1. Warum bekam Sargeant schon vor dem Rennen eine Strafe?

Nach dem heftigen Unfall in der Qualifikation musste Williams ein komplett neues Auto für Sargeant aufbauen. Damit begann man direkt nach dem Ende des Qualifyings. Allerdings sind alle Autos - auch verunfallte - noch zwei Stunden nach dem Ende der der Qualifikation unter Parc ferme. Rein Regel-technisch hatte Williams durch den parallelen Aufbau insgesamt drei Autos im Einsatz. Das ist aber verboten. Im Reglement ist genau definiert, welche Komponenten an einem Monocoque schon vormontiert sein dürfen, damit es nicht als Ersatzauto gilt. Durch den voreiligen Zusammenbau wurde diese Grenze überschritten.

Weil Williams nicht mehr ausreichend Ersatzteile hatte, musste Sargeant auch noch mit leicht geänderter Spezifikation fahren. Das ist ein Bruch der Parc-ferme-Regeln und zieht ohnehin den Start aus der Boxengasse nach sich. Deshalb legten die Stewards für das dritte Auto noch eine 10-Sekunden-Strafe obendrauf, die im Rennen abgesessen werden musste. Im Chaos der ersten Runden ging der Sargeant-Stopp samt Strafe in Runde zwei aber unter.

2. Wofür kassierte Perez die erste Strafe?

Sergio Perez erlebte einen rabenschwarzen Tag. Nach der unverschuldeten Rempelei am Start musste er in Runde zwei seinen Frontflügel wechseln lassen. Immerhin verlor er dabei nicht allzu viel Zeit, weil das Safety Car auf der Strecke fuhr. Allerdings bekam der Mexikaner für ein Safety-Car-Vergehen eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt.

Zunächst sah es so aus, als hätte er die Strafe dafür kassiert, dass er am Boxenausgang kurzzeitig einige Autos überholt hatte. Tatsächlich aber erfolgte der Regelbruch an der Boxeneinfahrt: Durch das Abbiegen in die Boxengasse fuhr Perez eine kürzere Linie als die anderen Piloten. Weil er nicht aufpasste, überholte er auf der Safety-Car-Linie minimal Fernando Alonso. Hinter dem Safety Car ist das verboten.

3. Wieso räumte Perez fast Norris ab?

Später im Rennen räumte Sergio Perez noch Kevin Magnussen ab. Dabei beschädigte er seinen Red Bull weiter. Ein Nasenwechsel allein konnte offenbar keine Abhilfe schaffen. Deshalb fuhr Perez in seiner Outlap sehr vorsichtig. Als die Rennleitung eine VSC-Phase ausrief, fuhr er sogar unter der Maximalpace. Dadurch lief Lando Norris zum Überrunden auf, traute sich aber unter VSC-Bedingungen nicht vorbeizufahren.

Das Missverständnis kostete den McLaren-Piloten sechs Sekunden und fast das Rennen. Denn als die VSC-Phase beendet wurde, ging Norris außen in der Spoon-Kurve vorbei. Perez aber sah das nicht und fuhr auch nach außen. Norris musste ausweichen und kurz neben die Strecke fahren.

4. Warum glaubte Leclerc, er wäre auf dem Podium?

Bis zur letzten Runde dachte Charles Leclerc, er läge auf Platz drei. Dann realisierte er, dass er doch nur auf Platz vier lag. "Ich dachte, Max [Verstappen] wäre ausgeschieden. Ich dachte, er wäre langsam gefahren und wir hätten ihn alle überholt", erklärte Leclerc später. Der Verstappen, den Leclerc sah, war aber Perez. Es war ebenjene Szenen, die sich nach dem Perez-Zwischenfall mit Norris zugetragen hatten.

5. Warum gab Perez gleich zweimal auf?

Zurück zu Sergio Perez. Nach seiner Schleichfahrt zurück in die Box stellte er seinen RB19 in der Garage ab und gab auf. Gut 40 Minuten später kletterte er aber wieder ins Cockpit und fuhr noch einmal los. Warum? Perez bekam für die Kollision mit Magnussen eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Hätte er die Strafe nicht abgesessen, wären die fünf Sekunden automatisch in eine Startplatzstrafe für das nächste Rennen in Katar umgewandelt worden.

Deshalb fuhr Perez mit 26 Runden Rückstand aus der Garage, fuhr eine Runde, kam zum Boxenstopp, saß die Strafe ab und fuhr anschließend wieder an die Box, um dann final aufzugeben. Das Vorgehen ist nicht verboten. Bitter: Seine erneute Ausfahrt hatte sich verzögert, weil man die Boxengasse für Max Verstappen freihalten wollte. Deshalb musste Perez beim Verstappen-Stopp aus der Boxengasse zuschauen.

6. Warum stellte Stroll den Aston Martin ab?

Lance Stroll durfte sein Auto nur einmal in der Garage abstellen. Auf Platz zwölf liegend kam er in Runde 20 zu seiner Mannschaft und beendete das Rennen. Das Team wollte sich in der Box den Heckflügel genauer ansehen und mussten dann aus Sicherheitsgründen entscheiden, nicht weiterzufahren. Fernando Alonso wurde in Folge des Schadens dazu angewiesen, die Kerbs nicht mehr so stark zu überfahren, um einen weiteren Schaden zu verhindern.

7. Warum schimpfte Fernando Alonso am Funk?

"Ihr habt mich den Löwen zum Fraß vorgeworfen", schimpfte Fernando Alonso während des Rennens am Funk. Später forderte er das Team sehr vehement dazu auf, Lösungen für seine Situation zu suchen, als er an Esteban Ocon nicht vorbeikam. "Ich war nicht sauer. Es war wieder eine typische Radio-Einblendung im TV, die komplett aus dem Zusammenhang gerissen wurde", verteidigte sich Alonso nach dem Rennen.

Tatsächlich störte sich der Matador an der Entscheidung seiner Strategen, ihn schon in Runde 11 zum Reifenwechsel zu holten. Während sich Alonso selbst im Kampf mit Ferrari und Mercedes sah, wollte die Strategie-Abteilung lieber nach hinten abdecken. Dadurch wurden die Stints für Alonso deutlich länger, er musste sich auf abgefahrenen Reifen verteidigen.

8. Warum rastete Gasly am Ende aus?

Ungeachtet der TV-Kameras kam es bei Alpine am Rennende zu einem heftigen teaminternen Krach. In der letzten Runde sollte Pierre Gasly Teamkollege Esteban Ocon vorbeilassen. "Ist das euer Ernst? Ich bin vor ihm gestartet, ich war das ganze Rennen vorne", schimpfte Gasly am Funk, gab nach weiteren Diskussionen den Platz dann aber doch her. Es handelte sich um den Tausch der Positionen neun und zehn. In der Auslaufrunde gestikulierte Gasly noch eine halbe Minute lang heftig im Cockpit herum, sparte sich dabei aber die Betätigung des Funk-Knopfes.

Warum war Gasly so sauer, warum ließ Alpine die Positionen tauschen? Esteban Ocon kam am Ende der ersten Runde mit einem Plattfuß zum Reifenwechsel an die Box. Durch das Safety Car verlor er dabei nicht besonders viel Zeit. Als Gasly in Runde 18 zum ersten Mal stoppte, fiel er hinter Ocon zurück. Entsprechend musste Ocon auch seinen zweiten Stopp früher absolvieren als Gasly. Der hatte dafür im langen letzten Stint deutlich frischere Reifen.

Als Gasly auf Ocon auflief, wies das Team einen Platztausch an, weil man sich noch Chancen ausrechnete, mit Gasly Alonso einzuholen. Der Spanier war aber außer Reichweite und so entschied man sich in der Schlussrunde dazu, die Positionen wieder zurückzutauschen. Gasly verstand die Welt nicht mehr: "Ich wäre mit den frischen Reifen ohnehin an Esteban vorbeigekommen." Ocon hielt dagegen: "Ranfahren ist nicht Überholen."