Seit der Geburt der Formel 1 im Jahre 1950 geht es für die Fahrer sportlich in jeder Saison um dasselbe: So viele Punkte wie möglich zu sammeln. Ab 1958 gingen die Punkte der Fahrer dann auch in die Wertung der Konstrukteure ein. Verändert hat sich im Laufe der Zeit nur die Anzahl der vergebenen Zähler sowie die Platzierungen, für welche man diese erhält. Ex-F1-Boss Bernie Ecclestone wollte einst einen Medaillenspiegel wie bei Olympia einführen, doch diese Reform ging nie vonstatten.

Das aktuelle Punktesystem ist seit 2010 in Kraft, doch wurde es von 2019 an ergänzt, beginnend mit dem Extrapunkt für die schnellste Rennrunde. Früher konnten Punkte nur im Rennen am Sonntag erzielt werden, doch seit 2021 werden auch bei der Austragung eines Sprints am Samstag Punkte vergeben. Bei Qualifyings (und natürlich auch Trainings) können allerdings im Gegensatz zu manchen anderen Motorsport-Serien keinerlei Zähler eingefahren werden.

Der aktuelle Punkteschlüssel der Formel 1

PlatzierungSprintRennen
1825
2718
3615
4512
5410
638
726
814
9-2
10-1
Schnellste Runde-1

Im Sprint erhalten die ersten acht Punkte, im Rennen sind es die Top 10. Dazu gibt es im Rennen einen Punkt für die schnellste Rennrunde. Diesen Zusatzpunkt gibt es allerdings nur, wenn der Fahrer das Rennen in den Top 10 beendet. Ansonsten wird der Punkt nicht vergeben und geht nicht etwa an den zweitplatzierten der Wertung oder ähnliches. Außerdem muss für eine Vergabe des Extrapunktes mindestens 50% der geplanten Renndistanz absolviert worden sein.

Sonderfall: Reduzierte Punkte bei unvollständiger Renndistanz

Damit der oben beschriebene Fall der Punkteausschüttung vollzogen wird, müssen mindestens 75% der geplanten Renndistanz vom Führenden absolviert worden sein. Danach gibt es einen Schlüssel, der die Punkte im Rennen je nach gefahrener Distanz reduziert. Dieser sieht folgendermaßen aus:

PlatzierungWeniger als zwei RundenBis 25%Bis 50%Bis 75%
1-61319
2-41014
3-3812
4-2610
5-158
6--46
7--34
8--23
9--12
10---1

Solange nicht mindestens zwei Runden gefahren sind, gibt es also gar keine Punkte. Wichtig ist hierbei, dass diese Runden nicht hinter dem Safety-Car oder unter virtuellem Safety-Car abgehalten worden sein dürfen. Es braucht also zwei echte Rennrunden, damit Punkte verteilt werden dürfen.

Im Sprint gibt es einen solchen Schlüssel nicht. Hier gelten zwei Regeln für die Vergabe der vollen Punkte: Erstens müssen erneut zwei echte Rennrunden (also ohne Safety-Car oder Virtual-Safety-Car) absolviert sein. Zweitens darf der Führende nicht weniger als 50% der Sprintdistanz absolviert haben. Sollte einer dieser zwei Punkte nicht erfüllt sein, gibt es keinerlei Punkte.

Was passiert bei Punktgleichstand in der Formel 1?

Normalerweise ergibt sich aus den erzielten Punkten eine klare WM-Wertung für Fahrer und Teams. Dennoch kann natürlich ein Punktegleichstand auftreten. In diesem Fall gelten die besseren Einzelergebnisse. Sollten diese Identisch sein, gilt deren Anzahl. Sollte auch diese identisch sein, werden die zweitbesten Ergebnisse verglichen und so weiter. Sollte der nahezu ausgeschlossene Fall auftreten, dass zwei Fahrer oder Teams in einer Saison exakt dieselben Ergebnisse erzielt haben, so behält sich die FIA das Recht vor, einen Sieger nach eigens ausgewählten Kriterien zu bestimmen. Diesen Fall hat es in der Formel 1 allerdings noch nie gegeben.

Zur Veranschaulichung der Vorgehensweise bei Punktegleichheit ein Beispiel aus der Formel-1-Historie:
2007 hatten die beiden McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Fernando Alonso am Ende der Saison jeweils 109 Punkte gesammelt. Es ging darum, wer Zweiter und wer Dritter der WM-Wertung hinter Weltmeister Kimi Räikkönen ist. Beide hatten als beste Platzierung einen Sieg vorzuweisen, waren also gleichauf. Die Anzahl der Siege müsste nun herhalten, doch auch hier hatten beide jeweils vier erzielt. Der Vergleich ging also weiter mit den zweiten Plätzen. Hier konnte sich Hamilton mit fünf gegenüber Alonsos vier durchsetzen. Somit wurde Hamilton Zweiter und Alonso Dritter der WM.

Historischer Rückblick: Formel-1-Punktesysteme im Wandel der Zeit

Das seit 2010 bestehende System mit Punkten für die ersten 10 Fahrer und gleich deren 25 für den Sieger ist das mit Abstand großzügigste in der Geschichte der Königklasse. Die 109 Punkte von Hamilton und Alonso aus dem Jahr 2007 wären heutzutage die Ausbeute eines Mittelfeldpiloten und nicht eines WM-Kandidaten. Aufgrund dieser Veränderung sind historische Punktevergleiche und -Rekorde in der Königsklasse mit äußerster Vorsicht zu genießen. Im Folgenden gibt es die Übersicht, wie sich der Punkteschlüssel vor der Reform von 2010 gewandelt hat.

Platzierung1950 - 195919601961 - 19901991 - 20022003 - 2009
18891010
266668
344446
433335
522224
6-1113
7----2
8----1
Schnellste Runde1----

Außerdem sollte noch erwähnt sein, dass es aufgrund der früher deutlich höheren Ausfallquote in der Formel 1 Streichresultate gab. Von 1950 bis 1990 ging daher nur ein gewisser Anteil der theoretisch erzielbaren Punkte in die Wertung ein. So fuhr bspw. Weltmeister Jim Clark im Jahre 1963 zusammengerechnet 73 Punkte heraus. In die WM-Wertung gingen aber nur 54 ein, da nur die besten sechs von zehn Rennen zählten. Die Quote der gültigen Resultate wurde dabei je nach Länge des Rennkalenders angepasst. Auswirkungen auf den Ausgang der Weltmeisterschaft hatten die Streichresultate aber überraschend selten. 1964 wäre Graham Hill statt John Surtees Weltmeister geworden, 1988 hätte Alain Prost statt Ayrton Senna triumphiert. Ansonsten gewann immer der Pilot die WM, der auch ohne den Einfluss der Streichresultate die meisten Punkte geholt hatte. Seit 1991 müssen die Fans ohnehin nicht mehr darauf achten, alle Resultate zählen.