Die Formel-1-Rückkehr nach Katar bereitet den Fahrern noch vor dem ersten Training einige Sorgen. Der Losail International Circuit wurde für den ersten Auftritt der Königsklasse seit 2021 grundlegend renoviert. Die für klare Track Limits neugestalteten Kerbs sollen den Sport verbessern, doch einige Piloten befürchten darin einen zu radikalen Ansatz. Darüber hinaus scheint die neuasphaltierte Rennstrecke für das Sprintformat am Wochenende nicht bereit. Außerdem gibt es Kritik am Termin des Grand Prix. Klima noch heftiger als Singapur.

"Die Kerbs werden die größte Herausforderung. Es scheint, als hätten sie sehr aggressive Kerbs. Die Track Limits waren hier immer ein Thema, und sie haben es noch schlimmer gemacht. Wenn du über die weiße Linie kommst, wirst du dafür richtig bestraft, denn da scheint es ein hohes Risiko zu geben, das Auto zu beschädigen", sagt AlphaTauri-Pilot Yuki Tsunoda. Der Japaner war 2021 beim ersten Auftritt der Formel 1 in Katar mit von der Partie, als der Austragungsort durch die globale Krisensituation in den Kalender rutschte. Die Rennstrecke wurde damals in der seit ihrer Eröffnung im Jahr 2004 unveränderten Form befahren.

Anfang 2023 wurde die gesamte Anlage samt der Rennstrecke für die Rückkehr der Königsklasse renoviert. Das 5,418 Kilometer lange Layout blieb dabei unangetastet, doch der Asphalt wurde jedoch vollständig erneuert und darüber hinaus wurden die Auslaufzonen überarbeitet, um einen Kompromiss zwischen MotoGP und Formel 1 zu finden. Die für die Einhaltung der Track Limits angebrachten Kerbs verfügen über eine rund 5 cm hohe Kante zur dahinterliegenden Auslaufzone.

Tsunoda warnt vor zerstörten Autos durch Katar-Kerbs

"Ich habe auf den Bildern gesehen, dass zwischen dem Kerb und dem Asphalt der Auslaufzone eine richtige Stufe ist. Auf dem Kerb zu fahren wird an sich kein Thema sein, aber sobald du einmal drüber bist, wird es sehr rutschig und die Kante scheint nicht rund zu sein", so Tsunoda, der diese Lösung vor allem aufgrund der hohen Geschwindigkeiten in Losail als nicht optimal empfindet.

Lewis Hamilton erreichte auf seiner Pole-Runde 2021 eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 239 km/h. "Wir haben hier so viele Highspeed-Kurven und das Auto ist dort sehr tief. Dadurch wird schon ein Mal sehr kostspielig. Ich denke, diese Strecke ist auf jeden Fall ein Unterboden-Zerstörer", erklärt Tsunoda, dessen Team mit Schäden an den Autos rechnet: "Das sieht schon auf den Fotos sehr aggressiv aus und all unsere Ingenieure sind besorgt."

2021 erlitten George Russell, Valtteri Bottas und Nicholas Latifi während des Rennens Reifenschäden durch das zu harte Überfahren der Kerbs und auch Schäden an den Autos waren damals der Fall. "Damals war die weiße Linie nicht das Track Limit. Der Kerb was das Track Limit und das hat es jedem erlaubt, noch weiter rauszufahren und den Unterboden zu beschädigen. Jetzt ist die weiße Linie das Track Limit, wodurch es vielleicht weniger ein Problem ist", sieht Bottas die Situation nicht ganz so dramatisch wie Tsunoda.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz hingegen rechnet trotz der neuen Maßnahmen mit der alten Leier. "Mit der weißen Linie die so breit ist und den Autos die so breit sind, und der schlechten Übersicht die wir haben sowie den hohen Geschwindigkeiten hier, werden wir wohl mehr über Track Limits als über Zerstörer-Kerbs reden", so der Spanier, der seinerseits andere Kritikpunkte hat.

Sainz kritisiert Termin für Formel-1-Rennen in Katar

Für das 17. Rennwochenende der Saison in Katar sind Außentemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius vorhergesagt. In den Abendstunden soll die Luftfeuchtigkeit bis zu 70 Prozent betragen. Vor zwei Jahren wurde der Wüsten-Grand-Prix fast zwei Monate später am vorletzten Novemberwochenende ausgetragen. "Ich denke, es ist ein bisschen extrem und hoffe, dass sich das in Zukunft nicht wiederholt", moniert Sainz schon jetzt Katars Platz im diesjährigen Kalender.

"Natürlich versuchen die Organisatoren immer die bestmöglichen Termine zu finden, aber die Fahrer leiden hier in der Hitze und in dieser Situation wird es absolut kein angenehmes Rennen. Aber ich selbst mache mir keine Sorgen, denn ich weiß wie heiß es in Singapur ist und dort lief es für mich gut. Ich bin dafür bereit", so der Ferrari-Pilot weiter. Sein Teamkollege hat die Hoffnung, dass es nicht ganz so extrem wie in Singapur wird.

"Was es für uns in Singapur so schwierig macht, ist, dass es durch die vielen Gebäude kaum Wind gibt. Wenn du das Visier öffnest, kommt so gut wie keine Luft. Das sollte hier besser sein", so Charles Leclerc, der für Katar trotzdem schwierige Bedingungen erwartet: "Es wird sicher ein ähnliches Level wie Singapur, wenn überhaupt wird es hier noch heißer sein, also wird es definitiv ein hartes Rennen."

Rutschpartie auf neuem Asphalt?

Ein weiterer für Sainz nicht optimaler Zustand ist die Neusasphaltierung so kurz vor der Veranstaltung. "Es ist nicht nur die Hitze, sondern auch die Streckenoberfläche, die momentan noch sehr dreckig aussieht. Ich weiß nicht, ob die vorher noch gereinigt wird", so der 29-Jährige. "Es sieht noch sehr neu aus, als ob dort noch nie jemand gefahren wäre, so wie 2020 in der Türkei. Ich hoffe, dass das alles gut geht."

Sorgen hat er vor allem, weil die Formel 1 in Katar ein Wochenende im Sprint-Format abhält. Dementsprechend wird es am Freitag nur ein einziges Training über 60 Minuten geben, bevor am Abend bereits das Qualifying ansteht. Am Samstag folgen Sprint-Shootout und der Sprint, am Sonntag der Grand Prix. "Es gibt viele Unbekannte und viele Dinge, an die wir uns im ersten Training gewöhnen müssen. Wir werden im Qualifying in der Nacht dann sofort viel schneller fahren, da gibt es einige Herausforderungen."