In der Formel-1-Saison 2023 finden mit sechs Sprint-Rennen doppelt so viele statt wie in den Vorjahren. Zu den Klassikern wie Österreich und Brasilien kommen Aserbaidschan, Belgien, Katar und Austin hinzu, Imola fällt weg. Obendrauf wird ein neues Qualifying-Format mit zwei Zeittrainings eingeführt. Zur Vorbereitung haben wir hier nochmal alle wichtigen Infos zusammengefasst.
Formel 1 am Sprint-Wochenende: Das ist der Zeitplan
- Freitag: Freies Training und Qualifying
- Samstag: Sprint Shootout und Sprint
- Sonntag: Grand Prix
Zwei Qualifyings: So werden die Startaufstellungen bestimmt
2023 gibt es erstmals zwei Qualifyings an einem Rennwochenende. Was bedeutet das? Der schnellste Pilot in einem Qualifying nach "klassischem" Format am Freitagabend startet am Sonntag den Grand Prix von der Pole Position. Die Idee, dass das Sprintrennen die Startaufstellung definiert, ist nach nur sechs Versuchen Geschichte.
Die Startaufstellung für den Sprint wird seit 2023 in einem komplett separaten Qualifying am Samstagmorgen ausgefahren. Dieses nennt sich offiziell "Sprint Shootout". Das Format des Shootouts ist ein verkürztes klassisches Qualifying: Q1 dauert nur zwölf, Q2 nur zehn und Q3 nur acht Minuten. In Q1 und Q2 müssen neue Medium-Reifen verwendet werden. In Q3 mussten ursprünglich neue Soft verwendet werden. Diese Regel wurde in Spielberg aufgeweicht, nun darf man auch mit gebrauchten Soft die Box verlassen.
Wer die berühmte Pole Position bekommt
Als Folge von heftiger Kritik wurde hier nach dem ersten Jahr umgestellt. Die Pole Position geht jetzt offiziell an jenen Fahrer, der das Qualifying am Freitag als Erster beendet. Durch die Auskopplung des Sprints spielt dieser für die Statistik 2023 gar keine Rolle mehr.
Wo Strafen angewandt werden
Durch die Abtrennung des Sprints werden auch die Strafen teils aufgeteilt. Für Vergehen im Sprint Shootout können Fahrer im Sprint eine Startplatz-Strafe erhalten. Vergehen im Training, im freitäglichen Qualifying oder im Sprint können hingegen nur im Grand Prix abgesessen werden. Das gilt außerdem weiters für Power-Unit-Strafe, auch die gelten nur für den Grand Prix. Wer gegen Parc fermé verstößt, muss sowohl Sprint als auch Rennen aus der Boxengasse aufnehmen.
Punktevergabe für das Sprintrennen
Punkte waren seit Einführung des Sprint-Formats ebenfalls ein großes Streitthema. 2022 wurde das Punktesystem angepasst: Die ersten acht Piloten bekommen Punkte, von acht bis einen. Für viele Fahrer, darunter Max Verstappen, noch immer nicht genug: "Es gibt ein paar Punkte, aber man kann nichts riskieren, weil man im richtigen Rennen viel mehr Punkte bekommt."
Position | Punkte |
---|---|
1 | 8 |
2 | 7 |
3 | 6 |
4 | 5 |
5 | 4 |
6 | 3 |
7 | 2 |
8 | 1 |
Distanz und Dauer der Sprint-Rennen
100 Kilometer schreibt das Reglement vor. Das entspricht in Spielberg etwa 23 Runden, in Sao Paulo 24. Normalerweise dauert ein Sprint rund 30 Minuten. Safety-Car-Phasen und rote Flaggen können das Sprint-Rennen aber verzögern. In diesem Fall gilt: Maximal 60 Minuten reine Fahrzeit, maximal 90 Minuten inklusive Unterbrechungen.
Wird der Sprint unterbrochen und kann nicht wieder aufgenommen werden, gelten folgende Regeln: Bei weniger als zwei Runden (ohne Safety Car und/oder VSC) oder wenn der Führende weniger als 50 Prozent der Renndistanz zurückgelegt hat, gibt es keine Punkte. Bis 75 Prozent der Renndistanz werden immerhin halbe Punkte vergeben.
Sprint-Regeln: Weniger Reifen, mehr DRS
Normalerweise erhält jeder Pilot 13 Sätze Slicks am Wochenende. An einem Sprint-Wochenende sind es nur zwölf Sätze. Sechs davon von der weichsten Sorte, vier Mediums und zwei harte Sätze. Ein Satz muss nach dem Freien Training zurückgegeben werden.
Für das Sprint Shootout am Samstag müssen sich alle zwei neue Medium und einen neuen Soft aufbehalten, um die hier verpflichtenden Reifenregeln zu erfüllen. Die Startreifen für den Sprint dürfen frei ausgesucht werden, Boxenstopps sind keine Pflicht. Nach dem Sprint-Rennen muss der Reifensatz mit den meisten bisher absolvierten Runden zurückgegeben werden.
Beim DRS gibt es 2023 eine kleine Änderung: Nun dürfen die Piloten bei Sprints schon ab der zweiten Runde DRS verwenden. Das gilt für Start, Restart und etwaige Safety-Car-Restarts. Die Verschiebung um eine Runde nach vorn soll die Abstände im Feld kleiner halten. Denn: So bleibt dem Führenden nach der Startphase wesentlich weniger Zeit, um seinen Vorsprung auf eine Sekunde auszubauen und aus dem DRS-Fenster zu kommen. Die Regeländerung gilt nur für den Sprint, bei normalen Formel-1-Rennen bleibt die Grenze bei drei Runden.
Ablauf vor dem Rennen
30 Minuten vor dem Samstags-Rennstart öffnet die Boxengasse. Damit ist der Vorlauf zum Sprintrennen kürzer als der zum Grand Prix. Nur fünf Minuten bleibt die Boxengasse geöffnet. Statt unbegrenzt Sichtungsrunden in dieser Zeit ist lediglich die eine Runde in die Startaufstellung erlaubt. Wer danach wieder an die Box abbiegt, muss aus der Boxengasse starten. Das Prozedere in der Startaufstellung bleibt identisch.
Ablauf nach dem Rennen: Siegerehrung?
Eine klassische Siegerehrung mit Pokal gibt es nicht. Auch hier will man einer Verwässerung des Grand Prix vorbeugen. Stattdessen gibt es für den Gewinner des Sprintrennens eine Medaille. Die Siegerehrung findet auf einem Podium statt, allerdings nicht auf dem 'offiziellen' Podium von Sonntag. Die Idee einer Ehrenrunde der Top-3 wurde nach 2021 wieder verworfen.
Sprint-Regeln: Parc fermé und Sperrstunden
Die Sperrstunde von Freitag auf Samstag für die Mechaniker entfällt. Grund: Parc fermé beginnt schon früher. Mit dem Start der Qualifying-Sitzung am Freitagabend ist die Abstimmung der Autos eingefroren. Setup-Änderungen sind dann nur noch in sehr beschränktem Maße zulässig. Reifendrücke und Frontflügel-Flaps dürfen beispielsweise justiert werden. Feder, Dämpfer, Bodenfreiheit, Aero-Konfiguration und Co. dürfen nicht mehr angepasst werden.
Es gibt aber Ausnahmen: Wird ein Bauteil beschädigt, darf es mangels Ersatzteile auch durch Teile anderer Spezifikationen ersetzt werden. Diese müssen aber im Saisonverlauf schon einmal eingesetzt worden sein. Außerdem dürfen während des Parc fermé an einem Sprint-Wochenende auch noch Bremsmaterialien, Auspuffsysteme, Ölfilter, Luftfilter und Zündkerzen gewechselt werden und die Kupplung revidiert werden.
Im ersten Meeting der F1-Kommission in diesem Jahr wurde zudem bestätigt, dass der Austausch von häufig beschädigten Teilen im Parc Ferme erweitert und vereinfacht wird. Die Teams bekommen mehr Freiheiten, was selbst eingereichte Deklarierungsformulare für die Technische Abnahme angeht. Das soll nicht nur Teams, sondern auch FIA-Techniker entlasten.
Geld für die Sprint-Rennen
Finanziell bringt ein Sprint-Wochenende zwei Probleme mit sich: Einerseits kostet das Sprint-Rennen die Teams mehr Geld. Das soll durch die gesteigerten Einnahmen des Kommerziellen Rechteinhabers kompensiert werden. Liberty Media nimmt vom Veranstalter eine höhere Gebühr, die dann wiederum über den festen Verteilungsschlüssel zu einem gewissen Prozentsatz an die Teams ausgeschüttet wird. Am Ende sollen die Rennställe finanziell profitieren.
Mehr Geld ist immer gut. Problem: Wenn man es gar nicht ausgeben darf. Die Top-Teams haben mit der Budgetobergrenze so knallhart kalkuliert, dass es keinen Raum für zusätzliche Ausgaben gibt. Deshalb gibt es für Sprints einen zusätzlichen Beitrag, der von der Budget-Obergrenze ausgenommen ist. Dieser wurde 2023 verdoppelt: Anstatt 150.000 gibt es 300.000 US-Dollar zusätzlich pro Sprint. Pauschal, die Entschädigungszahlungen für Unfälle fallen weg.
Formel 1 Sprintrennen: So kam es dazu
Seit vielen Jahren diskutieren Fahrer, Teams und Verantwortliche der F1 und FIA darüber, wie sie ein Formel-1-Wochenende aufwerten könnten. Ein Zwei-Tages-Format wurde 2020 in Imola getestet, die Idee von Reverse-Grid-Rennen wurde oft in den Ring geworfen, aber letztlich stets verworfen. "Wir wollen keinen künstlichen Schnickschnack", erklärte F1-Sportchef Ross Brawn die ablehnende Haltung.
Das Ergebnis der jahrelangen Diskussionen war die Einführung von Sprint-Rennen in der Saison 2021. Weil die F1 den Grand Prix am Sonntag aber nicht mit einem zweiten Rennen am Samstag verwässern wollte, hieß das 100 Kilometer lange Rennen am Samstag zunächst offiziell Sprint-Qualifying. 2022 kam es zu einem leichten Umdenken: Die Formel 1 will inzwischen den Begriff 'The Sprint' durchsetzen. Gemeint ist aber immer das gleiche: Ein kurzes Rennen am Samstagnachmittag, das die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag bestimmt.
Beim Automobilweltverband tat man sich lange Zeit schwer mit einer Revolution des Formats. Es war der kommerzielle Rechteinhaber Liberty Media, der etwas ausprobieren wollte. Fans sollen vom neuen Format angezogen werden, und schlussendlich soll mehr Geld in die Kassen gespült werden.
Auch F1-Boss Stefano Domenicali ist großer Verfechter des Sprint-Formats: "Der Sprint bietet Action über drei Tage, wobei die Fahrer vom Start am Freitag bis zum Hauptevent am Sonntag um etwas kämpfen - was dem Wochenende mehr Dramatik und Spannung verleiht."
"Die Intensität des Wochenendes wird gesteigert", erklärt Ross Brawn die Vorzüge von Sprints. "Gleichzeitig wird mit dem Sprint-Qualifying die Integrität des Sports bewahrt und er bleibt weiterhin eine Leistungsgesellschaft." Ein wichtiger Grund gegen die Idee einer umgekehrten Startaufstellung. Bei der Formel-1-Fangemeinde und den Fahrern stoßen die Sprint-Events nach wie vor auf gemischtes Feedback, TV-Zuschauerzahlen zeigen jedoch einen positiven Effekt im Vergleich zu klassischen Rennwochenenden.
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