Der nächste Formel-1-Teamchef ist weg - und diesmal ist es eine Überraschung. Aus dem Nichts teilt Williams am 12. Dezember 2022 mit, dass der erst vor zwei Jahren angeheuerte Jost Capito seinen Teamchef-Posten räumen wird. Mit Capito geht auch der von ihm zum Rennstall gebrachte Technische Direktor FX Demaison.

Nachfolger kommuniziert Williams am Montagabend noch nicht. Capito war von den Teameigentümern Dorilton Capital für einen Neustart geholt worden. Das einstige Weltmeisterteam war in den 2010er-Jahren abgestürzt, am Ende landete es wiederholt auf dem letzten Platz der Konstrukteurs-WM. Capitos Zwischenspiel war ein kurzes, ohne große Erfolge: Beim achten WM-Platz von 2021 war viel Glück dabei, 2022 belegte man wieder einen klaren zehnten Rang.

"Wir würden Jost gerne für die harte Arbeit und den Einsatz danken, während wir diesen großen Prozess der Transformation begonnen haben, um Williams wiederzubeleben", wird der Dorilton-Vorsitzende Matthew Savage in der knappen Presseaussendung zitiert. "Wir sind dankbar, dass Jost seinen geplanten Ruhestand verschoben hat, um diese Herausforderung anzunehmen, und jetzt wird er das Team für die nächste Stufe des Prozesses abgeben."

Dorilton hatte Williams 2020 gekauft, nachdem die vom legendären britischen Teamchef Sir Frank Williams aufgebaute Mannschaft davor jahrelang ein Familienteam gewesen war. Das Muster des Privatteams ohne große Finanziers oder Werkspartner war für die Familie am Ende dann aber nicht mehr zu stemmen gewesen.

Williams-Führung: Übergang statt Aufbau

Dorilton suchte sich Capito als Teamchef. Der Deutsche kann Jahrzehnte an Motorsport-Erfahrung vorweisen, vor allem in der Rallye-WM feierte er Erfolge. Für Volkswagen führte er das erfolgreiche Werksprogramm in der WRC an, danach war er (nach einem ganz kurzen Gastspiel in der Formel 1 bei McLaren) dort Chef der R GmbH.

Capito brachte in den letzten zwei Jahren mit FX Demaison ein weiteres Gesicht aus VW-Zeiten an Bord. Demaison war schon in der WRC sein Technischer Direktor gewesen, nun übernahm er auch bei Williams diesen Posten.

Die Trennung vor der Formel-1-Saison 2023 kam dann doch überraschend. Eigentlich waren Capito und Demaison mit dem Um- und Neuaufbau des Teams beschäftigt. Capito ließ noch vor wenigen Wochen verlautbaren, dass die Saison 2022 als Übergangssaison zu sehen sei, da das Auto noch nicht vollends vom neuen Team entwickelt worden war.

Williams feierte mit Nyck de Vries in Monza einen Überraschungserfolg, Foto: LAT Images
Williams feierte mit Nyck de Vries in Monza einen Überraschungserfolg, Foto: LAT Images

Den ersten Schritt wollte Williams 2022 aber gemacht haben - anders als 2021 waren die Punkte in der letzten Saison nicht nur Glück, sondern erarbeitet. Trotzdem zeigt die Tabelle einen doch signifikanten Rückstand auf die anderen Teams des Formel-1-Mittelfeldes. Williams war nur auf Strecken, die dem Auto gut passten, wirklich aus eigener Kraft zu Punkten fähig.

Unsicherheiten auf dem Formel-1-Teamchefmarkt

Ohne der Verkündung eines Nachfolgers sind jetzt zwei Formel-1-Teams gegenwärtig für die Saison 2023 ohne Teamchef. Williams gesellt sich zu Ferrari, wo Mattia Binotto mit Jahresende ausscheidet. Und mehr Umbrüche könnten in den nächsten Tagen und Wochen kommen.

Nach wie vor halten sich in Italien hartnäckig die Gerüchte, dass Ferrari sich den gegenwärtigen Sauber-Teamchef Frederic Vasseur holen will. Und Sauber wäre dann ein Big Player auf dem Markt - denn die Schweizer Mannschaft wird 2026 offiziell zum Werksteam von Audi werden.