Haarscharf entkam Logan Sargeant im 2. Training zum Saudi-Arabien-GP einem schweren Unfall. Auf seiner zweiten Runde fuhr der Williams-Pilot mit hohem Tempo durch die Kurven 10 und 11, als plötzlich ein auf einer langsamen Runde bummelnder Lewis Hamilton vor seine Nase schwenkte. Der Fehler liegt bei Mercedes, und wird teuer.

Gleich nach dem Training wurden Hamilton und Sargeant für die Aktion von den Stewards vorgeladen. Hamilton kam mit einer Warnung davon, die wirklichen Folgen blieben an Mercedes hängen: 15.000 Euro muss das Team bezahlen, weil die für den Verkehr Zuständigen in der Box den heraneilenden Sargeant verschlafen haben.

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Das gängige Verfahren in der Formel 1 ist, dass in der Garage auf den Verkehr geachtet wird. Gerade auf einer von Betonwänden umgebenen unübersichtlichen Highspeed-Strecke wie Jeddah sind die Rückspiegel für den Fahrer fast nutzlos. Er ist völlig davon abhängig, dass in der Garage die Verkehrslage richtig erfasst wird, und dass er diese Information zeitnah von seinem Renningenieur per Funk erhält.

Ahnungsloser Hamilton mit gefährlichem Manöver

Am Hamilton-Funk gab es aber nichts dergleichen zu hören. Während er durch die Kurven 8 bis 11 schlich, gab ihm sein Renningenieur Peter Bonnington lediglich die Problemkurven der ersten fliegenden Runde durch. "Ein schwerer Fehler des Teams, gerade bei den Geschwindigkeiten auf dieser Strecke und in Kurve 11", halten die Stewards fest. Sargeant musste bei über 230 km/h im sechsten Gang über einen Kerb ausweichen.

Williams-Fahrer Logan Sargeant
Im Betonkanal von Saudi-Arabien ist die Sicht schlecht, Foto: LAT Images

Für den Williams-Piloten war es ein Albtraum-Szenario. Aufgrund der Betonmauer rechts in Kurve 9 sieht man erst recht spät langsamen Verkehr in den Kurven 10 und 11. In diesem Fall verschlimmerte obendrauf Carlos Sainz die Situation. Auch der war auf einer langsamen Runde und direkt hinter Hamilton.

Sainz bekam von seiner Box die Info, dass Sargeant kam, und schloss schnell zum Heck von Hamilton auf, um Platz zu machen. Hamilton interpretierte das falsch, wollte wiederum den Ferrari vorbeilassen und lenkte nach rechts. Sargeant hatte bis dahin nur das Heck des Ferrari im Blick gehabt. Plötzlich bog vor diesem ein Mercedes auf die Ideallinie ab.

"Was Hamilton da getan hat war super gefährlich, Sargeant wäre fast abgeflogen", kritisierte Sainz prompt am Funk. Bei dem Tempo und den kleinen Auslaufzonen hätte das ein "schwerer Highspeed-Unfall" werden können, so halten es auch die Stewards explizit fest. Hamilton konnte sich nur entschuldigen: "Ich wusste nicht, dass da wer auf einer schnellen Runde kam. Ich wollte nur Sainz platzmachen."

Hamilton und Mercedes blieben die einzigen, für die es am Donnerstag in Saudi-Arabien Konsequenzen gab. Verkehrsprobleme beherrschten aber die ersten zwei Trainings in Jeddah. Immer wieder standen Fahrer auf langsamen Runden Konkurrenten auf Qualifying-Simulationen im Weg. Die durch die Wände fast völlige Abhängigkeit von der Box und das hohe Tempo sind für alle eine Herausforderung.