Bei Audi geht der Umbau des Formel-1-Projekts weiter. Mit Adam Baker muss eine weitere Führungskraft gehen, ehe die Marke mit den vier Ringen die ersten Meter in der Formel 1 zurücklegt. Baker, der Audis F1-Motorenabteilung in Neuburg an der Donau aufbaute und Audi Formula Racing als Geschäftsführer leitete, scheidet "im beiderseitigen Einvernehmen aus dem Projekt", wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Audi begründet die Personalentscheidung mit einer noch konsequenteren Ausrichtung in Richtung Werksteam. Deshalb wird Mattia Binotto, der bislang für das Rennteam in Hinwil zuständig war, befördert. Er verantwortet künftig als 'Head of Audi F1 Project' die Entwicklungstätigkeiten an den Standorten in Hinwil, Neuburg an der Donau sowie der neuen Dependance in England.
"Unter der übergeordneten Leitung von Mattia Binotto werden bestehende Strukturen optimiert und die Entwicklungsgeschwindigkeit durch gesteigerte Effizienz weiter erhöht", heißt es von Audi. Hinwil, wo die Chassis-Abteilung des zukünftigen Werksteams sitzt, soll so näher an Neuburg wachsen. Beim 55-jährigen Binotto laufen künftig alle Fäden zusammen.
Binotto holt Christian Foyer für Audis Formel-1-Motor
Bei der Audi Formula Racing GmbH wurde nach dem Ausscheiden von Adam Baker Christian Foyer, Diplom-Ingenieur für Verbrennungsmotoren, zum 1. Mai in die Geschäftsführung bestellt. Er wird in der neu geschaffenen Position des Chief Operating Officers seinen Fokus auf die operativen Abläufe legen.
"Mit Christian Foyer kommt nun ein ausgewiesener Experte für Prozessstrukturen in der F1-Antriebsentwicklung ins Projekt. Seine Erfahrung wird helfen, die synergetische Zusammenarbeit und notwendige Geschwindigkeit im Hinblick auf das Debüt auf unserer angetretenen Reise sicherzustellen", erhofft sich Audi-Boss Gernot Döllner.

Der 1977 in Aachen geborene Foyer dürfte Binottos verlängerter Arm in die Motorenentwicklung sein. Foyer war zuvor mehr als 15 Jahre Chef von RiverRouge, einem Ingenieurs-Beratungsunternehmen. RiverRouge wirbt damit, für die Formel-1-Motorenabteilungen von Mercedes, Ferrari und Honda gearbeitet zu haben.
Die Zusammenarbeit zwischen RiverRouge und Ferrari begann 2015. Damals war Binotto noch Motorenchef bei der Scuderia, bevor er zum Technischen Gesamtleiter und später zum Teamchef aufstieg. Foyer hat mit RiverRouge nicht nur tiefe Einblicke in die Abläufe der Power-Unit-Hersteller erhalten, sondern sich offenbar auch bei Binotto ein gutes Standing erarbeitet.
Nach Binottos Amtsantritt als COO und CTO bei Sauber am 1. August 2024 wurden Foyer und RiverRouge bereits mit einem Mandat bei Audi beauftragt. Nun wechselt der Aachener Ingenieur direkt zu Audi. Auch mit Sauber hatte Foyer schon Berührungspunkte. Als Alfa Romeo 2018 als Titelsponsor beim Schweizer Rennstall einstieg, wurden die Dienste von RiverRouge in der Schweiz angefragt.
Audis Personalrochaden in der Formel 1: Nur noch eine Führungskraft übrig
Der in der Schweiz geborene Binotto wird weiterhin aus Hinwil beim Rennteam fungieren. An seinem Tagesgeschäft wird sich nicht besonders viel ändern. Schon zuvor war er regelmäßiger Gast in Audis Motorenschmiede im knapp 350 Kilometer entfernten Neuburg. Ursprünglich sollte Oliver Hoffmann das Bindeglied der beiden Standorte sein, der Generalbevollmächtigte des F1-Projekts musste aber beim großen Stühlerücken im vergangenen Sommer gehen.
Unverändert bleibt die Technische Leitung bei der Audi Formula Racing. Stefan Dreyer leitet als CTO weiterhin die Power-Unit-Entwicklung in Neuburg und übernimmt neu die Funktion des Sprechers der AFR-Geschäftsführung. Die Position des CEO wird bei der Audi Formula Racing nicht nachbesetzt.

Nach der Trennung von Adam Baker ist von der ursprünglichen Führungsmannschaft des Audi Formel-1-Projekts nur noch Stefan Dreyer übrig. Dreyer leitet als CTO weiterhin die Power-Unit-Entwicklung in Neuburg und übernimmt neu die Funktion des Sprechers der AFR-Geschäftsführung.
Markus Duesmann, der als Vorstandsvorsitzender der Audi AG den Formel-1-Einstieg beschlossen hatte, musste ein Jahr nach Verkündung des Einstiegs seinen Posten räumen. Oliver Hoffmann, damals Entwicklungsvorstand und anschließend Generalbevollmächtigter des F1-Projekts, musste im Juli 2024 gemeinsam mit dem etwas später verpflichteten Sauber CEO Andreas Seidl gehen. Hoffmann besuchte zuletzt privat das Formel-1-Rennen in Bahrain, er ist inzwischen für das Logistikunternehmen von Gerhard Berger tätig.
Der heutige Audi-Boss Döllner bedankte sich zum Abschied bei Baker: "Er hat das strategische Gesamtkonzept für den Einstieg von Audi in die Formel 1 entscheidend mitgestaltet und die Entwicklung der Power Unit in Neuburg auf den Weg gebracht." Der Deutsch-Australier war bereits im September 2021, lange vor der Bekanntgabe des F1-Einstiegs, von der FIA zu Audi gewechselt und war zunächst Leiter eines Projekts, das es offiziell gar nicht gab.
Jonathan Wheatley bleibt Audis Formel-1-Teamchef
Jonathan Wheatley betrifft die neueste Umstrukturierung nicht. Der Brite ist seit Anfang April Teamchef bei Sauber. In enger Zusammenarbeit mit Mattia Binotto begleitet und gestaltet Wheatley die Transformation von Sauber zum Audi-Werksteam zur Formel-1-Saison 2026. Sein Fokus liegt auf der Leitung der Renneinsätze des zukünftigen Audi F1 Teams sowie der strategischen Vertretung von Audi auf Ebene der Teamchefs in der Formel 1.
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