Seit Beginn des Wochenendes in Japan ist die Laune bei Lewis Hamilton gut, und die lässt er sich auch von einem siebten Platz im Qualifying nicht verderben: "Das Auto ist viel angenehmer zu fahren an diesem Wochenende, und gerade auf so einer Strecke, wo du eine angenehme Balance brauchst. Es fühlt sich so angenehm an wie seit drei Jahren nicht." Endergebnis: Platz sieben, 0,569 Sekunden Rückstand. George Russell erging es mit Platz neun noch schlechter.

Warum Hamilton bei solchen Rückständen trotzdem positive Bilanz zieht? Weil es im Vergleich zu den letzten Jahren eben doch ein signifikanter Fortschritt ist. 2022 und 2023 war Mercedes jeweils eine Sekunde langsamer, und fühlte sich besonders in den schnellen Passagen nicht gut an. Suzuka testet die Highspeed-Balance der Formel 1. Dass genau diese Balance im Qualifying 2024 gut war, ist großer Grund zur Hoffnung.

"Es war wie Tag und Nacht in Bezug auf das Komfortgefühl im Auto", urteilt Hamilton, der in den letzten Qualifyings permanent unkomfortabel im Auto gewesen war. Nachdem er in Japan das erste Training zur bis dahin besten Session des Jahres auserkoren hatte, ließ er sich zum ersten Mal seit Monaten aber auch nicht zu aggressiven Setup-Änderungen verleiten: "Ich habe nicht diese ganzen beliebigen Dinge ausprobiert, sondern mich nur darauf fokussiert, vernünftige Änderungen zu machen, und das hat funktioniert."

Balance gut, Ergebnis schlecht: Hamilton erhoffte sich mehr

Der siebte Platz ist dennoch eine dürftige Ausbeute. "Ich habe gehofft, dass ich etwas weiter vorne wäre", räumt Hamilton schließlich doch ein. Platz sieben ist der gleiche Startplatz wie im Vorjahr, und noch immer langsamer als Red Bull, McLaren, Ferrari und Aston Martin. Unterschied: Rückstand zu Red Bull um 0,462 Sekunden verkürzt, Rückstand auf McLaren um 0,173 Sekunden und Rückstand auf Ferrari um 0,282 Sekunden.

TeamRückstand 2023Rückstand 2024
Red Bull+ 1,031+ 0,569
McLaren+ 0,450+ 0,277
Ferrari+ 0,366+ 0,084

Hätte Hamilton noch eine Zehntel gefunden, so würde er auf dem vierten Platz stehen. "Und das auf einer Strecke, die im vergangenen Jahr eine der schlechtesten war, wenn nicht sogar die schlechteste", meint Teamchef Toto Wolff. "Wir scheinen mit dem Auto dieses Wochenende einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben."

Hamilton & Russell analysieren: Japan die perfekte Mercedes-Teststrecke

Ernüchternd erscheint da wiederum die Tatsache, dass sich das Auto anders als zuletzt gut anfühlte - und trotzdem wieder nur für den siebten Platz gut genug war. Doch Hamilton unterstreicht: "Das ist die perfekte Teststrecke. Sie zeigt die Einschränkungen des Autos. Ich weiß jetzt, wenn ich mit meinen Ingenieuren spreche, wo wir besser werden müssen."

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George Russell, der einen Fehler auf seiner letzten Runde einbaute und sich daher mit acht Zehnteln Rückstand auf Platz neun einfand, führt weiter aus: "Das Auto korreliert in den langsamen und mittelschnellen Kurven gut. Aber wir sind in den schnellen Kurven weit von dem weg, was wir in der Fabrik sehen. Das müssen wir aussortieren."

Mercedes-Fahrer George Russell
Kein gutes Qualifying für George Russell, Foto: LAT Images

Im Qualifying sind diese schnellen Kurven mit leeren Tanks, Soft-Reifen und voller Power noch schneller, lautet Russells jüngste Schlussfolgerung: "Da ist es nur logisch, dass uns die Pace in diesen Kurven etwas entgleitet."

Mercedes mit zweiter Geldstrafe 2024

Entglitten sind Mercedes im Qualifying schließlich noch 5.000 Euro. Der Mechaniker, welcher dafür zuständig ist, Russell per Handzeichen aus der Garage in die Boxengasse zu leiten, schaute in Q1 nicht genau hin - genauer gesagt schaute er gar nicht hin, und schickte einen aus dem Cockpit nichtssehenden Russell beinahe in den Seitenkasten von Oscar Piastri.

Russell hatte eigentlich rechts im Arbeitsbereich bleiben wollen, sah da aber Hamiltons Mechaniker stehen und versuchte daher nach links in die Fastlane zu ziehen, obwohl er nichts sehen konnte. Für Mercedes ist es der zweite Verfahrensfehler der Box, der 2024 eine Geldstrafe nach sich zieht. 15.000 Euro musste man in Bahrain zahlen, weil man Lewis Hamilton nicht über Verkehr informiert hatte.