Zum finalen Rennwochenende der Formel-1-Saison 2023 war mal wieder eine große Personalrochade angesagt. Nachdem beim Mexiko GP bereits fünf Jungspunde ran durften, wurde im FP1 von Abu Dhabi sogar das halbe Fahrerfeld durch Rookies ausgetauscht. Während im 2. Freien Training die Stammfahrer erhebliche Probleme hatten, ihre Boliden auf der Strecke zu behalten, benahmen sich die Rookies im FP1 deutlich vorbildlicher. Vor allem ein Talent machte besonders auf sich aufmerksam.
Felipe Drugovich:
Von allen Rookie-Piloten stach Felipe Drugovich am meisten heraus. Der Brasilianer steuerte im FP1 den Boliden von Altmeister Fernando Alonso und fuhr damit prompt die zweitschnellste Zeit des ersten Trainings. Drei Zehntel schneller war der Aston-Martin-Ersatzpilot als Stammfahrer Lance Stroll. Für eine Empfehlung für ein Formel-1-Stammcockpit in der nächsten Saison kommt das allerdings zu spät. Der Formel-2-Weltmeister wird auch 2024 der Ersatzfahrer für Aston Martin bleiben.
"P2 in meiner zweiten FP1-Session des Jahres fühlt sich gut an! Ich habe es wirklich genossen. Zu Beginn der Session ging es in erster Linie um Aerodynamiktests. Danach bekam ich weiche Reifen und durfte pushen, und das ist immer das Beste daran" freute sich Drugovich, der am Dienstag noch einmal für den Young Drivers Test in den AMR23 steigen wird. "Er war gut vorbereitet und ist gut gefahren. Er hat das geliefert, was wir uns von ihm erwartet haben", lobte ihn Teamchef Mike Krack.
Frederik Vesti:
Frederik Vesti hat wie viele weitere Nachwuchspiloten einen ereignisreichen Freitag hinter sich. Denn neben der Formel 1 hält auch die Formel 2 ihr Saisonfinale an diesem Wochenende in Abu Dhabi ab. Dort hat Vesti noch Chancen auf den Titelgewinn, auch wenn der Mercedes-Junior eher als Außenseiter in das Wochenende geht. Vom Training der Formel 2 direkt in das FP1 der Formel 1, danach direkt in das Qualifying für die Formel 2. Vesti hat sich den Feierabend redlich verdient. Ein Abstand von gut sieben Zehntel auf Mercedes-Teamkollege George Russell kann sich ebenfalls sehen lassen.
"Ich war wirklich zufrieden damit, wie die Session verlief, und ich machte während der gesamten Stunde gute Fortschritte. Ich hatte viel mehr Vertrauen in das Auto als in Mexiko, da ich aus dem dortigen FP1 viel gelernt habe", zeigte sich der Däne nach dem Training hocherfreut.
Jack Doohan:
Auch Jack Doohan wechselte heute zwischen F1 und F2 mehrmals hin und her. In seinem insgesamt dritten Formel-1-Einsatz für Alpine musste sich der Sohn der Motorrad-Legende Mick nur um anderthalb Zehntel Pierre Gasly geschlagen geben. Haarig wurde es lediglich einmal, als der Australier in der letzten Kurve auf Logan Sargeant auflief und nur durch eine schnelle Reaktion dem "schlimmsten Unfall seiner Karriere" entgehen konnte, wie Doohan am Funk sagte. Kurz darauf holte er im Qualifying der Formel 2 die Pole Position.
Theo Pourchaire:
Theo Pourchaires letzter Formel-1-Test in Mexiko verlief mehr als suboptimal. Aufgrund technischer Probleme konnte der Franzose keine einzige gezeitete Runde für Alfa Romeo fahren. Zumindest in diesem Punkt lief es in Abu Dhabi für den aktuellen Führenden der Formel 2 deutlich besser. 20 Runden konnte er für das Team aus Hinwil abspulen. Der Sauber-Junior kann sich nun voll und ganz auf den Gewinn der Formel-2-Meisterschaft konzentrieren.
"Dieses Auto zu fahren ist immer ein unglaubliches Gefühl", zeigte sich Pourchaire begeistert. "Ich habe mich wirklich darauf gefreut, zu fahren, vor allem, nachdem ich in Mexiko nicht dabei war, und ich freue mich, dass wir so eine produktive Session hatten."
Pato O'Ward:
Ursprünglich wollte McLaren den Rookie-Einsatz im FP1 und den Young Drivers Test am Dienstag zwischen ihren beiden Akademie-Piloten Pato O'Ward und Alex Palou aufteilen. Doch durch die Vertragsposse um den Letzteren bekommt O'Ward für beide Einheiten das Privileg. Am Ende gelang dem letztjährigen IndyCar-Piloten mit P15 und einem Abstand von einer knappen halben Sekunde auf Teamkollege Oscar Piastri eine solide Leistung - auch wenn der Mexikaner bereits einige Testfahrten für McLaren absolviert hat.
Jake Dennis & Isack Hadjar:
Red Bull tauschte im FP1 gleich beide ihrer Fahrer aus. Neben dem hauseigenen Junior Isack Hadjar, der bereits in Mexiko das erste Mal testen durfte, gesellte sich mit Jake Dennis ein Überraschungskandidat hinzu. Mit 28 Jahren auf dem Buckel ist der letztjährige Formel-E-Pilot wahrlich kein Nachwuchstalent mehr. Dennis ist bereits seit 2018 Simulatorfahrer für Red Bull und konnte für Aston Martin bereits Formel-1-Luft als Testfahrer schnuppern. Beide Red-Bull-Tester beendeten das Training innerhalb eines Zehntels voneinander, wobei für das Weltmeister-Team die Zeiten heute nicht im Vordergrund standen.
"Beide wussten, wenn sie das Auto in die Wand setzen, werden wir sie nie mehr fragen, ob sie unser Auto fahren wollen", erklärte Christian Horner den großen Druck auf seine Rookies. "Aber beide haben einen guten Job für uns gemacht. Es war sehr nützlich, die virtuelle Welt, in der die beiden bisher gefahren sind, mit der realen Welt zu vergleichen", zeigte sich der Teamchef zufrieden.
Zak O'Sullivan:
Zak O'Sullivan war am Trainingsfreitag der einzige Nachwuchsfahrer, der in Sachen Formel 1 bisher noch vollkommen unbefleckt war. 2022 nahm der britische Traditionsrennstall den 18-jährigen in seine Akademie auf, ein gutes Jahr später durfte er nun das erste Mal einen Formel-1-Boliden steuern. O'Sullivan wird nächstes Jahr den Sprung in die Formel 2 machen und konnte in der abgelaufenen Formel-3-Saison vier Rennen gewinnen. In seinem Formel-1-Debüt setzte der Brite die drittlangsamste Zeit. Einmal wurde es für O'Sullivan haarig, als ihm in der letzten Kurve, wie zahlreichen anderen Fahrern, kurzzeitig das Heck ausbrach. Einen Dreher konnte er allerdings vermeiden.
"In erster Linie habe ich den heutigen Tag sehr genossen", sprach O'Sullivan. "Ich war zum ersten Mal in Abu Dhabi und zum ersten Mal in einem Williams Racing F1-Auto unterwegs. Ich habe während der gesamten Session gute Fortschritte gemacht und mich mit dem Auto und den verschiedenen Abläufen vertraut gemacht. Ich kann den Young Driver Test am Dienstag kaum erwarten, um einige der Dinge, die ich im FP1 gelernt habe, zu verfeinern und weitere Fortschritte zu machen."
Oliver Bearman:
In Mexiko konnte Oliver Bearman noch als schnellster Rookie auf sich aufmerksam machen, in Abu Dhabi gehört dem Ferrari-Junior allerdings die rote Laterne. Doch ein Abstand von einem guten Zehntel auf Teamkollege Magnussen, der das Training auf Platz 19 beendete, lässt die Platzierung etwas besser aussehen. Bearman, der ebenfalls den Spagat zwischen Formel 1 und Formel 2 heute meistern musste, zeigte sich dennoch hochzufrieden.
"Das Ziel des Trainings war wie in Mexiko: Bring das Auto unbeschädigt zurück und erweitere dein Wissen. Das habe ich geschafft und meine Formel-1-Kilometer verdoppelt", erklärte Bearman. "Es fühlt sich an, als wäre unendlich Grip vorhanden im Vergleich zu den Autos, die ich sonst fahre. Das hat mir enorm viel Selbstbewusstsein gegeben im Auto und ich konnte schnell meine Pace erhöhen.
FP1 in Abu Dhabi: Alle Rookie-Zeiten im Überblick
Position | Fahrer | Team | Zeit | Rückstand |
---|---|---|---|---|
2 | Felipe Drugovich | Aston Martin | 1:26.360 | +0.288 |
8 | Robert Shwartzman | Ferrari | 1:26.703 | +0.631 |
12 | Frederik Vesti | Mercedes | 1:26.815 | +0.743 |
13 | Jack Doohan | Alpine | 1:26.865 | +0.793 |
14 | Theo Pourchaire | Alfa Romeo | 1:27.093 | +1.021 |
15 | Pato O'Ward | McLaren | 1:27.114 | +1.042 |
16 | Jake Dennis | Red Bull | 1:27.208 | +1.136 |
17 | Isack Hadjar | Red Bull | 1:27.244 | +1.172 |
18 | Zak O'Sullivan | Williams | 1:27.460 | +1.388 |
20 | Oliver Bearman | Haas | 1:27.569 | +1.497 |
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