem harten Reifen nach vorne zu kommen. Doch dieses Strategie-Element hatte sich mit der roten Flagge erledigt. "In unserem Fall hatten wir wieder sehr viel Pech", meint Alonso.

"Wir hatten nicht die Pace. Es war ein schlechtes Wochenende, daran gibt es keinen Zweifel. Wir können unsere Performance nicht verstecken, aber wir können auch nicht verstecken, dass wir sehr viel Pech hatten", so der 42-Jährige. "Mit der roten Flagge mussten wir den Medium aufziehen und 78 Runden mit dem Medium absolvieren, was eine Kamikaze-Strategie ist. Aber es war der einzige Weg, um zu versuchen, Punkte zu sammeln."

Red Bull von Sergio Perez nach Startunfall
Die zu Rennbeginn ausgelöste rote Flagge machte die Aston-Martin-Strategie zunichte, Foto: LAT Images

Die auf dem Medium-Reifen gestarteten Piloten profitierten hingegen von dem kostenlosen Boxenstopp während der Rennunterbrechung. "Insgesamt war es ein bisschen unglücklich für uns und extrem glücklich für andere, die auf dem Medium gestartet sind, ihre Hards aufziehen konnten und bis zum Ende fahren konnten. Für sie war es eine magische Gelegenheit", ärgert sich Alonso.

Alonso über Regeländerungen: Hören Fahrern nicht zu

Alonso eröffnet deswegen erneut die Diskussion um jene Regel, die es erlaubt, den Pflichtwechsel auf eine andere Reifenmischung während einer Rot-Phase zu absolvieren - auch zum Wohle des Sports: "Der einzig interessante Punkt bei Monaco-Rennen sind die Boxenstopps, die du absolvieren musst. Wenn du diese Spannung der Reifenwechsel wegnimmst, wird es nichts."

Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine neue Diskussion. Immer wieder wurde die Regel in den vergangenen Jahren diskutiert. Alonsos Hoffnungen auf eine Regeländerung sind dementsprechend überschaubar. "Es gibt viele Dinge, die sie nicht geändert haben. Wahrscheinlich, weil sie den Fahrern nicht zuhören", kritisiert der zweifache Formel-1-Weltmeister.

Pirelli-Reifen
Sollte ein Reifenwechsel während einer Rot-Phase erlaubt sein?, Foto: LAT Images

Aston Martin nicht mehr ein Top-5-Team?

Fest steht: Das erste punktlose Formel-1-Wochenende Aston Martins ist die Fortsetzung eines mittlerweile seit Wochen anhaltenden Abwärtstrends. An den letzten vier Rennwochenenden sammelte das Team lediglich elf Zähler - sechs weniger als die Racing Bulls. Das Red-Bull-Junior-Team ist dadurch in der WM auf 20 Zähler herangerückt.

"Sie sehen so aus, als ob sie schneller als wir sind, an den letzten paar Wochenenden", so Stroll. Zugleich stellt der 25-Jährige dem AMR24 im Vergleich zu seinem Vorgänger ein vernichtendes Fazit aus: "Es ist schwierig zu sehen, wo das Auto stärker ist." Ist Aston Martin endgültig aus der zu Saisonbeginn sehr klar erkennbaren Gruppe der Top-5-Teams herausgefallen? "Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, sind wir nicht mehr in der Top-5-Gruppe", meint zumindest Alonso.

Nicht nur Aston Martin erlebte in Monaco ein enttäuschendes Wochenende. Auch für Max Verstappen gab es am Sonntag nach einem schwierigen Qualifying nicht mehr viel zu holen. Wie es dem Niederländer erging, lest Ihr in diesem Artikel: