Max Verstappen ließ als frischgebackener dreimaliger Formel-1-Weltmeister beim Rennen in Katar am Sonntagabend keinen Zweifel an seiner Vormachtstellung aufkommen. Der Red-Bull-Fahrer feierte in einem von den Reifen bestimmten Grand Prix einen souveränen 14. Sieg in dieser Saison, welcher gleichbedeutend mit dem 49. Erfolg seiner Karriere war. Das Podium wurde von den McLaren-Fahrern Oscar Piastri und Lando Norris komplettiert, nachdem das Team eine Stallorder ausgesprochen hatte. Für Mercedes war das 17. Saisonrennen ein Desaster. Lewis Hamilton und George Russell kollidierten nach dem Start.

Das Rennen begann mit einem regelrechten Albtraum für Mercedes. Russell und Hamilton griffen nach dem Start in Kurve eins außen Verstappen an, wobei es zwischen den beiden Teamkollegen zum Kontakt kam. Hamilton zog rein und touchierte dabei Russell. Der Rekordweltmeister erwischte bei der Kollision das schlechte Ende, denn für ihn war der Sonntag nach wenigen Metern gelaufen. Nach dem Restart wurde das Rennen erwartungsgemäß durch die von Pirelli vorgegebene maximale Laufleistung der Reifen bestimmt.

Verstappen kontrollierte das Geschehen an der Spitze jederzeit souverän und gewann nach drei Boxenstopps und 57 Runden mit einem Vorsprung von fünf Sekunden gegenüber Piastri. Der Australier setzte sich knapp gegen Norris durch, nachdem dieser sich auf Anweisung des Teams zurückhalten sollte. Russell legte nach dem Zwischenfall mit Hamilton eine Aufholjagd hin und wurde Vierter.

Dahinter spielten sich diverse Dramen ab. Carlos Sainz konnte das Rennen aufgrund eines Defekts an seinem Auto nicht antreten. Williams-Rookie Logan Sargeant musste wegen Übelkeit aufgeben und für Sergio Perez und Lance Stroll hagelte es mehrfach Track-Limit-Strafen. Die Punkteränge komplettierten Charles Leclerc, Fernando Alonso, Esteban Ocon, Valtteri Bottas, Guanyu Zhou und Sergio Perez.

Die Highlights vom Formel-1-Rennen in Katar

  • 14. Saisonsieg für Weltmeister Max Verstappen
  • Pirelli erzwingt wegen Reifenproblemen drei verpflichtende Boxenstopps
  • Sargeant muss wegen Übelkeit aufgeben
  • Norris muss Teamorder bei McLaren akzeptieren
  • Track-Limit-Strafen für Perez, Stroll, Gasly und Albon
  • Sainz aufgrund von Ferrari-Defekt nicht am Start

Formel 1, WM-Stand 2023: McLaren und Alfa Romeo holen die Big Points

Der WM-Stand: In der Fahrerwertung bewegte sich durch das Resultat von Katar nicht allzu viel. Verstappen krönte sich am Samstag im Sprint vorzeitig zum Weltmeister. Dahinter verpasste Hamilton durch seinen Ausfall eine Gelegenheit, zu Perez aufzuschließen. Alonso holte hingegen auf, sodass das Trio nun innerhalb von 41 Punkten liegt. Dahinter machte Leclerc auf Sainz gut und liegt nur noch acht Zähler hinter dem Teamkollegen. Zwischen Norris und Russell geht es mit nur vier Punkten Abstand ebenfalls eng zu.

In der Teamwertung wirkte sich Katar massiv aus. Aston Martin droht, Platz vier an McLaren zu verlieren. Mit 47 Punkten holten Piastri und Norris in der Wüste das mit Abstand stärkste Resultat aller Teams. Selbst Red Bull kam ob der Ausfallerscheinungen von Perez nur auf 34 Zähler. Aston Martins Vorsprung auf McLaren ist auf elf Punkte geschrumpft. Im hinteren Mittelfeld war Alfa Romeo der große Gewinner. Mit sechs Punkten holten Bottas und Zhou das beste Teamresultat, wodurch sie an Haas vorbeigezogen sind und nun auf Platz acht liegen.

Das Wetter: Der Grand Prix in Katar ging am Sonntagabend bei stabilen Bedingungen über die Bühne. Zum Start um 20:00 Uhr Ortszeit bei Dunkelheit unter Flutlicht betrug die Außentemperatur 31 Grad Celsius. Der Asphalt wurde mit 37 Grad Celsius gemessen. Die Luftfeuchtigkeit war mit 75 Prozent fast 20 Prozent höher als an den vorangegangenen Tagen. Dafür war die Windgeschwindigkeit mit 1,2 m/s aus südöstlicher Richtung kaum nennenswert.

Pirelli erzwingt drei Boxenstopps in Katar

Die Reifenwahl: Am Rennsonntag setzten sich die Probleme mit den Pirelli-Reifen fort. Nach Untersuchung der im Sprint genutzten Pneus drückten die Italiener die bereits am Freitag angedrohte verpflichtende Dreistopp-Strategie für den Grand Prix durch. Aus Angst davor, dass die Kerbs in Losail zu Reifenschäden führen könnten, waren nur maximal 18 Runden auf einem neuen Reifensatz erlaubt, wodurch auf die Renndistanz von 57 Runden drei Reifenwechsel unumgänglich wurden. Für bereits angefahrene Reifen wurde ein Faktor errechnet, um die maximale Lebensdauer zu bestimmen.

Für den ersten Stint setzten fast alle Fahrer auf den Medium-Reifen. Lediglich Hamilton, Bottas, Lawson und Magnussen wählten den Soft-Compound. Der nach dem Neuaufbau seines Autos in Folge des Unfalls im Sprint aus der Boxengasse gestartete Perez entschied sich als Einziger für den harten Reifen. Im Grid fanden sich nur 19 der 20 Autos ein, nachdem am Ferrari von Carlos Sainz in der Stunde vor dem Start ein Defekt am Benzinsystem festgestellt wurde. Der Spanier konnte dadurch nicht am Rennen teilnehmen.

Hamilton und Russell reißen Mercedes ins Verderben

Die Startphase:Wie schon im Sprint ging es auf den ersten Metern sofort zur Sache. Verstappen setzte sich von der Pole Position durch und behauptete die Führung beim Run auf Turn eins. Dahinter kam es zwischen den Mercedes-Fahrern zum Clash. Hamilton versuchte Russell in Kurve eins außen zu überholen, wobei sein rechter Hinterreifen das linke Vorderrad des Teamkollegen berührte. Hamilton verlor sein rechtes Hinterrad und rutschte ins Kiesbett. Für ihn war das Rennen an Ort und Stelle beendet. Russell fiel auf die letzte Position zurück und steuerte für einen Check und neue Reifen die Box an.

Das Rennen wurde zur Bergung von Hamiltons Auto mit dem Safety Car neutralisiert. Die Stewards setzten eine Untersuchung der Szene für nach dem Rennen an. Hinter Verstappen lag Piastri auf Position zwei. Der Sprintsieger hatte von Platz sechs einen guten Start erwischt und lag vor Alonso, Leclerc, Ocon, Norris, Gasly, Tsunoda, Hülkenberg und Albon. Mit Bottas, Magnussen, Stroll und Lawson nutzten vier Fahrer die Safety-Car-Phase für den ersten Reifenwechsel.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton im Kiesbett nach Startunfall mit Teamkollege George Russell
Für Lewis Hamilton war das Rennen nach dem Unfall mit Mercedes-Teamkollege George Russell gelaufen, Foto: LAT Images

Hülkenberg hält sich für Sainz und wird bestraft

Der frühe Rennverlauf: In Runde fünf erfolgte der Restart. Verstappen überraschte Piastri und distanzierte ihn sofort um über eine Sekunde. Der McLaren-Fahrer ließ sich jedoch nicht abschütteln und gab alles, um bei Freigabe des DRS zurück im Fenster zu sein. Hinter ihm folgte das Feld in identischen Abständen. Russell schnappte sich bei seiner Aufholjagd Perez und war schon wieder 13.

Hülkenberg übernahm Platz acht von Tsunoda, doch die Freude währte nur kurz. Die Rennleitung sprach eine 10-Sekunden-Zeitstrafe gegen den Haas-Fahrer aus, weil er sich im Grid auf dem Startplatz von Sainz aufgestellt hatte. Bei Freigabe des DRS war das Strohfeuer von Piastri erloschen. Verstappen lag bereits zwei Sekunden vor ihm. Dahinter musste auch Alonso abreißen lassen, nachdem er das Auto um ein Haar bei einem Rutscher am Eingang von Kurve fünf verlor und durch die Auslaufzone fuhr.

Verstappen kontrolliert das Geschehen

Die erste Boxenstopp-Phase: In Runde zehn begann die erste Boxenstopp-Phase. Tsunoda holte sich einen neuen Satz Medium-Reifen ab. Einen Umlauf später zog Ocon nach, in Runde zwölf folgten Alonso und Gasly. Der Dominoeffekt zwang die Konkurrenz zum Handeln. In der 13. Runde stoppten Piastri und Leclerc. Norris, Hülkenberg und Sargeant kamen in Runde 14 zum Pitstop. Hülkenberg saß dabei seine Zeitstrafe für das Vergehen in der Startaufstellung ab. Russell rückte durch die Boxenstopps auf Position zwei vor, steuerte aber seinerseits in der 15. Runde seine Crew für neue Medium-Reifen an.

Verstappen drehte an der Spitze weiter seelenruhig seine Runden. Albon lag als Zweiter bereits 22 Sekunden zurück. Neben dem Williams-Pilot hatten auch die Verfolger Perez und Zhou noch nicht gestoppt. Beide Red-Bull-Fahrer wechselten in Runde 18 erstmals die Reifen. Albon übernahm kurzzeitig die Führung, war nun jedoch mit der Lebensdauer seiner Reifen am Limit und musste im darauffolgenden Umlauf ebenfalls die Reifen wechseln. Dasselbe galt für Zhou.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen beim Boxenstopp
Die Boxenstopps bestimmten in Katar das Rennen, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Perez kassiert Track-Limit-Strafe

Der weitere Rennverlauf: Nach der ersten Boxenstopp-Phase führte Verstappen vor Piastri, Bottas, Stroll, Alonso, Norris, Leclerc, Ocon, Gasly und Russell. Bei Aston Martin gab es den Funkspruch für die Teamorder. Stroll wurde angewiesen, Alonso aufgrund der unterschiedlichen Strategien vorbeizulassen. Der Kanadier kam der Aufforderung zum Platztausch umgehend nach.

Nach ihren frühen Boxenstopps während der Safety-Car-Phase mussten Bottas, Stroll, Magnussen und Lawson ab Runde 22 bereits den zweiten Reifenwechsel einlegen. Albon, Lawson und Perez drohte noch vor Rennhalbzeit der erste Ärger. Das Trio war nach nur 25 Runden lediglich einen Track-Limit-Verstoß von einer Zeitstrafe entfernt. Drei Runden später kassierte Perez als Erster die 5-Sekunden-Strafe.

Alonso brennt der Hintern

Die zweite Boxenstopp-Phase: In Runde 26 leisteten Piastri, Leclerc und Ocon ihren zweiten Pitstop ab. Sie hatten seit ihrem ersten Reifenwechsel zwar noch nicht die maximal erlaubten 18 Runden absolviert, mussten aufgrund der bereits angefahrenen Reifen aber schon wieder zum Service kommen. Sie wechselten diesmal von Medium auf Hard. Alonso, Gasly und Sargeant stoppten in Runde 27 ebenfalls für den harten Reifen.

Für Alonso wurde es im Cockpit unangenehm. Er meldete im Funk, dass sein Sitz am Hintern eine ungewöhnlich hohe Temperaturentwicklung zeigte. Sein Team konnte beim Boxenstopp aber keine Abhilfe schaffen. In Runde 28 wechselten auch Norris und Hülkenberg zum zweiten Mal die Reifen. Russell war dadurch wieder Zweiter.

Von den Plätzen drei und fünf steuerten in Runde 32 auch Perez und Albon die Box an. Der Mexikaner leistete bei der Gelegenheit seine Zeitstrafe ab. In der 33. Runde wechselte Russell auf Hard und fiel dadurch auf die sechste Position zurück. Vor ihm leistete sich Alonso in Kurve zwei einen Fehler.

Der Spanier rutschte beim Einlenken von der Strecke und rodelte durchs Kiesbett. Beim Rejoin krachte er fast in Leclerc, hinter dem er sich als Siebter wieder einsortierte. In Runde 35 absolvierte Verstappen seinen zweiten Boxenstopp und behauptete die Führung dabei mit sechs Sekunden gegenüber Piastri.

McLaren-Pilot Oscar Piastri von Lance Stroll im Aston Martin
Oscar Piastri setzte sich im McLaren-Duell durch, Foto: LAT Images

Sargeant muss wegen Übelkeit aufgeben

Der weitere Rennverlauf: In Runde 36 meldete Sargeant im Funk ein Unwohlsein. Das Team empfahl ihm, das Auto abzustellen, doch der US-Amerikaner versicherte, dass er weiterfahren kann und blieb zunächst draußen. Williams-Teamchef James Vowles erklärte gegenüber Sky Sports F1, dass Sargeant sich vor dem Start noch gut gefühlt hatte, im Auto aber geäußert habe, dass er das Gefühl hat, erbrechen zu müssen.

Für Perez gab es in der 39. Runde die zweite Track-Limit-Strafe. Der Mexikaner lag auf Platz elf und erhielt die Nachricht, beim nächsten Boxenstopp abermals fünf Sekunden extra absitzen zu müssen. Dasselbe Schicksal ereilte Stroll, Gasly und Albon. Für Sargeant war zeitgleich die Toleranzschwelle überschritten. Der Williams-Rookie verlangsamte im letzten Sektor und kehrte an die Box zurück, um wegen seines Gesundheitszustandes aufzugeben.

Teamorder bei McLaren

Die Schlussphase: In Runde 40 begann die dritte und letzte Boxenstopp-Phase. Bottas, Stroll, Magnussen, Lawson und Hülkenberg eröffneten den Reigen. Eine Runde später stoppte auch Tsunoda. Für Piastri, Leclerc, Ocon und Perez war in Umlauf 44 der finale Pitstop an der Reihe. Norris, Alonso, Gasly und Albon zogen sogleich nach. Verstappen, Russell und Zhou waren die einzigen Fahrer, die noch einen Reifenwechsel zu absolvieren hatten.

Norris erhielt in Runde 47 von seinem Team die Anweisung, Piastri im Kampf um Platz zwei nicht anzugreifen. Der Brite äußerte im Funk sein Unverständnis für diese Entscheidung und berief sich dabei auf seinen Vorsprung von über 20 Sekunden auf Leclerc. Das Team widersprach, doch Norris zog das Tempo an und weigerte sich, den Abstand zu Piastri zu verwalten. In Runde 51 musste Russell für den letzten Reifenwechsel an die Box fahren. Er zog für den Schlussspurt die Soft-Reifen auf und griff als Vierter wieder ins Geschehen ein, lag aber 17 Sekunden hinter Norris.

Verstappen stoppte eine Runde später für Medium-Reifen und kehrte als Leader mit vier Sekunden Vorsprung auf Piastri wieder auf die Strecke zurück. Der Titelverteidiger drehte auf den letzten Metern noch die schnellste Runde, während sich Piastri erfolgreich vor Norris ins Ziel rettete. Im Verfolgerfeld kam es aufgrund von Track-Limit-Strafen gegen Stroll, Perez und Gasly noch zu Positionsverschiebungen. Alfa Romeo schaffte es dadurch mit Bottas und Zhou auf den Rängen acht und neun in die Punkte.