Nur einen Tag nach dem überraschenden Abschied von Jost Capito bei Williams ist die nächste Sensation perfekt: Andreas Seidl verlässt McLaren und wird im Januar 2023 Geschäftsführer der Sauber Gruppe. Das gab das Unternehmen am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt.
Der bisherige Sauber-Teamchef und Geschäftsführer Frederic Vasseur wird Hinwil verlassen, wie das Team kurz zuvor offiziell bestätigte. Der Franzose wird Nachfolger von Mattia Binotto als Ferrari-Teamchef. Der Italiener hatte seinen Posten nach anhaltenden Spekulationen über seine Personalie vor zwei Wochen mehr oder weniger freiwillig geräumt.
Seidl wird Vasseur bei Sauber nicht eins zu eins ersetzen. Der Bayer wird Geschäftsführer, nicht aber Teamchef. Diese Personale will der Rennstall zu gegebener Zeit kommunizieren. "Es ist großartig, im Januar bei der Sauber Gruppe zu beginnen. Es ist ein Team mit einer reichen Formel-1-Geschichte und eine Organisation, die ich aus den vier Jahren sehr gut kenne, die ich in Hinwil gearbeitet und gewohnt habe", so Seidl über seinen neuen Arbeitgeber. Der 46-Jährige kennt das Team und den Standort aus BMW-Zeiten bestens.
Seidl und McLaren: Unfinished Business
Andreas Seidl und Sauber - das ist nicht gänzlich neu, nur der Zeitpunkt überrascht. Bei McLaren hatte er noch ein mittelfristiges Projekt. Mit der Fertigstellung der Infrastruktur in Woking wollte er den einstigen Giganten zurück zu altem Erfolg führen. 2024 wollte Seidl mit McLaren um Siege kämpfen. Dieses Ziel muss McLaren nun ohne Seidl erreichen. Seidls Nachfolger bei McLaren wird Andrea Stella.
"Ich habe es wirklich genossen, mit Zak und dem Team zu arbeiten. Wir haben einige gute Ergebnisse erzielt und ich werde immer gute Erinnerungen haben. Monza ist mein persönliches Karrierehighlight", blickt Seidl auf knapp vier Jahre McLaren an der Seite von CEO Zak Brown zurück. In Monza holte das Team 2021 den ersten Sieg seit 2012.
"Das Team ist auf einem guten Weg und ich danke allen für ihre Unterstützung, ihr Vertrauen und ihren Einsatz. Danke an Zak und die Besitzer dafür, dass sie meine persönliche Entscheidung, mich neuen Herausforderungen zu widmen, verstehen", so Seidl. Zak Brown ist seinem Ex-Teamchef nicht nur für die sportliche Weichenstellung in den letzten Jahren dankbar: "Ich danke ihm auch für die Transparenz während des ganzen Prozesses, die uns Zeit gab, entsprechend zu planen."
Auf den ersten Blick ist der Wechsel von Woking nach Hinwil für Seidl ein Abstieg. Allerdings wird Sauber 2026 zum Audi-Werksteam. Seidl hat aus seiner Zeit mit Porsche in der WEC hervorragende Kontakte zum Volkswagen-Konzern und war deshalb schon mehrfach mit den Ingolstädtern in Verbindung gebracht worden. Will Audi beim Start 2026 erfolgreich sein, müssen die Grundlagen dafür und vor allem Synergien jetzt schon geschaffen werden.
Audi freut sich über Sauber-Seidl
Auch Audi meldete sich nach der Bekanntgabe zu Wort. "Wir begrüßen die Wahl unseres zukünftigen Partners. Andreas Seidl hat eine breite Führungserfahrung aus verschiedenen Motorsportprogrammen auf Hersteller- und Formel-1-Teamseite - eine beeindruckende Bilanz im Motorsport", heißt es von Audi Technikvorstand Oliver Hoffmann.
Abgesehen von der beruflichen Perspektive macht der Wechsel für Seidl auch privat Sinn. Derzeit pendelt er zwischen Deutschland und England. Neuburg an der Donau, wo Audis Formel-1-Motor entsteht, liegt für den Bayern vor der Haustüre. Hinwil ist knapp vier Autostunden entfernt.
"Ich kann es kaum erwarten, beim Team zu beginnen und mit all den Kollegen bei der Sauber Gruppe an den ambitionierten Zielen, die wir uns zusammen gesetzt haben, zu arbeiten", so Seidl. Finn Rausing, der aktuelle Sauber-Besitzer, zeigt sich vom Neuzugang begeistert: "Andreas' Erfahrung ist einmalig und er beringt ein klares Verständnis dafür mit, was es braucht, nachhaltig erfolgreich zu sein."
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