Nun ist es amtlich: Alle Piloten müssen beim Formel-1-Rennen heute in Katar mindestens dreimal an die Box fahren, um Reifen zu wechseln. Nachdem Reifenlieferant Pirelli am Freitag schon Probleme an seinem Produkt feststellen konnte, wurde zunächst schon der Streckenverlauf leicht angepasst. Allerdings bleiben Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahme, weshalb drei Pflichtboxenstopps eingeführt werden. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Katar gibt es hier im Liveticker.

Durch die Verengung der Strecke in den Kurven 12 und 13 um 80 Zentimeter wollte man die Fahrer dazu bringen, von den Kerbs am Kurvenausgang weg zu bleiben. Die neue Streckenversion wurde am Samstag eingeführt, nachdem die Pirelli-Analyse am Freitagabend mikroskopisch kleine Schäden sichtbar machte. Dafür gab es sogar eine zehnminütige Trainingseinheit, in der sich die Piloten mit der neuen Passage vertraut machen konnten.

Reifen-Drama in der Formel 1! 3 Boxenstopps für alle Fahrer? (09:57 Min.)

Pirelli wollte am Samstagabend nach dem Sprint die F1-Reifen erneut untersuchen, um zu überprüfen, ob die Maßnahme auch Wirkung zeigt. Allerdings wurde der Sprint von drei Safety-Car-Phasen unterbrochen, weshalb der Reifenhersteller keine besonders gute Ausgangslage bei den Daten hatte.

Am Freitag traten die Schäden erst nach etwa 20 Runden im Rennbetrieb auf. Nur 12 Runden im 19-ründigen Sprint wurden im Renntempo absolviert. Nur wenige Piloten gingen mit gebrauchten Reifen ins Rennen, sodass es nicht ausreichend Reifen für eine relevante Analyse gab. Dennoch stellten die Italiener am Samstagabend in einigen Fällen eine beginnende Laufflächenablösung fest, und zwar auf beiden Seiten. Die FIA und Pirelli sind davon überzeugt, dass eine deutliche Erhöhung der Laufleistung der Reifen über 20 Runden hinaus zu Reifenschäden führen könnte.

Formel 1 setzt auf Plan B: 3 Stopps, maximal 18 Runden

Deshalb hat die FIA aus Sicherheitsgründen einen Plan B festgelegt. Den hatte man schon für den Fall ausgearbeitet, dass die Verengung der Strecke keine Besserung bringt. Plan B bedeutet, dass alle Fahrer mindestens drei Boxenstopps einlegen müssen. Gleichzeitig darf ein Reifensatz maximal 18 Runden gefahren werden - am Samstag wurde noch von 20 Runden gesprochen.

Bei einer Renndistanz von 57 Runden bedeutet dies, dass die Fahrer mindestens dreimal zum Reifenwechsel an die Box kommen müssen. Es gibt allerdings keine Vorschrift der FIA, drei Pflichtstopps zu absolvieren - die Notwendigkeit dieser leitet sich automatisch aus den maximal 18 Runden-Stints pro Reifensatz ab.

Die Lebensdauer von bereits verwendeten Reifen soll dabei berücksichtigt werden. Hierzu werden die FIA und Pirelli den Teams mitteilen, wie viele Runden für jeden Satz gebrauchter Reifen im Rennen noch erlaubt sind und nach welchen Kriterien dieser Wert berechnet wird.

Bislang ging man davon aus, dass die Teams bei gebrauchten Reifensätzen zwei Runden zur Maximalanzahl hinzuaddieren dürfen. Diese dürften dann also insgesamt 20 Umläufe zurücklegen (inklusive der bereits in anderen Sessions gefahrenen Runden). Der Grund dafür ist, dass die In- und Outlaps langsamer absolviert werden und dadurch die Reifen auf diesen Runden weniger belastet werden.

Jedes Auto, das die erlaubte Rundenzahl der Reifen im Grand Prix überschreitet, wird den Stewards gemeldet, die den Fall so behandeln werden, als ob das Auto in einem unsicheren Zustand eingesetzt wurde.

Eigentlich schreibt das Reglement bei Trockenrennen nur einen Pflicht-Boxenstopp vor, bei dem von einer Reifenmischung auf eine andere gewechselt werden muss. Der Performance-Abbau der Reifen ist auf dem Losail International Circuit aber so hoch, dass ohnehin jeder mit mindestens zwei Boxenstopps gerechnet hatte.

Katar Reifen-mordende Strecke

Beim zweiten Gastspiel der Formel 1 in Katar kommt es zum zweiten Mal zu größeren Reifenproblemen. 2021 kam es im Rennen zu Reifenschäden. Nun tritt das exakt gleiche Problem an den Pneus erneut auf.

Grund für die Problematik ist eine Kombination aus Streckenverlauf und Kerbs. Die sogenannten Misano-Kerbs sind zwar mit 50 Millimeter Maximalhöhe nicht besonders aggressiv und kommen in dieser Form auch auf zahlreichen anderen Strecken zum Einsatz, allerdings werden sie in Katar besonders lange und mit besonders hoher Geschwindigkeit überfahren.

Die extreme Frequenz sorgt dafür, dass sich die Lauffläche von der Unterkonstruktion, der Karkasse, ablösen kann. Eine Erhöhung des Reifendrucks bringt in diesem Fall nichts, könnte die Problematik sogar verschlimmern, weil die Seitenwand dadurch steifer wird. Pirelli überlegte sogar, den Mindestdruck abzusenken. Dann allerdings hätte man an der Seitenwand Probleme mit stehenden Wellen bekommen.