Ob Günther Steiner in Monaco oder Lando Norris in Singapur: Das Formel-1-Fahrerlager ist in der Saison 2023, mal wieder, unzufrieden mit den Entscheidungen der Stewards. Der Vorwurf: Die Verhängung der Strafen ist zu inkonsequent und unberechenbar. Alex Albon vertritt allerdings eine andere Ansicht. Der Williams-Pilot wünscht sich bei dem Thema Strafen noch mehr Flexibilität. Doch was genau meint er damit?

Albon: Formel-1-Strafen sind konsequent, aber auch unfair?!

Die Kritik des Williams-Piloten: Eine 5-Sekunden-Strafe ist für ein überlegenes Formel-1-Auto nicht angemessen. Schließlich könnte damit die Strafe mühelos wieder herausgefahren werden. So geschehen beim Singapur GP, als Sergio Perez den Thailänder in Kurve 14 vollkommen übermütig abräumte und das Rennen für Williams quasi beendete. Perez wurde zwar bestraft, doch einen Positionsverlust musste der Mexikaner dadurch nicht in Kauf nehmen - die Lücke hinter ihm war schlicht und ergreifend zu groß.

Williams-Fahrer Alexander Albon
Nach seinem Crash konnte Albon in Singapur keine Punkte mitnehmen, Foto: LAT Images

Für ein 'durchschnittliches' Formel-1-Auto allerdings hat eine Zeitstrafe im Regelfall viel größere Auswirkungen. Im engen Mittelfeld, in dem sich aktuell auch Williams befindet, kann bereits eine 5-Sekunden-Strafe den Unterschied zwischen einer Top-10-Platzierung und einem Null-Punkte-Rennen ausmachen.

"Das ist eine ziemlich schwierige Frage", gestand Alex Albon angesprochen auf die Diskussion über die Konstanz bei Strafen ein. "Zum Beispiel der Zwischenfall zwischen mir und Checo, bei dem er eine 5-Sekunden-Zeitstrafe bekommen hat. Die Strafe ist konsequent, aber ist sie wirklich fair? Wahrscheinlich nicht." Der Thailänder fordert daher Veränderungen für die Zukunft: "Deshalb sollte es da etwas mehr Flexibilität geben. Ich denke, dass die Dinge nicht so konsequent sein müssen, wie sie es jetzt sind."

"Es war sehr enttäuschend, weil wir nicht mit viel Hoffnungen nach Singapur gereist sind. Dann in einer Position zu sein, in der wir hätten Punkte sammeln können, war aufregend. Wenn wir das Auto auf der Strecke gehalten hätten, hätten wir einige Punkte holen können. Aber das haben wir nicht", erklärte Albon seinen Frust über die Singapur-Kollision.

Formel-1-Stewards: Konstanz oder Flexibilität?

Alex Albons Forderung nach flexibleren Strafen ist in Anbetracht der jüngsten Diskussionen ein überraschender Ansatz. Schließlich beschwerten sich in dieser Saison bereits mehrere Fahrer und Teams über genau das, was Albon fordert: Die Inkonstanz bei den Entscheidungen der Stewards. Jüngst nahm die Diskussion wieder Fahrt auf, als Max Verstappen Yuki Tsunoda beim Qualifying für den Singapur GP auf seiner schnellen Runde blockierte, wodurch der Japaner seinen Versuch abbrechen musste. Zum Unverständnis vieler Fahrer und Teams kam der WM-Führende lediglich mit einer Verwarnung davon.

Bei Albons Forderung gilt es allerdings zu differenzieren. Denn die Diskussion über die Konstanz der Strafen bezog sich bisher rein auf den Vorfall an sich, und nicht darüber, welche Autos daran beteiligt waren. Eine Verhängung von unterschiedlichen Strafen, abhängig von dem Auto, dass das Vergehen begeht, würde einem Grundgedanken des Sports, der Gleichberechtigung, widersprechen. Bei einem hypothetischen Szenario, bei dem die Stewards das Ausmaß ihrer Strafen vom Auto oder Team abhängig machen würden, wären die Beschwerden der Teams bereits programmiert.

Allerdings könnte man das Strafmaß nicht an das Auto anpassen, sondern an die jeweiligen Auswirkungen in der aktuellen Rennsituation. Über diese Möglichkeit diskutieren Florian und Christian im untenstehenden Video:

Nach Perez-Farce: Braucht die Formel 1 andere Regeln? (18:23 Min.)