In einer kritischen Phase wird an der Spitze von McLarens Formel-1-Team durchgetauscht. Doch es ist nicht alles neu - Andrea Stella, der ab sofort den Teamchef-Posten von Andreas Seidl übernimmt, war die logische Wahl. Er soll das fortführen, was Seidl in den letzten vier Jahren begonnen hat.

Stella, bisher Renndirektor des Teams, war der Wunschkandidat von McLarens Motorsport-Chef Zak Brown, der seinem neuen Teamchef am Dienstag in der ersten gemeinsamen Pressekonferenz viele Vorschusslorbeeren zukommen ließ. Die Aufgabe als Seidl-Nachfolger wird nicht leicht, aber Stella gibt sich zuversichtlich - und weiß, was er will.

"Andrea war immer unsere erste Wahl", verkündet Brown am Dienstag stolz. Nur weil Stella auch kurzfristig das Angebot zur Beförderung annahm, ließ McLaren Seidl überhaupt so schnell ziehen. "Andrea hat eine tiefgehende Geschichte, nicht nur mit McLaren, auch mit Ferrari. Ich wusste, er kennt das Team in- und auswendig."

Stella und McLaren: Fortsetzen des Seidl-Erbes

"Ganz klar ist da ein Element von Kontinuation dabei", stimmt Stella bei seinem ersten Auftritt als Teamchef zu. Er ist wie Seidl ein gelernter Ingenieur. In Stellas Fall hatte er als Performance- und Renningenieur jahrelang bei Ferrari direkt in der Garage gearbeitet, und wurde als Renningenieur von Fernando Alonso in dessen Ferrari-Jahren berühmt.

Wie Alonso wechselte auch Stella 2015 zu McLaren. Dort stieg er bald ins Management auf. Als Renndirektor verbrachte er die letzten vier Jahre in Seidls Führungsstab, leitete die operative Seite des Rennteams: "Wir haben mit Andreas sehr gut gearbeitet und viel Wichtiges etabliert, und das wollen wir konsolidieren."

Stella arbeitete bei McLaren eng mit Seidl zusammen, Foto: LAT Images
Stella arbeitete bei McLaren eng mit Seidl zusammen, Foto: LAT Images

"Mit den jüngsten Fortschritten des Rennteams sind wir glücklich, da ist Kontinuität wichtig", unterstreicht Stella. Seidl hatte das Team zusammen mit Brown neu aufgestellt, und auch viele der gerade in die Endphase gehenden Infrastruktur-Projekte wie den neuen Windkanal und den neuen Simulator eingeleitet. Seither fährt man wieder konstant an der Spitze des Mittelfeldes. Deshalb wollte auch Brown keinen Outsider mehr anheuern: "So erleben wir wohl keinen Stolperer. Bei einem von außen würde es dann immer ein bisschen dauern, bis der reinkommt."

Ingenieur Stella am Puls der McLaren-Mannschaft

Wenn es ins Detail geht, so überrascht auch wenig, dass Stella weiter einen direkten Draht zu der streckenseitigen Mannschaft halten will, seiner alten Baustelle: "Diesbezüglich möchte ich meinen Einfluss und meine Präsenz noch ziemlich direkt halten. Zugleich haben wir in der Fabrik auch erfahrene Leute, auf die ich mich verlassen kann."

"Aber ich plane auch, auf Fabrik-Seite sehr präsent zu sein, was in der modernen Formel 1 natürlich eine Herausforderung ist", gesteht Stella. "Wie konfigurieren wir das? Darüber müssen wir erst einmal nachdenken."

Sportchef Brown garantiert Stella Unterstützung

Umbauten gibt es sonst vorerst keine aber keine. Zak Brown vertraut auf die Robustheit der Struktur, und glaubt, dass der Verlust eines Einzelnen aus der Führungsriege wegzustecken ist: "Aus 850 wurden 849 Leute, wir haben eine ziemlich große Organisation. Es ist eine große Organisation, in der es in meinen Augen eine Masse an Talent gibt."

Ganz oben wird aus dem Erfolgsduo Brown und Seidl jetzt Brown und Stella. "Ich würde sagen, es gibt ein sehr starkes Element des Zusammenspiels zwischen den Charakteristiken von Zak und mir", ist Ingenieur Stella zuversichtlich. "Unsere Chance ist, dass ich in meiner ganzen F1-Karriere mit dem Ingenieurswesen und den Racing-Elementen zu tun hatte." Die Management-Teilung wird bestehen bleiben.

"Bei Andrea sehe ich die volle Verantwortung für die Leistung des Formel-1-Teams", stimmt Brown zu. "Ich werde weiter das machen, was ich am besten kann. Kommerzielles. Marketing. Die besten Leute holen und ihnen die Ressourcen geben, um den Job bestmöglich zu verrichten."