Um den Sieg oder das Podium konnte Mercedes in Japan nicht mitkämpfen. Dafür war die Pace nicht gut genug. Stattdessen waren die schwarzen Silberpfeile vor allem mit sich selbst beschäftigt. Mehrmals trafen George Russell und Lewis Hamilton auf der Strecke aufeinander und führten einen teils geladenen Zweikampf.

Kurz vor Schluss kam es zu einem heftigen Gefecht am Boxenfunk. Russells 1-Stopp-Strategie war nur fast aufgegangen. Hamilton schloss mit deutlich frischeren Reifen und Carlos Sainz im Nacken rapide zu seinem Teamkollegen auf. "Wir werden diese beiden Plätze verlieren", fürchtete Hamilton deshalb schon und pochte auf eine Teamorder.

Mercedes-Fahrer George Russell
George Russell fuhr in Suzuka auf P7, Foto: LAT Images

Diese gab es dann auch, allerdings erst zwei Runden später und mit einiges an Gegenwind von Russell. Er schlug zuerst vor, Hamilton im DRS zu halten und sich so gegen den Ferrari verteidigen. Russell musste aber schließlich einwilligen. Der 25-Jährige war damit alles andere als glücklich und erinnerte sich an eine Aktion früher im Rennen. " Wenn wir das Teamspiel spielen wollen - er hat mich vorher von der Strecke gedrückt", beklagte sich Russell.

Mercedes-Duell: Kämpfen wir gegen uns selbst?

Im ersten Stint wurde nämlich bereits ein Duell zwischen den beiden Schwarzpfeile ausgefochten. Zuerst bremste Russell Hamilton auf der fünften Runde in der letzten Schikane aus, wurde aber anschließend auf Start-Ziel ausgekontert.

Ein Manöver, das Hamilton nicht sehr gut geschmeckt hatte. "Heute sind wir aggressiv gefahren und ich musste aggressiv gegen ihn verteidigen, als er mich früh im Rennen angriff. Das ist nicht eine Position, in der ich jemals sein will. Wir kämpfen um Plätze gegen Ferrari, nicht gegen uns gegenseitig. Wir müssen mehr als Team zusammenarbeiten", so Hamilton im ORF-Interview.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton in der Pressekonferenz
Lewis Hamilton beim F1-Rennen in Japan: Brauchen mehr Teamwork, Foto: LAT Images

Elf Runden später gab es dann den zweiten Akt im Mercedes-Theater. Nachdem Hamilton in der zweiten Degner-Kurve in Runde 16 ins Kies geraten war, setzte Russell vor der Spoon-Kurve zum Überholversuch an. Doch der Rekordweltmeister drückte ihn von der Strecke. Diesmal reagierte Russell am Funk verschnupft: "Wen wollen wir bekämpfen? Uns oder die anderen?"

Hamilton schimpft über DRS-Spielchen: Macht keinen Sinn

Hamilton war nach dem Positionstausch kurz vor Schluss ebenfalls angesäuert über das Management des Teams. "Wir sind die ganze Zeit ohne Grund gegeneinander gefahren!", ärgerte er sich. Er musste nach dem Wechsel hingegen als DRS-Helfer für Russell herhalten. Ein Plan, der schnell scheiterte da Sainz trotz dieses DRS-Spiels an dem langsameren Mercedes vorbeikam.

Lewis Hamilton ärgerte sich nach dem Rennen über diese Taktik. "Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee war. Als sie es mir vorschlugen, wusste ich, dass sie die Idee offensichtlich vom letzten Rennen bekommen hatten und es keinen Sinn machte", ging der fünffache Japan-Sieger mit seinem Rennstall hart ins Gericht und ergänzte, wie viel Zeit er dafür aufgeben musste: "Ich war etwa zwei Sekunden voraus und sie baten mich, George DRS zu geben."

Russell deeskaliert: Mussten Frust loswerden

"Wir hätten früher die Positionen tauschen sollen und dann wäre ich so weit weggefahren wie möglich, um den Abstand so groß wie möglich zu halten", erklärte Hamilton seinen Gegenvorschlag. Russell hatte sich nach dem Rennen wieder beruhigt. "In der Hitze des Gefechts sagt man Dinge am Funk, um seine Frustration loszuwerden. Natürlich haben wir so etwas an Zeit verloren, aber das gehört beim Rennsport dazu", gab er sich diplomatisch.

Durch den Positionsverlust gegen Carlos Sainz landete Russell im Ziel auf dem siebten Rang, während Lewis Hamilton zwei Plätze weiter vorne auf P5 über die Linie fuhr. In einem Punkt waren sich die Fahrer einig: Viel mehr wäre in Suzuka für die Mannschaft aus Brackley nicht drinnen gewesen. Hamilton: "Es geht darum, die bestmöglichen Punkte für das Team einzufahren und ich denke, das haben wir hier getan."