Sauber ist kurz davor, den Mittelfeld-Kreislauf der Formel 1 zu vollziehen. 2016 wurde der Traditionsrennstall aus dem schweizerischen Hinwil verkauft. Innerhalb von acht Jahren kletterte er vom letzten auf den sechsten Platz, und stürzte zurück auf den letzten. Nicht nur den letzten - null Punkte drohen. Wie kann es sein, dass das genau jetzt passiert, wo doch das Team nicht nur im Aufsteigen begriffen war, sondern auch noch Audi vor der Tür steht?

Natürlich - ganz so lange ist es gar nicht her, dass Sauber zuletzt mit null Punkten WM-Zehnter wurde. 2014, genauer gesagt. Finanziell war das Team schon seit dem Ende 2009 vollzogenen Ausstieg des ehemaligen Werkspartners BMW in einer brenzligen Lage. 2008 hatte man noch ein Rennen gewonnen. Weniger Geld bedeutete nun immer schlechtere Ergebnisse, damit noch weniger Geld, damit noch weniger Investitionen.

2016 und 2017 war man WM-Zehnter. 2016 kaufte ein Investmentfonds rund um den Milliardär Finn Rausing schließlich das Team. Die neuen Eigentümer brachten zum einen finanzielle Stabilität, zum anderen setzten sie Fred Vasseur (heute Ferrari-Teamchef) an die Spitze. Unter Vasseur als CEO arrangierte das Team einen Titelsponsor-Deal mit dem Autohersteller Alfa Romeo. Auf den ersten Blick war damit ab 2018 der Grundstein für einen Aufstieg gelegt.

Sauber stagniert und hadert: Lange kein Fortschritt in der Formel 1

2018 war sicherlich ein Fortschritt. Bei dem auch Ferraris zukünftiger Star Charles Leclerc als Rookie mit zehn Punkteankünften ordentlich anschob. Leclerc verabschiedete sich - nachdem er 39 der 48 Punkte und im Alleingang WM-P8 geholt hatte - ins Ferrari-Werksteam. Der neben ihm endgültig verblasste Marcus Ericsson musste nach vier überwiegend erfolglosen Jahren auch seinen Platz räumen.

Charles Leclerc spielte in der Sauber-Saison 2018 eine wichtige Rolle, Foto: Sutton
Charles Leclerc spielte in der Sauber-Saison 2018 eine wichtige Rolle, Foto: Sutton

Fahrerisch hatte Sauber einen neuen Plan. Ein Cockpit ging an Veteran Kimi Räikkönen. Das andere an einen weiteren Ferrari-Junior, Antonio Giovinazzi. Auf dem Leclerc-Level war das Duo für die nächsten drei Jahre nicht. 2019 hielt man mit 57 Zählern und erneut WM-P8 die Fahne halbwegs hoch. 2020 blieben nur acht Punkte, trotzdem wurde man WM-Achter. In dem Fall auch dem Motorpartner Ferrari anzuheften, der seinen Motor hatte umbauen müssen und ein schwaches Produkt lieferte.

Das Problem war, dass die Ressourcen selbst mit den neuen Strukturen nicht endlos waren. Vor 2021 gab es außerdem noch keine Budget-Obergrenze in der Formel 1. Auch die Alfa-Romeo-Partnerschaft war keine mit einem Automobilhersteller, sondern bloß ein Logo. Und selbst als dieses ab 2019 zu einem kompletten Rebranding wurde, bedeutete das keine 500 Millionen, wie sie die Spitze damals ausgab.

Sauber vor Audi: Mehr Geld, aber nicht viel Geld

So konnte sich Sauber zwar stabilisieren, aber Investitionen in die Infrastruktur mussten sorgfältig bedacht werden. Der 2003 gebaute (und auch von vielen Kunden außerhalb der F1 genutzte) Windkanal war weniger das Problem, beispielsweise fehlte aber ein Simulator. Dessen Einarbeitung just durch den Pandemie-Ausbruch zu einem schwierigen Unterfangen wurde.

Budget-Bedenken hingen auch mit den hohen Personalkosten in der Schweiz zusammen. Viel höher als bei den Konkurrenten in Großbritannien. 20 bis 30 Prozent Performance kostete das, schätzte das Team damals. Da die Eigentümer ein nachhaltiges F1-Team sehen wollten, waren uneingeschränkte Infrastruktur-Projekte nicht machbar. 2021 dachte man einen Verkauf an Michael Andretti an, wurde sich jedoch nicht handelseinig.

Sauber in der Ground-Effect-Ära: Was lief schief?

Recht früh setzte Sauber also auf die Entwicklung für die neuen Ground-Effect-Regeln 2022. Das zeigte Erfolg. Vor allem, da das neue Auto als eines der wenigen am Gewichtslimit ins erste Rennen startete. Gepaart mit aggressivem frühen Entwicklungsplan wurden durch das neue Fahrerduo Valtteri Bottas und Zhou Guanyu in sieben der neun ersten Rennen Punkte eingefahren.

Aber dann? Neun der 53 folgenden Rennen wurden in den Punkten beendet. Natürlich spielten 2022 und 2023 noch die Ressourcen mit hinein. Erst im Januar 2023 erwarb Audi einen Minderheitsanteil. Erst mit Anfang 2025 gehört ihnen das komplette Team. So musste man gerade 2022 noch haushalten.

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Dem Team wird nachgesagt: Man nähert sich mit wenig Risiko an Regeländerungen und stellt schnell ein gutes Grundprodukt hin. Hat sich die Konkurrenz erst einmal aussortiert, wird jedoch oft auf Funktionierendes beharrt, anstatt sich schnell und aggressiv weiterzuentwickeln.

Management-Umbrüche in Serie: Erst 2025 kehrt bei Sauber Ruhe ein

Mitten in dieser Phase kam nicht nur die Audi-Ankündigung. Fred Vasseur ging zu Ferrari. Andreas Seidl kam als CEO. Seidl setzte vorerst den Anwalt Alessandro Alunni Bravi als "Team-Repräsentant" an die Spitze des Tagesgeschäftes und besetzte außerdem den Posten des Cheftechnikers 2023 mit James Key neu. Key hatte davor bei McLaren unter Seidl gearbeitet.

Mit der Audi-Ankunft folgte 2023 zugleich das Alfa-Aus als Titelsponsor. Man nahm zur Überbrückung das Geld des Online-Casinos Stake. In diesen Turbulenzen gingen die Umstrukturierungen nur schleppend voran. Seidl sollte das Audi-Kommen vorbereiten. Doch die festgefahrenen Strukturen in Hinwil stellten sich als nicht ganz einfach zu lösen heraus.

So scheint das Team nicht in den Tritt zu kommen. Letztendlich resultierte das im Ende von Seidl, und im Kommen von Mattia Binotto. Immer noch ist das Team jetzt in der personellen Aufbauphase. Binottos Job: Personal aufstocken und Struktur schaffen. Nicht nur die nötigen Ressourcen, die jetzt von Audi anrollen, auch richtig zu verteilen.