Nach fünf Rennen ist das Kräfteverhältnis in der Formel 1 2024 inzwischen glasklar - es ist eine Zweiklassengesellschaft. Seit Wochen schon kursiert daher eine Diskussion um ein Ändern des Punktesystems. Diese Diskussion mündet kurz vor einem wichtigen Meeting der Formel-1-Entscheider in konkrete Ideen. Womöglich gibt es tatsächlich schon bald eine Änderung.
Das Problem der aktuellen Formel 1 ist, dass es inzwischen fünf Top-Teams gibt. Infolgedessen sind die vorderen zehn Fahrer für die hinteren zehn bei normalem Rennverlauf nicht einzuholen. Da es nur für die Top-10 Punkte gibt, ist das Hinterfeld nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft zu punkten. Mehr zur problematischen Lage hat Motorsport-Magazin.com bereits vor zwei Wochen hier aufgeschlüsselt:
Kurz gesagt: Das Hinterfeld braucht Ausfälle, Chaos-Rennen, oder einen schwächelnden Lance Stroll, um zu punkten. So sind äußere Umstände potenziell entscheidender als die Performance über den Saisonverlauf hinweg. Um das Hinterfeld fairer zu sortieren, gibt es jetzt einen konkreten Vorschlag, für die Top-12 in Zukunft Punkte zu vergeben.
Neues Punktesystem erhält Unterstützung von Formel-1-Teamchefs
Es ist eine moderate Adaption des aktuellen Systems. Vorne ändert sich nichts. Erst ab Platz 8 würden die Änderungen greifen. Hier geht es momentan nach dem Schlüssel 4-2-1 abwärts. Die neue Idee sähe vor, das Intervall zu verkürzen und die Punkte so mit 5-4-3-2-1 bis zum zwölften Platz zu strecken.
P. | Alt | Neu |
---|---|---|
1 | 25 | 25 |
2 | 18 | 18 |
3 | 15 | 15 |
4 | 12 | 12 |
5 | 10 | 10 |
6 | 8 | 8 |
7 | 6 | 6 |
8 | 4 | 5 |
9 | 2 | 4 |
10 | 1 | 3 |
11 | - | 2 |
12 | - | 1 |
Schnellste Runde | 1 | 1 |
Eine sehr bedachte Anpassung, welche bloß zur Auswirkung hätte, dass die besten Hinterbänkler garantiert für ein gutes Rennen belohnt würden. Am Donnerstag soll der Vorschlag in der Formel-1-Komission diskutiert werden. Dort sitzen F1-Management, FIA und Teams an einem Tisch.
Tatsächlich gibt es von den ersten Teamchefs zaghaften Zuspruch. "Ich bin nicht dagegen", meint Ferrari-Boss Fred Vasseur. Er war einst beim Hinterbänkler Sauber, kennt also die Lage: "Ob du auf P11 oder P20 ankommst, macht keinen Unterschied. Da verstehe ich den Frust. Natürlich kannst du das jetzt machen, und dann hast du nächstes Jahr sechs Teams vorne und die gleiche Situation mit P13. Aber ich bin nicht dagegen."
Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist bereit, der Idee zumindest eine Chance zu geben, wenngleich er "ambivalent" ihr gegenüber eingestellt ist: "Es ist eines dieser Dinge, wo du die Zahlen durchrechnen und die Analysen anschauen musst. Dann kannst du sagen: Was würde sich tatsächlich ändern? Ich stehe dem objektiv gegenüber."
In der aktuellen WM zeigt sich gleich eine offensichtliche Auswirkung: Haas geht vorbei an den Racing Bulls. Tsunoda profitierte dank mehrere Top-Team-Ausfälle in Australien stärker davon, dass er das Mittelfeld dort anführte. Weil die Punkte-Sprünge mit dem neuen System kleiner wären und das Haas-Duo von Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen konstanter an der Spitze des Hinterfeldes fährt, würde man gleich einen anständigen Sprung machen.
Formel-1-Fahrer weiter gespalten: Härter arbeiten!
Die betreffenden Fahrer sind bei dem Thema schon seit Wochen gestalten. "Wir müssen bessere Arbeit abliefern, ganz einfach", spricht sich Alpine-Pilot Pierre Gasly - einer von drei Fahrern, die auch beim neuen System keine Punkte hätten - lautstark dagegen aus. "Wenn du nicht dabei bist, musst du härter arbeiten. Ein schnelleres Auto bauen. Ich will die Formel 1 nicht zu sehr ändern. Manchmal hast du was Gutes, da musst du das Rad nicht neu erfinden."
Ganz anders klingt das vom ebenfalls punktelosen Valtteri Bottas. Der neue Vorschlag sei viel fairer: "Absolut. Wir haben noch immer nicht gepunktet. Das zeigt, wie schwer es ist, jetzt was zu holen, wo die Top-5-Teams eine kleine Lücke zu allen anderen haben. Es macht Sinn."
Andere haben sich noch keine Gedanken gemacht. Vielen ist es egal. Kevin Magnussen ist etwas radikaler. Er zweifelte vor zwei Wochen in Japan noch an der Idee. Mittlerweile hat er sich entschieden: "Punkte für alle wäre besser. Dann kämpfst du immer um irgendetwas. Es ändert denke ich das WM-Ergebnis nicht, sondern stellt nur einen interessanteren Fight der unteren Fünf sicher."
So weit wird es 2025 nicht gehen. Erst einmal heißt es jetzt abwarten, was in den ersten echten Diskussionen der Regelhüter herauskommt. Es wäre die erste große Änderung des Punktesystems seit 2010. Aber Punktesysteme sind in der Formel 1 kein Feld für Traditionalisten: Sechs Basis-Formate gab es bereits. Viel mehr, wenn man zahlreiche Detailänderungen von Bonuspunkten für schnellste Runden über Streich-Resultate bis hin zu Sprintrennen und Doppelpunkte mitzählt.
Auch Motorsport-Magazin.com hat sich dieses Jahr bereits über das Problem des Punktesystems Gedanken gemacht. Die Redakteure Markus Steinrisser und Tobias Mühlbauer haben das Problem im Pro & Contra-Format hier diskutiert:
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