Sauber fährt 2024 in der Formel 1 im Nirgendwo. Nach 16 Rennen hat der Schweizer Rennstall noch immer null Punkte auf dem Konto. Ein Umstand, der - wenn er noch länger anhält - auf dem Papier sogar ein Vorteil für das neue Chassis-Reglement 2026 sein könnte. Also dann, wenn Sauber zeitgleich mit Audi-Motoren zum Werksteam aufsteigt. Doch das ist eine recht realitätsferne Einstellung.
Was hat es mit der Idee grundsätzlich auf sich? Im Rahmen der sogenannten "Aerodynamic Testing Restrictions" (ATR) wird aerodynamische Entwicklungszeit nach WM-Position gestaffelt reduziert. Jedes halbe Jahr wird neu geordnet. Beendet Sauber 2024 auf dem letzten Platz, erhält man Anfang 2025 - dann, wenn die heiße Phase der 2026-Entwicklung beginnt - mehr Entwicklungszeit als alle anderen Teams.
Für das neue von Audi organisierte Management unter Mattia Binotto ist das kein Trost. Denn bei der Vorbereitung auf den werksseitigen Einstieg 2026 muss man unbedingt das Gesamtbild betrachten. Mehr Entwicklungszeit macht nur dann Sinn, wenn man auch das Personal, das Know-how und die Infrastruktur hat, um die auszunutzen.
Binotto wird deutlich: Sauber kann sich nicht verstecken
Denn die besorgniserregende Tatsache ist, dass Sauber sicher nicht mit Absicht zuletzt in Zandvoort und in Monza nicht über die letzte Startreihe hinauskam. In Zandvoort blieben beide Autos auch im Rennen auf den letzten beiden Plätzen hängen. Es war die schlechteste Zielankunft der Teamgeschichte. "Wir müssen Arbeit reinstecken, um die Dinge sofort zu verbessern", fordert Binotto.
Offiziell trat Binotto im August einen Job an, der de facto ein Doppel-Job ist: Er ist sowohl für Audis Motorenprojekt als auch für Sauber verantwortlich. Daher ist es jetzt auch eindeutig seine Aufgabe, Sauber auf Vordermann zu bringen. Damit kann er nicht früh genug anfangen. 2025 will er die Mannschaft sicher nicht mehr auf dem letzten Platz versauern sehen: "Sicher nicht. Das können wir uns nicht leisten."
"Das ist ein Team, das in Zukunft ein Siegerteam werden muss", erinnert Binotto. "Das geht nur, indem man beginnt, sich nach vorne zu bewegen. Fortschritte zu machen. Wir müssen für die Zukunft unsere Muskeln trainieren."
Am Rande des Italien-GPs hielt Binotto schließlich auch fest, dass es kaum vorstellbar ist, Audi-Sauber im ersten echten gemeinsamen Jahr 2026 bereits an der Weltspitze zu sehen: "Eine solide Basis kommt nicht über Nacht." Er weiß genau, dass das Aufbauen eines Siegerteams in der Formel 1 üblicherweise Jahre dauert. Mehr zu Binottos Einschätzung der Audi-Ziele gibt es hier:
In so einem Szenario kann es sich Sauber nicht leisten, noch ein Jahr erfolglos dahinzuvegetieren. Und nicht nur deshalb: "Es ist wichtig für das Team. Es ist wichtig für die Marke. Es ist wichtig für unsere Partner. Und wir können nicht einfach die aktuelle Position akzeptieren. Aber da stehen wir. Verstecken können wir uns nicht."
Sauber-Position tut weh: Binotto will jeden Tag Fortschritte sehen
"Wir müssen unsere Prioritäten und Bemühungen ausbalancieren, kurz-, mittel- und langfristig", fasst Binotto zusammen. Nicht zuletzt wegen der anhaltenden Sauber-Krise kam es in diesem Jahr vonseiten Audis bereits zu mehreren großen Umbrüchen. Man stellte sicher, dass man bis spätestens Anfang 2025 das Team komplett übernimmt. Und im Sommer tauschte man eben die bisherige Führung gegen Binotto aus.
Damit soll endlich Schwung in die Sache kommen. "Es ist ein Team, das jeden Tag kontinuierlich Fortschritte machen muss, Schritt für Schritt", so Binotto. "Und das muss so bald als möglich beginnen. Es ist wichtig." Denn viel länger kann man sich das Elend nicht ansehen: "Ich glaube nicht, dass die Position heute für uns irgendwie komfortabel ist. Sie ist sehr schmerzhaft." Sauber-Fahrer Valtteri Bottas hatte zuletzt ebenfalls leise Kritik am vorherigen Management geübt. Mehr dazu gibt es hier:
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