Mattia Binotto ist nicht mehr Ferrari-Teamchef. Das vermeldete die Scuderia am Dienstagvormittag offiziell in einer Presseaussendung. Bestätigt wurde der Abschied von Binotto in der Aussendung mit den Worten: "Ferrari gibt bekannt, dass es den Rücktritt von Mattia Binotto akzeptiert hat, der seine Rolle als Teamchef der Scuderia Ferrari zum 31. Dezember aufgeben wird."

Binotto erklärte seinen Rücktritt mit den Worten: "Mit dem damit verbundenen Bedauern habe ich beschlossen, meine Zusammenarbeit mit Ferrari zu beenden. Ich verlasse ein Unternehmen, das ich liebe und dem ich seit 28 Jahren angehöre, mit der Gelassenheit, die sich aus der Überzeugung ergibt, dass ich alles getan habe, um die gesetzten Ziele zu erreichen."

Nach Ferrari-Aus: Was wird aus Mattia Binotto?

"Ich denke, es ist richtig, diesen Schritt zu diesem Zeitpunkt zu tun", sagte er weiter. Details dazu, warum er das Formel-1-Team verlässt, nannte er keine. Gerüchte sprachen in den vergangenen Wochen von einem Vertrauensverlust zwischen ihm und der Chefetage. Wo Binotto nach seinem Ferrari-Aus unterkommt, ist nicht klar.

Meldungen zufolge sollen mehrere Teams bereits vor seinem Abschied Interesse an dem Italiener bekundet haben. Mit seinen Vorerfahrungen als Technischer Direktor sowie Leiter der Power-Unit-Abteilung in Maranello wäre er auch eine interessante Option für einen Power-Unit-Hersteller, wie etwa Red-Bull-Powertrains oder Audi.

Binotto hatte 2019 das Amt als Ferrari-Teamchef von Maurizio Arrivabene übernommen. Zuvor war er bereits seit 1995 Teil der erfolgreichsten Formel-1-Mannschaft aller Zeiten und war 2016 zum Technischen Direktor von Ferrari befördert worden.

Eigentlich lief der Vertrag von Binotto bis für die Formel-1-Saison 2023. Doch seit Wochen gab es Gerüchte um eine vorzeitige Ablöse des Teamleiters. Kurz vor dem Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi berichtete die "Gazzetta dello Sport" darüber, dass Binottos Zeit in Maranello mit dem 1. Januar 2023 abgelaufen sei. Gleichzeitig wurde Alfa-Sauber-Teamchef Frederic Vasseur bereits als möglicher Nachfolge gehandelt.

Erst nach längerem Zuwarten reagierte die Scuderia mit einem zögerlichen Schreiben, in dem sie vermeldete, dass die "Spekulationen keine Basis hätten". Meldungen über eine vorzeitige Ablöse von Binotto in der italienischen Presse häuften sich schließlich am vergangenen Freitag. Der "Corriere della Sera" vermeldete, dass der 52-Jährige aufgrund von mangelnder Rückendeckung zur Chefetage rund um John Elkann freiwillig seinen Hut nehme. Diese Meldungen wurden nun bestätigt

Ferrari-Teamchef: Binotto-Nachfolger unbekannt

Ein Nachfolger ist noch ausständig. Laut Ferrari befindet sich derzeit ein Verfahren im Gange, das einen Nachfolger bestimmen wird. Dieses Verfahren soll im neuen Jahr abgeschlossen sein. Als wahrscheinlichstes Szenario gilt, dass Ferrari-CEO Benedetto Vigna interimsmäßig die Rolle von Binotto übernimmt, ehe ein fixer Nachfolger bekanntgegeben wird.

Vigna wurde auch in der offiziellen Ferrari-Presseaussendung zu Binotto zitiert. Er sagte: "Ich möchte Mattia für seine vielen großartigen Beiträge in 28 Jahren bei Ferrari danken und insbesondere dafür, dass er das Team im vergangenen Jahr wieder in eine wettbewerbsfähige Position geführt hat. Dadurch sind wir in einer starken Position, um den ultimativen Preis im Motorsport zu gewinnen. Jeder hier bei der Scuderia und in der weiteren Ferrari-Gemeinschaft wünscht Mattia alles Gute für die Zukunft."

Ferrari-Boss: Vasseur in der Pole Position?

Neben Vasseur, der als Topfavorit auf die langfristige Nachbesetzung gilt, soll es in Maranello auch weitere Kandidaten geben. Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies wurde ebenfalls als Alternative spekuliert, genauso wie Antonello Coletta, der die GT-Abteilung der Sportwagen-Marke leitet.

Ganz wilde Gerüchte brachten sogar schon Ross Brawn in Verbindung mit einer Rückkehr, die er allerdings selbst indirekt dementierte. McLaren-Teamchef Andreas Seidl und sein Red-Bull-Gegenstück Christian Horner seien ebenfalls bereits in der Vergangenheit von Ferrari kontaktiert worden. Doch beide Teamleiter sollen die Scuderia abblitzen haben lassen.

Formel 1: Abschied nach 28 Jahren in Maranello

In seiner knapp vierjährigen Amtszeit bei Ferrari machte Binotto eine Berg- und Talfahrt mit der Mannschaft aus Maranello mit. 2019 sammelte Ferrari noch mehrere Siege und zahlreiche Pole Positionen, ehe Unstimmigkeiten am Motor der Roten zu einem handfesten Skandal führten. Die vermeintlichen Betrügereien mit der Ferrari-Power-Unit wurden nach den Formel-1-Testfahrten 2020 unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit der FIA geklärt.

2020 folgte schließlich der sportliche Total-Absturz auf Platz 6 in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und seitdem der stetige Aufstieg zurück an die Spitze. 2022 wurde von Ferrari das Ziel ausgegeben, wieder Siege einfahren zu wollen. Mit der Vize-Weltmeisterschaft in der Konstrukteurs-WM sowie dem Vize-Titel bei den Fahrern war die Zielsetzung der Roten für die Formel-1-Saison 2022 eigentlich erfüllt.