Fernando Alonso gab sich seit dem Wechsel zu Aston Martin harmonisch mit seinem Team und äußerte auch in den letzten Wochen und Monaten nur selten Kritik an seinem Rennstall, obwohl die Formkurve in die falsche Richtung deutet.

Beim Japan-GP der Formel 1 wurde der Asturier erstmals etwas lauter. Er warf seinem Team vor, die falsche Strategie gewählt zu haben und griff dabei zu drastischen Worten. "Ihr habt mich den Löwen zum Fraß vorgeworfen mit diesem frühen Stopp. Unglaublich!", ließ er seinen Emotionen am Boxenfunk in der 20. Runde freien Lauf.

Fernando Alonso vs. Aston-Martin-Strategie: Zu früh gestoppt?

Was war zuvor passiert? Aston Martin ging im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz auf der weichsten Mischung ins Rennen. Das brachte Alonso auf der ersten Runde einen Grip-Vorteil, den er mit einem Sprung von P10 bis auf die sechste Position maximal ausnutze. Doch im Gegenzug führte es auch dazu, dass er zu einem früheren Stopp gezwungen war.

In der zwölften Runde war es soweit: Alonso wurde an die Box geholt. Zwischenzeitlich zahlte sich diese Strategie also aus. Als wenige Runden darauf seine direkten Konkurrenten, wie etwa Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, an die Box abbogen, zahlte Aston Martin die Rechnung dafür. Mit den älteren Hard-Reifen, die noch dazu auf dem AMR23 in dieser Rennphase nicht sehr gut funktionierten, verlor er innerhalb von kurzer Zeit mehrere Positionen und fiel boxenstopp-bereinigt auf P9 zurück.

Das veranlasste Alonso zu seiner Strategie-Abrechnung am Funk. Auch vor dem zweiten Stopp lief der Funk zum Auto mit der Startnummer 14 heiß. Alonso forderte einen strategischen Ausweg, nachdem er hinter Esteban Ocon auf der Strecke anstand, allerdings mangels Topspeed keinen Weg vorbei fand. Das Team reagierte darauf und holte Alonso rein, der durch diesen Undercut die Position gegen seinen Ex-Teamkollegen gewinnen konnte.

Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso
Foto: LAT Images

Alonso relativiert Funkspruch: Formel-1-Bildregie verantwortlich

Nach dem Rennen relativierte Alonso seine Funksprüche und gab stattdessen der internationalen Bildregie die Schuld für die negative Tonalität dieser: "Ich bin nicht sauer. Ich denke es ist der alte Klassiker der FOM (Formula One Management), dass sie Funksprüche vollkommen ohne Kontext [senden]."

Alonso nannte dafür die Konversation vor dem zweiten Stopp als Beispiel. "Ich weiß nicht, was andere Fahrer sagen würden, wenn man hinter einem langsameren Auto ist und das auf der Geraden wegzieht, obwohl man DRS aufmacht", erklärte der zweifache Weltmeister seine Situation. "Ich bin da lieber motiviert und komme an demjenigen vorbei. Auf der Strecke waren wir auch mit offenem DRS langsamer. Also fragte ich um eine andere Strategie", fügte er hinzu.

Seinen Ärger über das Timing des ersten Boxenstopps verteidigte er hingegen: "Ich war verärgert, weil ich denke, dass der erste Stopp zu früh war." Er stellte die Vermutung auf, dass man den Boxenstopp bereits in dieser Rennphase einlegte, um gegen den AlphaTauri von Yuki Tsunoda abzudecken.

AMR23 überraschend schnell: War P6 möglich?

Am Ende des Rennens reichte es bei Alonso für die achte Position. Auf dem Papier ein enttäuschendes Resultat für die WM-Vierten. Alonso sieht das jedoch ganz anders: "Wir waren heute schnell. Schneller als wir erwartet hatten. Wir waren hinter den Ferraris und vor Hamilton, ohne dass er viel Druck ausüben konnte."

Am Ende landete Alonso auf der achten Position. Wie er verriet, war das sogar ein bis zwei Plätze besser, als die Simulationen vorhergesagt hatten. Zustande kam das allerdings auch dadurch, dass Sergio Perez ausfiel. Dennoch ist er überzeugt: "Mit einer optimierten Strategie hätten wir auf P6 oder P7 landen können."

Immerhin konnte Alonso das Rennen in Suzuka beenden. Sein Teamkollege Lance Stroll hatte dieses Glück nicht. Der Kanadier musste sein Auto nach 20 Runden abstellen, da ein Defekt an seinem Heckflügel aufgetreten war.