Wenn sich Max Verstappen in Katar zum dritten Mal zum Weltmeister krönt, ist es bereits das 13. Mal, dass ein Fahrer den WM-Titel in einem von Adrian Newey designten Auto gewinnt. Nigel Mansell, Alan Prost, Damon Hill, Jacques Villeneuve, Mika Häkkinen und Sebastian Vettel hatten abseits des Niederländers die Ehre. Jedoch nicht Lewis Hamilton, nicht Fernando Alonso und nicht Ferrari. Zum Leidwesen des Aerodynamik-Gurus.
Newey bedauert: Ferrari, Hamilton und Alonso fehlen im Lebenslauf
"Mit Fernando oder Lewis zu arbeiten, wäre fantastisch gewesen", ist Adrian Newey beim 'Beyond the Grid'-Podcast etwas wehmütig über die verpasste Chance. "Aber es hat sich einfach nie ergeben." Der Karriereweg des Briten war ein anderer.
Von Fittipaldi über March zu Williams, McLaren und schließlich Red Bull. Newey: "Das war ein ordentliches Risiko - von einem Weltmeister-Team zum Start-Up, das der Witz der Boxengasse war." Jetzt lacht niemand mehr über Red Bull. Ferrari findet sich jedoch nicht im Lebenslauf des Briten. Obwohl ihn die Scuderia dreimal einen Job angeboten hat: Während seiner IndyCar-Zeiten, 1993 und 2014. Problem dabei vor allem der Standort in Italien.
Newey: Ferrari sehr verlockend, aber drei Mal abgeblitzt
"Vor allem '93 war verführerisch: Jean Todt hat gerade angefangen, und es gab Gespräche, ob man Michael Schumacher einstellen sollte oder nicht", erinnert sich der Design-Papst. "Der Hauptgrund, warum ich nicht zusagt habe, war, dass meine erste Ehe wegen meines IndyCar-Jobs zugrunde ging." Amanda Newey gefiel es in Amerika nicht, und sie zog nach England zurück. "Davon haben wir uns nie mehr erholt."
Die Ehe hielt die Langstrecken-Beziehung über den großen Teich nicht aus. Bei seiner zweiten Frau Marigold wollte Newey nicht denselben Fehler zweimal machen - das Paar trennte sich trotzdem 2010. Ein Outpost in England wie bei Red Bulls Schwesterteam mit Faenza - Bicester kam nicht infrage: "Daran glaube ich nicht. Ferrari ist ein italienischer Rennstall."
Adrian Newey und das Motoren-Dilemma
2014 war die Situation eine andere. "Die Gespräche mit Ferrari 2014 waren pure Frustration", betont der 12-fache Konstrukteursweltmeister. "Ich wollte wirklich nicht weg. Aber Renault schaffte es einfach nicht, einen konkurrenzfähigen Motor bereitzustellen. Wenn das im ersten Jahr passiert, sage ich: Okay, neue Regeln, wir machen alle Fehler."
Es passierte aber nicht nur im ersten Jahr, sondern bis Red Bull die Reißleine zog und 2019 zu Honda wechselte. Vor allem ein Krisen-Treffen mit Carlos Ghosn, dem früheren Renault CEO blieb Adrian Newey in Erinnerung: "Renault sagte, dass sie die Formel 1 eigentlich gar nicht interessiert. Und sie nur dabei sind, weil die Marketing-Abteilung das so will." Eine sehr dunkle Zeit, gibt der Luftfahrt-Ingenieur im Podcast gegenüber Tom Clarkson preis.
"Mercedes wollte uns keinen Motor geben. Ferrari hätte einen großartigen gehabt, aber sie hätten uns im WM-Kampf niemals gleich-leistungsstarke Aggregate gegeben", so Newey. "Also hatten wir für lange Zeit Renault am Hals. Wenn du weißt, dass du in absehbarer Zeit einfach nicht konkurrenzfähig bist, ist das wie in einem sehr dunklen Tunnel."
Newey: Mit gleichem Motor hätten wir Mercedes besiegt
Mit einem Mercedes-Motor hätte Red Bull schon viel früher als 2021 mit den Silberpfeilen um die Weltmeisterschaft kämpfen können. "In manchen Jahren hatten wir das bessere Chassis, manchmal sie. Aber wir hätten sie sicherlich immer herausgefordert", glaubt Newey. Mit insgesamt 24 Weltmeisterschaften weiß er, wie Titel gewonnen werden.
"Es gibt drei entscheidende Bausteine: Der Fahrer, das Chassis und der Motor", erklärt Newey. "Wenn du bei einem der drei nicht ganz vorne dabei bist, gewinnst du vielleicht ab und zu ein Rennen, aber nie die Weltmeisterschaft." Mit Max Verstappen, Red-Bull-Chassis und Honda-Motor funktioniert das jetzt gerade recht gut.
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