Von Zero to Hero in einem Rennen: Alfa-Sauber geht aus der Hitze- und Reifenschlacht in Katar siegreich hervor. Valtteri Bottas mit bestem Saisonergebnis, Zhou Guanyu fuhr von P19 in die Punkte. Besser lief es zuletzt 2022 in Kanada. Nicht (nur) mit Glück, sondern auch durch Können und eine Super-Sauber-Strategie. Endlich die Trendwende in Hinwil?

Perfekte, aber seltsame Sauber-Strategie

"Wir hatten ein wirklich sauberes Rennen und eine gute Strategie", freut sich Valtteri Bottas, der nach Ausfällen in Singapur und Suzuka endlich wieder die Zielflagge sieht, und mit P8 (zusammen mit Bahrain) sein bestes Resultat der bisherigen Formel-1-Saison einsammelte. Ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk für den 80er von Peter Sauber am kommenden Freitag. "Wir haben alles richtig gemacht!"

Alfa Romeo-Fahrer Guanyu Zhou beim Boxenstopp
Boxenstopps waren ein Schlüssel zum Erfolg für Sauber in Katar, Foto: LAT Images

Vor allem bei der Strategie. Valtteri Bottas profitierte vom frühen Safety Car durch seinen Ex-Teamkollegen, fuhr gleich in der dritten Runde an die Box und seine anschließende Zwei-Stopp-Strategie ging voll auf. "Das fühlte sich schon etwas seltsam an, nach drei Runden in einer guten Position liegend an die Box zu kommen", so der Finne. Seltsam, aber gut.

Schlüssel zum Erfolg: Eine Prise Glück, Ausfälle und Track-Limits

Weiters wichtig: Im Gegensatz zum Gros der Piloten hielt sich die Sauber-Fraktion mit jeweils (nur) zwei Tracklimit-Vergehen von der Strafen-Flut fern. Dazu kamen die vielen Ausfälle, Sergio Perez' Start aus der Boxengasse und Carlos Sainz Nicht-Antritt in Doha. "Natürlich hatten wir auch etwas Glück", weiß Valtteri Bottas.

Alfa Romeo-Fahrer Valtteri Bottas nach Ausfall
Ein Bild aus alten Tagen: Valtteri Bottas befreite sich in Katar aus seinem Tief, Foto: LAT Images

"Lewis fiel aus, Sainz trat gar nicht an. Sonst wäre es am Ende richtig schwierig geworden", erklärt der 34-Jährige. "Manchmal brauchst du gerade dieses Quäntchen Glück. Wir haben alles richtig gemacht. Sogar Zhou hatte ein großartiges Rennen und fuhr - obwohl er als letzter gestartet ist - noch in die Punkte."

Zhou: Ratlos, welche Strategie Sinn macht

Und das auf der genau gegenteiligen Strategie. Der Chinese fuhr erst vier Runden vor Schluss zum dritten Reifenwechsel. "Um ehrlich zu sein, konnte ich mich im Meeting nicht für eine Strategie entscheiden", gibt Zhou zu. Die späte Bekanntgabe der limitierten Reifen-Lebensdauer war dabei nicht hilfreich. "Für Valtteri war es am Ende einfacher. Aber ich steckte zwischen all den Medium-Piloten fest."

Zum Glück war der C43 im Rennen schnell und ging auf den kurzen Stints gut mit den Reifen um. "Es war ehrlich gesagt schwierig. Ich gab mein Bestes, und dann sah ich, dass ich nur auf P15 bin. Im vorletzten Stint auf dem Hard wusste ich: 'Jetzt geht es um alles.' Dort konnte ich mir einen Vorteil herausfahren, sodass ich zum Schluss auf Soft wechseln konnte." Zusammen mit dem Hagel an Fünf-Sekunden Strafen ergab das P9.

Red Bull-Pilot Sergio Perez vor Guanyu Zhou im Alfa Romeo
Sauber vs. Red Bull in Katar, Foto: LAT Images

Katar als Wendepunkt für Sauber: Verstehen endlich Updates!

"Wir haben zuletzt viel über unsere Upgrades gelernt, und können jetzt mehr herausholen", freut sich Valtteri Bottas auch über eine verbesserte Performance des C43. Ein neuer Beamwing in Katar als letztes fehlendes Puzzlestück. "Vielleicht hat die Strecke etwas dazu beigetragen, aber wir sahen viel stärker aus als zuletzt."

Schwachstelle des C43 bleibt noch immer der hohe Luftwiderstand. "Wir sind auf der Geraden noch immer die Langsamsten, das müssen wir verbessern", mahnt der zehnfache GP-Sieger. Trotzdem hält er Rang sieben in der Konstrukteurs-WM für möglich. "Absolut. Wir haben den Abstand verringert und verstehen immer besser, wie wir mit den Updates umgehen."

Fernziel Williams: Was ist noch möglich?

In der Konstrukteurs-WM überholte Alfa Romeo die in Katar punktelos gebliebenen Haas-Piloten, und konnte die Lücke zu Williams bis auf sieben Punkte schließen.

"Wenn wir so einen Job abliefern, können wir in jedem Rennen punkten", ist Alessandro Alunni Bravi überzeugt. In Katar hätte Sauber ihr Potenzial endlich gezeigt. "Die Strategie war astrein, die Boxenstopps einwandfrei und die Fahrer lieferten von der ersten bis zur letzten Runde eine solide Performance ohne Fehler ab."

Alfa Romeo: Werden es unseren Gegnern schwierig machen

"Unser Ziel bleibt der siebte Platz in der Meisterschaft, das werden wir immer wieder betonen. Es wird schwierig, es wird ein Kampf, aber wir haben die Leute, die Fahrer, und das Engagement, das wir dafür brauchen", so der Sauber-Teamrepräsentant fünf Rennen vor Saisonende. "Es wird natürlich schwer - aber wir werden es auch unseren Konkurrenten schwer machen."