Das Strafmaß und die Handhabe von Strafen sind seit Jahren ein Kritikpunkt in der Formel 1. Auch einige Fahrer stören sich zunehmend an der Art und Weise, wie in der Königsklasse Regelverstöße geahndet werden. Nach dem Sprint in Austin holte Lando Norris zu einem Rundumschlag aus. Der McLaren-Pilot fordert: Die Strafen müssen härter werden.

Auslöser war eine Situation im Sprint des USA-GP, an der Norris gar nicht beteiligt war. Dafür aber sein Teamkollege Oscar Piastri, der von George Russell in Kurve 15 regelwidrig außerhalb der Track Limits überholt wurde. Ein klarer Fall: Die Rennkommissare belegten den Mercedes-Fahrer dafür mit einer 5-Sekunden-Strafe.

McLaren-Fahrer kritisieren Russell: War das Absicht?

Eine Strafe, die Russell bei seinem Manöver von vornherein einkalkuliert hat, so der Vorwurf des McLaren-Duos. "Ich hatte das Gefühl, dass die Situation ziemlich unverhohlen war. Es sollte unter diesen Umständen nicht so schwierig sein, die Positionen zurückzutauschen", so Piastri. "Vor allem im längeren Rennen [am Sonntag] kann es sich lohnen, wenn man schneller an einem langsamen Auto vorbeikommt. Einige Fahrer könnten das einkalkulieren", führte er weiter aus.

Norris wurde in seiner Kritik deutlicher als der Rookie. "Was ich lächerlich finde, ist, dass diese Dinge so oft in Fahrer-Briefings besprochen werden. Es ist ein Punkt, der so oft zur Rede kommt. George selbst hat es in Barcelona aufgegriffen", kritisierte er seinen Landsmann offen. In der Vergangenheit war es Gang und Gebe, dass die Fahrer nach einem Manöver außerhalb der Streckenlimits ihre Plätze wieder tauschten, häufig auf eine Teamanweisung hin.

Lando Norris fordert härtere Strafen in der Formel 1

Doch da die Piloten in den meisten Fällen "nur" eine 5-Sekunden-Strafe zu befürchten haben, lassen sie es in der jüngeren Vergangenheit häufiger darauf ankommen und fahren den entsprechenden Vorsprung ohne Verkehr auf der Strecke wieder raus. Unter dem Strich kann das trotz Strafe sogar zeitsparend sein. Norris schlägt auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com eine simple Lösung für dieses Problem vor: Der Übeltäter soll gar nicht erst die Wahl zwischen einem Positionstausch und einer Zeitstrafe haben.

"Es ist deine Schuld, also gibst du die Position auch zurück. Wenn man das Risiko einging und das Manöver durchgezogen hat, dann kann man den Platz auch gleich zurückgeben, weil man weiß, dass man eine Strafe bekommt", betonte Norris. Ein Fahrer soll also auch dann gezwungen werden, seinen gewonnenen Platz zurückzugeben, wenn der Zeitverlust ungleich höher wäre.

Oscar Piastri überfährt beim Katar GP die Track Limits zwischen den Kurven Kurven 12 und 13.
Auch die Art der Bestrafung von Track-Limit-Verstößen führt in diesem Jahr zu vielen Diskussionen, Foto: LAT Images

"Strafen sollten einfach allgemein härter sein. Nur das wird jemanden davon abhalten, es zu unterlassen. Wenn man eine Strafe von drei Plätzen oder fünf Sekunden bekommt, dann hält das einen nicht auf", sagte der 23-Jährige. Dabei spricht er aber nicht nur Überholmanöver außerhalb der Track-Limits an, sondern spannt den Bogen weiter. "Fahrer können mit zu vielen Dingen durchkommen. Wenn man jemandem im Qualifying blockiert, gibt es drei Positionen [Strafe]. Wenn du in einem schnellen Auto sitzt, dann sind dir diese drei Positionen egal", so Norris.

Maximalzeit im Qualifying: Noch keine Strafen

Noch gar keine Strafen gab es hingegen bislang für eine relativ neue Thematik: Die maximale Referenzzeit auf Outlaps und Inlaps im Qualifying. Seit Italien findet sich diese Zeit, welche zwischen den beiden Safety-Car-Linien gemessen wird, in den Renndirektor-Notes. Der Passus soll verhindern, dass Fahrer unnötig langsam fahren.

Obwohl seitdem bei jeder Qualifying-Session die vorgeschriebene Zeit von jeweils mehreren Piloten überschritten wurde, gab es keine Strafen. Denn in allen Fällen konnten sich die Beteiligten darauf hinausreden, dass sie für schnelle Autos Platz gemacht hatten und nur deshalb die Zeit überschritten.

Norris zeigt sich davon genervt: "Ich denke, es funktioniert überhaupt nicht so, wie es beabsichtigt war. Einige fahren mit 5 Meilen (Mph) durch die letzte Kurve. Also genau das, was wir vermeiden wollen, nämlich ein großer Geschwindigkeits-Unterschied." Norris kommt zu der Schlussfolgerung: "Sie sind nicht streng genug und es wurde meiner Meinung nach nicht das erreicht, was man erreichen wollte", so seine Kritik an den Stewards.