Geschäftsführer statt Formel-1-Teamchef. Andreas Seidl betritt 2023 nach seinem Wechsel zu Alfa-Sauber arbeitstechnisches Neuland. Die ersten Wochen im neuen Job hat er nun hinter sich. Vor dem Saisonstart in Bahrain gibt der Bayer ein Update, wie es läuft, und warum er an den Rennstrecken nicht mehr zwingend anzutreffen sein wird.

"Die Formel 1 bleibt Kernfokus der Sauber-Gruppe, also werde ich natürlich beteiligt sein und meine Erfahrung beisteuern", erklärt Seidl. Aber als Geschäftsführer der ganzen Gruppe ist das nicht mehr seine Hauptaufgabe. "Ich werde ein paar Rennen besuchen, aber die Basis von Erfolg in der F1 entsteht in der Fabrik, und dort wird mein unmittelbarer Fokus liegen."

Seidl: Neue Formel-1-Verantwortungen 2023

Sauber befindet sich gerade im Umbruch. Die bisherige Titelpartnerschaft mit Alfa Romeo läuft aus, im Januar hat sich Audi offiziell als Teilhaber eingekauft. Für den deutschen Hersteller wird Sauber ab 2026 Werkspartner sein. Bis dorthin hat Seidl eine klare Aufgabe: Das ganze Unternehmen darauf vorbereiten, ein Werksteam zu werden.

Das bedeutet für ihn einen viel größeren Verantwortungsbereich als zuletzt bei McLaren, wo er im Organigramm unter dem Motorsport-Chef angeordnet war und die operativen Geschäfte leitete. Bei Sauber hat er nun wiederum selbst Leute, die das Tagesgeschäft für ihn leiten werden.

Alessandro Alunni Bravi wurde vor wenigen Wochen als sogenannter "Teamrepräsentant" auserkoren, sein Fachbereich sind Kommerzielles und Rechtliches. 2023 wird er auch das öffentliche Gesicht der Mannschaft. Chefingenieur Xevi Pujolar und Sportdirektor Beat Zehnder, beide mittlerweile F1-Urgesteine, stehen ihm an der Strecke zur Seite. Technik-Chef Jan Monchaux und Operationsleiter Axel Kruse komplettieren das Führungsteam. Alle waren schon vor Seidls Ankunft bei Sauber beschäftigt.

"Diese Struktur stärkt alle Einzelpersonen und erlaubt es mir als Geschäftsführer, mich auf die strategische Zukunft der Sauber-Gruppe und des Teams zu konzentrieren", ist Seidl zuversichtlich. Wie es mittelfristig weitergeht, das bleibt erst einmal offen. Bis zum vollumfänglichen Audi-Einstieg dauert es noch drei Jahre.

Sauber vor Herausforderung Audi-Einstieg

Davor wird Sauber noch ein Jahr lang von Alfa Romeo gesponsert, und für alle drei Jahre wird weiter Ferrari die Motoren liefern. Es ist eine Übergangsphase durch und durch. "Ich nehme mir gerade die Zeit, so viele Leute wie möglich kennenzulernen, um Beziehungen aufzubauen und zu verstehen, wie das Team funktioniert", sagt Seidl.

Damit will er die Stärken, und auch die Schwächen ergründen: "Und wo unsere Lücken zu den Teams vor uns sind." Dass Sauber nicht perfekt ist, das ist klar. Zuletzt hatte das Team nicht einmal immer ausreichend Budget, um es bis zur Kosten-Obergrenze zu schaffen.

Ein seit Jahren eingeschränktes F1-Team wieder wachsen zu lassen ist keine einfache Aufgabe. Geld allein löst keine Probleme. Gerade zeigt das zum Beispiel Aston Martin, wo man im Vorjahr das Wachstum bremsen musste, um nicht die Kontrolle zu verlieren.

Daher ist es für Seidl immens hilfreich, schon drei Jahre vor dem großen Audi-Einstieg anzufangen. 2023 bleiben die Ziele natürlich simpel, man will einfach Fortschritte machen. Langfristig kann es als Audi-Werksteam nur ein Ziel geben, das weiß Seidl: "Letztendlich wollen wir ein Team werden, das um Podien und Siege kämpft."