Eigentlich hätte Alpine allen Grund gehabt, mit einem positiven Gefühl aus Japan abzureisen. Nach einem enttäuschenden Qualifying, bei dem beide Piloten bereits im Q2 ausschieden, zeigten Esteban Ocon und Pierre Gasly im Rennen eine starke Leistung und kämpften sich in Suzuka zurück in die Punkteränge. Am Ende belegten sie die Plätze 9 und 10. Doch die Stimmung beim französischen Werksteam war nach dem Rennen als andere als rosig. Vor allem Pierre Gasly zeigte sich offen frustriert.
Bereits im Cockpit unmittelbar nach der Zieleinfahrt fuchtelte der Franzose wild mit seinen Armen herum, war sichtlich aufgebracht und schlug auf alles in seinem Radius ein, was nicht niet- und nagelfest war. Sowohl das Lenkrad als auch der Halo bekamen den Frust des 27-Jährigen zu spüren. Den Mittelfinger streckte Gasly ebenfalls in die Luft, allerdings ist unklar, an wen dieser gerichtet war. Den Funkknopf drückte der Alpine-Pilot während seines Wutausbruchs zwar nicht, allerdings war auch ohne Ton mehr als verständlich, dass Gasly nach dem Rennen vollkommen außer sich war. Doch was war der Grund?
Runde 47: Alpine kommuniziert Teamorder ungenau
In Runde 47 konnte Gasly nach seinem letzten Boxenstopp wieder zu seinem Teamkollegen aufschließen. Gasly hatte zu diesem Zeitpunkt sechs Runden frischere Reifen als Ocon, der nach einem Reifenschaden in der ersten Runde deutlich früher an die Box kommen musste. Auf Anweisung des Teams ließ Ocon Gasly vor der letzten Schikane passieren, damit sich dieser auf die Jagd nach Fernando Alonso auf Platz 8 machen konnte. "Wenn er die Position nicht gewinnt, lässt er mich wieder vorbei, oder? Kannst du das bestätigen?", fragte Ocon bei seinem Renningenieur nach. Dieser antwortete: "Lass uns schauen, was wir machen können. Lass ihn bitte jetzt vorbei."
Pierre Gasly ging hingegen davon aus, dass Alpine Ocon absichtlich ohne Gegenwehr tauschen ließ, um einen zeitintensiven Kampf der beiden Alpine-Piloten zu verhindern. Dass er Ocon im späteren Verlauf des Rennens wieder vorbeilassen müsse, wurde ihm nicht kommuniziert. Erst in der vorletzten Runde, nachdem eine Aufholjagd auf Alonso vergebens war, wies das Team ihn an, Ocon die Position wieder zu überlassen.
"Soll das ein Witz sein? Ich war schneller. Ich bin auf frischeren Reifen, ich hätte ihn sowieso überholt", reagierte Gasly empört. "Ist das euer Ernst? Ich bin vor ihm gestartet, ich war das ganze Rennen vorne. Erst lasst ihr ihn mich undercutten und dann... Dankeschön... Ein kompletter Witz." Schlussendlich gab Gasly klein bei und ließ seinen Teamkollegen in der letzten Kurve vorbeziehen.
Gasly außer sich: Ich verstehe es wirklich nicht
Selbst nach dem Rennen war Gasly noch sichtbar aufgebracht über die Anweisung seines Teams. "Das wurde vor dem Rennen nicht besprochen", sagte der Alpine-Pilot. "Mit der Strategie, die das Team geplant hatte, war es klar, dass Esteban mich irgendwann undercutten würde, aber meine Pace war schneller. Es war nie die Rede davon, dass wir die Positionen wieder tauschen müssten, weil ich vor ihm gestartet bin und auch immer vorne war."
Gasly sah sich auch nach dem Rennen weiterhin im Recht. "Zehnter und Neunter oder Neunter und Zehnter ist für das Team das Gleiche, aber das habe ich definitiv nicht erwartet. Und ich verstehe es auch nicht wirklich, denn ich war das führende Auto, also werden wir darüber reden."
"Warum sollte ich eine Position hergeben, aus welchem Grund? Heute habe ich das Team vor mich selbst gestellt und das werde ich auch weiterhin tun", fügte er hinzu. "Ich verstehe die Entscheidung des Teams nicht, aber ich habe sie respektiert und Esteban vorbeigelassen, aber am Ende sind es drei Punkte für das Team und darauf müssen wir schauen", versuchte der Franzose die Situation schlussendlich zu beschwichtigen.
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