Alpine-Pilot Pierre Gasly eskalierte nach einer Teamorder in der Schlussphase des Japan-GP komplett. Er fluchte, gab vulgäre Gestiken von sich und haute auf sein Lenkrad, als habe er gerade eine Weltmeisterschaft verloren. Der Franzose ist beileibe nicht der erste Formel-1-Fahrer, dem im Cockpit die Sicherungen durchgebrannt sind. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die größten Wutausbrüche der letzten Jahre.

Imola 2021 - Tsunoda im Paradies

Yuki Tsunoda wirkt außerhalb des Cockpits eher schüchtern, doch sobald der Japaner im Auto sitzt, sieht das anders aus. Schon im zweiten Rennen seiner Formel-1-Karriere zeigte er einen seiner, mittlerweile bestens bekannten, Wutausbrüche. Im dritten Freien Training in Imola wollte er zur schnellen Runde ansetzen, doch seine Fahrerkollegen standen im Weg. Mit Wut und Sarkasmus brüllte er in den Funk: "Leute, das ist hier das verdammte Paradies. Ein Verkehrs-Paradies. Was ist hier los?" Seitdem hat sich das 'Traffic Paradise' als geflügeltes Wort unter den F1-Piloten eingebürgert, wenn sie sich mal wieder über den Verkehr aufregen.

Portugal 2020 - Verstappen und der Mongole

Max Verstappen ist nicht gerade bekannt dafür, sich emotional zurückzuhalten. Geflucht wird an seinem Boxenfunk in aller Regelmäßigkeit. Nach einem Crash mit Lance Stroll im zweiten Freien Training in Portimao war er auf 180 und feuerte gegen den Kanadier: "Ist dieser verdammte Typ blind? Was zur Hölle ist falsch mit ihm? Jesus Christus, was für ein Vollidiot! Ich habe einen Schaden am Auto, was für ein Mongole!" Die Menschen im asiatischen Staat fanden dies allerdings gar nicht lustig. Es schaltete sich sogar die mongolische Regierung ein und warf Verstappen Rassismus vor. Gleichzeitig ist das englische 'Mongol' auch als Beleidigung gegenüber Menschen mit Down-Syndrom zu verstehen. Verstappen entschuldigte sich danach nicht explizit, er wies nur darauf hin, aus Wut und Enttäuschung reagiert zu haben. Stoll hingegen bestätigte, dass der Niederländer sich mit ihm ausgesprochen habe.

Brasilien 2019 - Vettel und der Bockmist

Sebastian Vettel stand 2019 ordentlich unter Druck. Ferrari-Neuling Charles Leclerc war drauf und dran den vierfachen Weltmeister im Teamduell zu schlagen. In Brasilien kam es zur Kollision der Teamkollegen. Vettel war so außer sich, dass er nicht auf Englisch, sondern auf Deutsch zu fluchen begann. "Mein Gott, muss das sein? So ein Bockmist aber auch!", war aus dem Team-Radio zu hören. Beide Autos der Scuderia mussten das Rennen beenden.

Vettel hatte nach der Kollision mit Leclerc einen Reifenschaden, Foto: LAT Images
Vettel hatte nach der Kollision mit Leclerc einen Reifenschaden, Foto: LAT Images

Kanada 2019 - Steiner reichts mit Jammer-Magnussen

Kevin Magnussen ist bei seinen Fahrerkollegen aufgrund seiner harten Gangart oftmals nicht besonders beliebt. 2019 verscherzte es sich der Däne sogar mit seinem eigenen Team. Im Qualifying hatte er seinen Haas weggeworfen und den Mechanikern eine Menge Reparaturarbeit aufgehalst. Im Rennen folgte dann keineswegs Dankbarkeit an seine Crew, sondern eine wahre Litanei des Jammers. Mehrfach beschwerte er sich über ein furchtbares Dienstfahrzeug. Dies gipfelte in der Aussage: "Das ist die schlimmste Erfahrung, die ich je in irgendeinem Rennauto hatte. Jemals." Magnussens Gejammer hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Teamchef Günther Steiner meldete sich persönlich und forderte den Dänen dazu auf, die Klappe zu halten: "Für uns ist das auch keine schöne Erfahrung! Aber jetzt ist genug. Genug heißt genug!" Nach dem Rennen entschuldigte sich Magnussen bei seiner Mannschaft.

Italien 2017 - Alonso, Palmer und das Karma

Fernando Alonso fuhr in Monza 2017 in einem untermotorisierten McLaren-Honda um die goldene Ananas. Doch Alonso wäre nicht Alonso, wenn er nicht immer alles geben würde. So auch im Zweikampf mit Renault-Pilot Joylon Palmer. Dieser hatte die Schikane abgekürzt und sich vor Alonso wieder eingereiht. Der Spanier forderte seine Position zurück, doch der Brite blieb vorne. Palmer bekam eine 5-Sekunden-Strafe, was Alonso auf die Palme trieb: "Fünf Sekunden sind ein Witz! Ein kompletter Witz!" Im Nirgendwo fahrend, steigerte sich Alonso immer mehr hinein. Runden später ließ er erneut verlauten: "Was für ein Witz, diese fünf Sekunden. Was ein Witz!" Später erkundigte er sich nach Palmers Position. Sein Renningenieur teilte ihm mit, dass Palmer ausgeschieden war. Alonsos Antwort hat heute Kult-Charakter: "Karma!"

Baku 2017 - Gebt Kimi endlich sein Lenkrad

2017 erlebte Baku das erste jener Chaos-Rennen, für die die Strecke in Aserbaidschan mittlerweile bekannt ist. In Runde 22 gab es eine rote Flagge. Dies war ein Vorteil für Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, dessen Team dringende Reparaturen am Auto durchführen mussten. Der Finne hatte zuvor einen Platten erlitten und war über Trümmerteile gefahren. Er setzte sich zum Restart wieder ins Auto und wurde von seinen Mechanikern raus in die Boxengasse geschoben. Dabei hatte der 'Iceman' aber zwei wichtige Rennfahrerutensilien vergessen, die er nun von seiner Crew mehr als lautstark einforderte: "Handschuhe! Mark, Handschuhe! Lenkrad! Handschuhe und Lenkrad! Hey, das Lenkrad! Sagt ihm irgendwer, dass er mir es geben soll! Komm schon, beweg dich!" Am Ende halfen auch Lenkrad und Handschuhe nichts. Räikkönen musste in Runde 46 mit einem Ölleck aufgeben.

Kimi Räikkönen hatte vor seinem Wutausbruch in Baku einen Reifenschaden erlitten, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen hatte vor seinem Wutausbruch in Baku einen Reifenschaden erlitten, Foto: Sutton

Mexiko 2016 - Vettels Botschaft an Charlie Whiting

Sebastian Vettel legte sich an jenem Sonntag in Mexico-City nicht nur mit seinen Fahrerkollegen an. Auslöser war ein Verbremser Max Verstappens, der von Vettel im Ferrari attackiert wurde. Der Red-Bull-Pilot ging weit, fuhr durch das Gras anstatt durch die Schikane und hielt danach die Position. "Er muss mich vorbeilassen, er muss! Beweg dich, verdammt nochmal! Er ist ein ****, das ist er", beschwerte sich Vettel am Funk. Verstappen begann Spielchen und wollte so seinem Teamkollegen helfen, was Vettel noch mehr verärgerte: "Bin ich der einzige, oder sehen sie nicht, was ich sehe? Er hält mich auf, für Ricciardo."

Vettel entschuldigte sich beim nächsten Rennen bei Charlie Whiting, Foto: Sutton
Vettel entschuldigte sich beim nächsten Rennen bei Charlie Whiting, Foto: Sutton

"Er muss mir den Platz geben, Ende!", wütete der Heppenheimer weiter. Als Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ihm jedoch mitteilte, dass Rennleiter Charlie Whiting Verstappens Aktionen als in Ordnung empfand, explodierte der vierfache Weltmeister. Auch Whiting bekam nun die volle Breitseite ab: "Weißt du, was? Hier ist eine Botschaft an Charlie! Verpiss dich! Ehrlich, verpiss dich!" Am Ende bekam Ricciardo das Podium vererbt, denn Verstappen wurde doch noch bestraft und Vettel übertrieb es in seiner Wut beim Verteidigen gegen den Australier, was ebenfalls eine Strafe nach sich zog. Beim nächsten Rennwochenende in Brasilien entschuldigte sich Vettel bei Whiting und gab diesem die Hand.

Bahrain 2012 - Alonsos Lektion für Rosberg

Nico Rosberg bestritt 2012 bereits seine siebte Formel-1-Saison, doch nach Ansicht Fernando Alonsos hatte er eine Grundlage des Rennfahrens wohl noch nicht ganz verstanden. Beim Rennen in Bahrain drängte der Mercedes-Pilot den angreifenden Ferrari Alonso von der Strecke. Der Spanier ließ eine klare Ansage an den 'Schüler' Rosberg folgen: "Er hat mich von der Strecke gedrängt. Ich dachte, du musst Platz lassen? Du musst immer Platz lassen, ok? Verstanden?" Rosberg fuhr seine harten Duelle danach mit Lewis Hamilton aus und nicht mehr mit Alonso.

Alonso war im Duell mit Rosberg nicht zufrieden mit dem Mercedes-Piloten, Foto: Sutton
Alonso war im Duell mit Rosberg nicht zufrieden mit dem Mercedes-Piloten, Foto: Sutton

Belgien 2002 - Montoya und sein Freund Räikkönen

Bei Juan Pablo Montoya bekamen häufig die Reporter und Kameraleute ihr Fett weg, doch auch auf seine Fahrerkollegen hatte es der Kolumbianer gerne einmal abgesehen. Im Qualifying in Spa-Francorchamps war der Williams-Pilot auf einer schnellen Runde unterwegs und lief in der alten Variante der Bus-Stop-Schikane auf Kimi Räikkönen im McLaren auf. Der Finne steuerte die Boxengasse an, stand Montoya dabei aber deutlich im Weg. Dieser fluchte live am Team-Radio: "Verdammter Räikkönen, was für verdammter Idiot!" Der 'Iceman' blieb davon allerdings unbeeindruckt.