Nun ist es offiziell: Frederic Vasseur verlässt Alfa-Sauber am Ende des Jahres und tritt 2023 die Nachfolge von Mattia Binotto als Ferrari-Teamchef an. Das verkündeten Sauber und Ferrari am Dienstagmorgen. Vasseurs Nachfolger als Sauber-CEO ist Andreas Seidl.

Mattia Binotto hatte Ende November die Reißleine gezogen und war nach anhaltenden Spekulationen um seine Personalie als Ferrari-Teamchef zurückgetreten. Ferrari hatte hinter seinem Rücken bereits mit potenziellen Nachfolgern verhandelt. Andreas Seidl, aber auch Christian Horner waren eigentlich Ferraris Wunschkandidaten.

Mit Fred Vasseur soll nun ein erfahrener Motorsport-Manager Maranello wieder auf Trab bringen. Der Franzose machte sich seinen Namen als Mitbegründer des erfolgreichen Nachwuchsrennstalls ART. Mit seinem neuen Unternehmen Spark Racing Technology baute er ab 2013 die Einheits-Chassis der Formel E.

Ferrari-Teamchef Vasseur seit 2016 in der Formel 1

2016 wagte er mit Renault den Schritt in die Formel 1. Die Doppelspitze mit Cyril Abiteboul funktionierte aber nur bedingt. Nach nur einer Saison verließ er die Franzosen, nachdem er den Machtkampf mit Abiteboul verloren hatte.

Mitte 2017 heuerte der heute 54-Jährige bei Sauber an. Die neuen Eigentümer ersetzten Monisha Kaltenborn durch Vasseur. Seither war er nicht nur Teamchef, sondern auch Geschäftsführer von Sauber Motorsport. "Ich kann zufrieden auf die sechs gemeinsamen Jahre zurückblicken", so Vasseur.

Vasseur hatte ein angeschlagenes Team übernommen, das mit den Millionen der neuen Eigentümer stetig wuchs und zuletzt wieder im Mittelfeld fuhr. 2022 beendete Alfa-Sauber die Saison auf Rang sechs in der Konstrukteurswertung.

Bei Ferrari wird der Druck ungleich größer sein. Die Scuderia beendete die abgelaufene Saison auf Rang zwei in beiden Weltmeisterschaften. Nach einem vielversprechenden Saisonstart haperte es nicht nur an der Weiterentwicklung des F1-75, sondern auch an den operativen Abläufen. Teamchef Mattia Binotto war deshalb vermehrt in die Kritik gekommen.

Vasseur mag zwar nicht Ferraris erste Wahl sein, für Charles Leclerc kommt der neue Teamchef aber gelegen. 2016 holte er mit Vasseurs ART-Team den Titel in der GP3, 2018 war der Franzose bei Alfa-Sauber Leclercs erster Formel-1-Teamchef.

Ferrari-Boss: Vasseur ist Ingenieur und Leader

"Wir freuen uns, Fred Vasseur bei Ferrari als unseren Teamchef willkommen zu heißen. In seiner gesamten Karriere hat er seine technischen Fähigkeiten als Ingenieur erfolgreich mit der Fähigkeit gepaart, stets das Beste aus seinen Fahrern und Teams herauszuholen", heißt es von Ferrari-Boss Benedetto Vigna. "Diese Herangehensweise und seine Führungsqualitäten sind das, was wir benötigen, um Ferrari mit frischer Energie nach vorne zu bringen."

Der Willkommensgruß von Vigna kling zugleich wie eine Abrechnung mit Ex-Teamchef Binotto. Der Italiener galt als herausragender Ingenieur und leitete vor seiner Beförderung zum Teamchef die Technik-Abteilung von Ferraris Formel-1-Team. Zu Beginn haperte es aber noch offensichtlich an Führungsqualitäten, wie beim teaminternen Kampf zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc sichtbar wurde.

"Ich freue mich und fühle mich geehrt, die Führung der Scuderia Ferrari als Teamchef zu übernehmen", so Vasseur zu seinem neuen Job, den er am 9. Januar 2023 antreten wird. Interessant: Der offizielle Jobtitel lautet Teamchef und 'General Manager'. Mattia Binotto war Teamchef und 'Managing Director'. Gut möglich, dass Ferrari die Strukturen in der Gestione Sportiva umbauen und Vasseur einen starken Partner an die Seite stellen wird.

Wie immer geht es für einen neuen Ferrari-Teamchef nicht ohne eine Portion Pathos. "Für jemanden, dessen ganze Leidenschaft der Motorsport ist, war Ferrari immer der Inbegriff für Racing für mich. Ich freue mich darauf, mit einem talentierten und wahrhaft leidenschaftlichen Team in Maranello zu arbeiten, um die Geschichte und das Erbe der Scuderia zu ehren und für unsere Tifosi auf der ganzen Welt abzuliefern", so Vasseur.