Die Formel-1-Saison 2022 ist Geschichte. Quer durchs Feld gab es viele Höhen und Tiefen, sowohl bei Weltmeister Max Verstappen bis hin zum Nicholas Latifi, der die WM auf der letzten Position beendete. Viel Up-and-Down gab es auch bei Sebastian Vettel.

Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick zurück auf die letzte Formel-1-Saison des vierfachen Weltmeisters. Wurde Vettel seinen Image als in die Jahre gekommener Topfahrer gerecht oder konnte er zum Abschied nochmal alle Kritiker verstummen lassen? Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte.

Sebastian Vettels Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles0
Ø Ergebnis14,4
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,232
Siege im Quali-Duell13

Sebastian Vettel im Qualifying: In seinen Glanzzeiten war das Qualifying Sebastian Vettels absolutes Steckenpferd. Er ließ in seinen RB-Jahren auf eine Runde nicht nur Mark Webber alt aussehen, sondern auch das restliche Feld. Diese Zeiten sind lange vorbei und das nicht nur aufgrund des Autos. Aber für einen ungefährdeten Sieg im Qualifying-Duell gegen seinen Teamkollegen reicht es dennoch.

Über zwei Zehntel (0,232 Sekunden um genau zu sein) drückte Vettel dem Kanadier im Durchschnitt pro Qualifikation auf. Das klingt nicht spektakulär, vor allem da Stroll häufig eine Schwäche im Qualifying attestiert wird. So hoch wurde Stroll aber seit seiner Rookie-Saison nicht mehr auf eine Runde geschlagen. Außerdem setzte Vettel sich im Head-to-Head-Duell mit 13 zu 7 durch.

Der Qualifying-schwache AMR22 überdeckte aber regelmäßig die mitunter starken Leistungen von Vettel. Nur auf Stadtstrecken sowie gegen Ende der Saison wurde das Auto - und damit auch - Vettel ein regelmäßiger Kandidat auf eine Q3-Teilnahme. Besonders in Brasilien und Japan hinterließ der Heppenheimer auf eine Runde einen starken Eindruck. Überdeckt wurden diese Ausreißer aber durch die häufigen Q1-Ausfälle, die Vettel meist mit einem wütend-enttäuschtem Funkspruch zur Kenntnis nahm.

Sebastian Vettels Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege0
Podien0
Punkte37
WM-Platz12
Ø Zielankunft10,2
Beste Zielankunft6
Ausfälle3

Sebastian Vettel im Rennen: Nicht nur auf eine Runde, sondern auch im Longrun war Vettel der bessere Fahrer bei Aston Martin. Teilweise waren es fragwürdige Entscheidungen des Teams, die Vettel Punkte kosteten und welche die Differenz gegenüber Stroll im Laufe des Jahres auf einem relativ niedrigen Niveau hielten.

Sein wohl bestes Rennen des Jahres fuhr Vettel in Aserbaidschan, als er trotz eines Drehers nach einem Fahrfehler auf Rang 6 ins Ziel kam. Beeindruckend waren auch die Aufholjagd in den USA und - abgesehen von einem kostspieligen Start-Zwischenfall mit Fernando Alonso - auch der GP von Japan.

Sebastian Vettels Entwicklung: Die Saison hätte für Sebastian Vettel schlechter nicht beginnen können. Die ersten beiden Saisonrennen verpasste er mit einer Corona-Infektion, anschließend folgte in Australien das wohl schlimmste Grand-Prix-Wochenende der Saison. Erste Punkte gab es erst beim Emilia-Romagna-GP in Imola.

Der Aston Martin erwies sich bei zahlreichen Rennen als Longrun-Spezialist. Dadurch konnte Vettel zwar die Qualifying-Defizite seines Boliden ausgleichen, aber Spitzenresultate blieben dabei Mangelware. Nur auf den Stadtstrecken, allen voran in Aserbaidschan, lief das Auto des Silverstone-Rennstalles wie schon im Vorjahr wie eine Eins. Gleichzeitig setzte Aston Martin vor allem bei Vettel mehrmals strategisch auf das falsche Pferd.

Wirklich konstante Punkteanwärter wurden Vettel und sein Team erst gegen Saisonende, 17 Punkte aus den letzten sechs Rennen sprechen für sich. Vettel selbst schien, nachdem er sein Karriereende bekanntgegeben hatte, eine Last von den Schultern gefallen zu sein. Der Heppenheimer fuhr in der zweiten Saisonhälfte befreiter auf und verhalf sich selbst zu einem versöhnlichen Abschied.

Sebastian Vettels Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,57 (8.)
Redaktionsnote2,55 (10.)
Lesernote2,58 (8.)
......
Bestes RennenAbu Dhabi (1,29 - 2.)
Schlechtestes RennenAustralien (4,77 - 19.)

Das sagt Sebastian Vettel: "Es war großartig für mich, diesen Abschied zu bekommen. Ich habe es genossen, ich hatte diese ganzen Jahre eine großartige Zeit und war in der Lage, Erfolge zu genießen und Weltmeistertitel zu gewinnen. Aus sportlicher Sicht war es riesig."

Das sagt MSM: Sebastian Vettel war in seiner letzten Formel-1-Saison weit von dem entfernt, was der Vierfach-Weltmeister noch in den Red-Bull-Jahren zu leisten imstande war. Das war aber auch so zu erwarten. Dennoch lieferte er auf seiner Abschiedstournee mehr als nur ordentlich ab. Fahrerisch konnte Vettel seinen Kritikern beweisen, dass er noch in der Lage ist auf F1-Niveau zu performen, neben der Strecke flackerte die Motivation und Begeisterung für den Rennsport aber zunehmend ab - trotz einer Aufwärts-Tendenz bei Aston Martin. Einen perfekten Zeitpunkt zum Aufhören gibt es nicht, Vettel hätte den Zeitpunkt für sein Karriereende aber auch deutlich schlechter treffen können.