Paukenschlag für die Geldbörse der Formel-1-Piloten: Der Motorsport-Weltrat erhöhte das maximal-mögliche Strafmaß von 250.000 auf eine Million Euro. Die Reaktionen der Piloten fallen selten einig aus. George Russell fürchtet um Rookies, Max Verstappen teure Inspektionen von Mercedes-Flügeln, Nico Hülkenberg ruft seine Anwälte an.
Ratlosigkeit in der Formel 1: Zwischen Heckflügeln und Uhren
Am Donnerstag fand in Genf das WMSC-Meeting statt. Kurzzusammenfassung: Weniger Pyrotechnik, mehr Reifentests, höhere Geldstrafen. Nach zwölf Jahren wurde das obere Limit vervierfacht. "Ich würde gern wissen, was man dafür tun muss?", wundert sich Max Verstappen. Schmuck oder Unterhosen tragen?
"Wenn es 50.000 Euro kostet, einen Heckflügel zu berühren, was kostet dann eine Million?", spielt der Niederländer auf den Vorfall beim Brasilien-GP 2021 an. "Aber ich werde mich vorbereiten. Vielleicht können wir dann auch den Wein sponsern."
Allgemeine Ratlosigkeit in der FIA-Pressekonferenz. Einig sind sich die Piloten: Das ist zu viel. "Das ist lächerlich", so Kevin Magnussen. "Charles kann seine Uhr hergeben, aber ich werde für immer verschwinden." Daniel Ricciardo: "Unheimlich."
"Das klingt nicht angemessen", so Fernando Alonso. "Unser Sport ist bereits jetzt sehr elitär. Wir alle versuchen, die Formel 1 zugänglicher zu machen, ein Sport für jedermann. Diese hohen Zahlen fühlen sich diesbezüglich nicht richtig an."
"Exzessiv", findet Nico Hülkenberg. Und fragt sicherheitshalber gleich bei seinen Anwälten nach, ob er oder Haas im Fall des Falles anfallende Strafen zahlen muss. "Ich hoffe, dass das nicht für Teamchefs gilt - sonst wäre ich der Erste, der sie bezahlen müsste", macht sich sein Boss Günther Steiner ebenfalls Sorgen.
George Russell: Vor allem eine Gefahr für Rookies
Je nach Vertrag bezahlen Fahrer oder Teams die anfallenden Strafen. Trotzdem die Aufregung der Piloten. "Das ist eine riesige Menge an Geld. Ich habe keine Ahnung, was eine Strafe von einer Million verdienen würde", meint Charles Leclerc. "Manche Fahrer verdienen weniger als das!"
Wie George Russell: "In meinem ersten Jahr in der Formel 1 habe ich einen fünfstelligen Betrag verdient, und einen sechsstelligen ausgegeben." Für Trainer, Reisekosten oder seinen Assistenten. "Das geht vermutlich 25 Prozent der Fahrer so. Wir beschweren uns nicht, weil wir das machen, was wir lieben."
"Aber wenn du einen Rookie, der im ersten Jahr sowieso 100.000 verliert, eine Million strafst, weiß ich nicht, was dann passiert", plädiert der Mercedes-Pilot für seine weniger verdienenden Kollegen in der Königsklasse. "Vielleicht zahlt ein Fahrer, der viel verdient, gerne so eine hohe Strafe, aber es wirkt absurd."
Mercedes: Transparenz und Sinnhaftigkeit fehlen
Vor allem, weil es laut dem GPDA-Präsidenten noch immer an Transparenz fehlt. "Wir würden gerne wissen, wo diese Strafen hinfließen", ärgert er sich. "Bisher haben wir keine Antwort erhalten." Im Idealfall wieder direkt zurück in den Motorsport. Abseits der Formel 1 gäbe es außerdem keinen Sport, wo so hohe Beiträge fällig wären und definitiv ein Thema, das beim Fahrerbriefing am Freitag behandelt werden müsse.
"Diese Zahlen wirken wie aus der Luft gegriffen", führt Russell weiter aus. "Die Strafen geraten außer Kontrolle. Verstappen muss 50.000 für das Berühren eines Autos bezahlen, Lewis 50.000." Sein Teamkollege war wegen unerlaubten Überquerens in Katar ins Kreuzfeuer der FIA geraten.
Hamilton: Zahle so viel nur unter einer Bedingung
"Man muss immer daran denken, welche Botschaft das an die Zuschauer sendet", gibt Lewis Hamilton zu bedenken. "Wenn überhaupt, sollten 100 Prozent davon für einen guten Zweck verwendet werden. In dem Geschäft ist so viel Geld im Umlauf, und wir müssen viel mehr tun, um den Sport für alle zugänglicher und diverser zu machen." Nachsatz: "Das ist die einzige Möglichkeit, wie sie eine Million von mir bekommen."
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