Die Vorbereitungen von Ferrari und Charles Leclerc auf die Formel-1-Saison 2023 haben mit der Trennung von Teamchef Mattia Binotto in den letzten Tagen einen klaren Dämpfer erhalten. Binotto scheidet mit Jahresende offiziell aus, ein Nachfolger ist noch nicht gefunden.

Knappe drei Monate vor dem ersten Grand Prix von 2023 keine einfache Situation für ein Team, das jetzt nicht mehr Siege, sondern Titel sehen will. "Das ist das Ziel", unterstreicht Leclerc am Rande der FIA-Gala in Bologna, wo er für seinen zweiten Tabellenplatz der letzten Saison geehrt wurde.

"Natürlich waren die letzten Wochen etwas schwierig für das Team", muss Leclerc trotzdem gestehen. Er beteuert, dass er großes Vertrauen in den Ferrari-Vorsitzenden John Elkann und CEO Benedetto Vigna hat: "2023 wird sicher ein weiterer Schritt nach vorne, hoffentlich wieder näher an unser aller Ziel, die Weltmeisterschaft."

"Gerade sind wir in einer Übergangsphase", meint Leclerc, will das aber nicht überbewerten. "Der neue Teamchef wird wahrscheinlich ein bisschen Zeit brauchen, um sich im System zurechtzufinden, Ferrari ist ein riesiges Team. Aber wenn es richtig umgesetzt wird, glaube ich nicht, dass wir auf der Strecke darunter leiden werden und dass es ein nahtloser Übergang sein wird."

Kandidaten will Leclerc keine kommentieren: "Das ist nicht meine Entscheidung. John und Benedetto werden diese Entscheidung treffen." Gerüchte halten sich seit Wochen, wonach Elkann und Vigna den aktuellen Sauber-Teamchef Fred Vasseur ganz oben auf ihrer Liste hätten. Vasseur und Leclerc kennen sich gut. 2018 fuhr Leclerc sein erstes F1-Jahr für die Sauber-Mannschaft.

Frederic Vasseur und Charles Leclerc 2018 gemeinsam bei Sauber, Foto: Sutton
Frederic Vasseur und Charles Leclerc 2018 gemeinsam bei Sauber, Foto: Sutton

"Fred und ich kennen uns seit meiner Karriere in den Nachwuchsklassen, wo er an mich geglaubt hat", sagt Leclerc über die Vasseur-Gerüchte nur. "Die Beziehung ist gut. Aber das soll natürlich keine der Entscheidungen beeinflussen."

Leclerc dankt ausscheidendem Mattia Binotto

Abseits des Teamchef-Problems vermeldet Leclerc Positives aus Maranello: "Ich bin zuversichtlich, weil wir viel im Simulator arbeiten, um die Schwächen des diesjährigen Autos zu verstehen und besser zu werden. Und natürlich ist auch Mattia noch in der Fabrik und hilft dem Team."

Binotto, der eine Woche nach Abu Dhabi freiwillig seine Kündigung eingereicht hatte, ist noch bis zum 31. Dezember offiziell Teamchef. "Ich respektiere seine Entscheidung und ich kann mich nur bei ihm bedanken", sagt Leclerc. "Er hat vom Start weg an mich geglaubt, hat mich mit einem sehr langen Vertrag verlängert. Davor war er sehr lange bei Ferrari und hat zu den Erfolgen beigetragen."

"Ich wünsche ihm das Beste, und jetzt liegt es an uns, dass wir uns auf die Zukunft fokussieren, die richtigen Entscheidungen treffen und hoffentlich um die WM kämpfen", kündigt Leclerc an. "Platz zwei war ein guter Schritt nach vorne, nächstes Jahr können wir hoffentlich noch einen machen."