Am Mittwochabend verdutzte die Nachricht des Abschieds von Haas-Teamchef Günther Steiner die F1-Welt. Immerhin hatte der Südtiroler nicht nur seit dem Einstieg das Team angeführt und es zuvor auf ebenjenen vorbereitet, sondern galt sogar als Initiator des Projekts, der Teambesitzer Gene Haas einst vom Formel-1-Einstieg überzeugte.
Ebenso überraschend wie der Steiner-Rauswurf, war für manch einen aber auch sein Nachfolger: Kein großer Name wurde verpflichtet, kein Mattia Binotto, kein Otmar Szafnauer. Stattdessen setzt Haas ähnlich dem Vorbild McLaren auf eine teaminterne Beförderung. Ayao Komatsu heißt der neue Chef des Schlusslichts in der Konstrukteurswertung der vergangenen Saison.
Ayao Komatsu: 20 Jahre in der Formel 1
Doch wer ist Ayao Komatsu? Obwohl er vielen wohl kein Begriff ist, so ist er doch schon jahrzehntelang ein Teil des Formel-1-Paddocks. Der 47-jährige Mann aus Tokio, der zum Studium nach England ausgewandert war, startete 2003 seine Karriere beim heutigen Mercedes-Team BAR als Reifeningenieur. Seine Zeit beim Team aus dem britischen Brackley blieb allerdings ein kurzes Intermezzo, 2006 wechselte er als Performance-Ingenieur zu Renault.
Auch hier zunächst auf die Reifen fokussiert, füllte Komatsu nach dem Ende des sogenannten Reifenkriegs verschiedene Ingenieursrollen aus. Unter anderem war er während seiner Zeit in Enstone auch als Renningenieur von Vitaly Petrov und Romain Grosjean tätig.
Nach der Übernahme von Renault durch Genii Capital und dem Rebranding zu Lotus blieb Komatsu zunächst an Bord. Das änderte sich nach der Gründung von Haas und dem Wechsel von Grosjean nach der Saison 2015. Während in Enstone wieder Renault das Ruder übernahm, begleitete der Japaner den Franzosen zu Haas. Dort stieg er vom Chef-Renningenieur zum Ingenieurs-Direktor, einem der höchsten Posten im Team, auf. Am Mini-Kommandostand, an dem nur zwei Personen neben Steiner Platz hatten, saß Komatsu direkt neben seinem Vorgänger.
Deshalb fiel die Wahl auf Komatsu
Nun folgt also der Schritt an die Spitze eines Formel-1-Rennstalls. Teambesitzer Gene Haas erwartet von Komatsu als Teamchef eine sportliche Steigerung im Vergleich zum Ende der Steiner-Ära. Doch wieso fiel die Wahl auf den als F1-Teamchef unerfahrenen Komatsu und nicht auf eine prestigeträchtigere Lösung von außerhalb?
"Wenn man Leute von außen holt, braucht es für sie Zeit zu lernen, sechs Monate oder ein Jahr, und oftmals mag man sie dann nicht einmal.", erklärt Haas im Interview mit Formula1.com die Beförderung Komatsus. "Es ist besser, Leute zu nehmen, die man kennt. Selbst wenn sie nicht perfekt passen, weiß man wenigstens, was man bekommt.", so der US-Amerikaner weiter.
"Ayao ist seit Tag eins ein Teil des Teams, er kennt es in- und auswendig", ist Haas voll des Lobes für Steiners Nachfolger. Besonders für den Saisonstart sei dieses Attribut nicht zu unterschätzen. "Mein größtes Anliegen ist, dass, wenn wir nach Bahrain gehen, müssen wir mit einem Auto aufkreuzen, das bereit ist loszulegen. Vielleicht ist es besser eher einen Managertyp und Ingenieursansatz zu haben, wir werden sehen, ob das Vorteile hat.", so der 71-jährige.
Gene Haas: Das hebt Komatsu von Steiner ab
Dies sei etwas, das Komatsu von Steiner abheben könne. "Ich denke Günther hatte eher einen menschlichen Ansatz an alles mit Leuten und die Art, wie er mit Leuten interagiert hat, da war er sehr gut.", lobt Haas den scheidenden Teamboss. Jedoch deutet der Teambesitzer im Anschluss auch an, woran es Steiner möglicherweise mangelte: "Ayao ist sehr technisch, er schaut auf die Dinge basierend auf Statistiken. Das ist es, was wir schlecht machen, wo wir besser werden können."
Viel Zeit für tiefgreifende Änderungen wird Komatsu vor Saisonbeginn allerdings wohl kaum noch bleiben. Am 2. März startet die Formel 1 in Bahrain in ihre 75. Saison, Ende Februar finden ebenfalls im Golfstaat bereits die Testfahrten vor der Saison statt.
Wie Günther Steiners Bilanz nach acht Jahren als Haas-Teamchef aussieht und welche Aufreger ihn in dieser Zeit begleiteten, lest Ihr in diesem Artikel:
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