Das waren typische Ferrari-Szenen im Rennen von Zandvoort. Charles Leclerc, wie er nach der ersten Runde im Regen an die Box kommt, aber seine Mechaniker die Intermediate-Reifen erst aus der Box holen müssen. Leclerc, wie er am horrenden Handling des SF-23 im Rennen verzweifelt, dann vorzeitig ausfällt. Schuld am Chaos trägt aber nicht das Team, sondern der Fahrer.

Nein, an den vergessenen Reifen, die zu einem 13,58 Sekunden langen Boxenstopp führten, war die Ferrari-Crew größtenteils unschuldig. Der Boxenstopp war das Finale einer Chaos-Startrunde von Leclerc, der sich schon zwei Kurven davor sein Auto so ruiniert hatte, dass ein gutes Ergebnis eigentlich nicht mehr möglich war.

Leclerc crasht nach 11 Kurven und macht Ferrari kaputt

Auf der ersten Runde duellierte sich der von Platz 9 losgefahrene Leclerc durchgehend mit dem direkt vor ihm gestarteten McLaren von Oscar Piastri. Die beiden bogen nebeneinander in die enge Schikane im letzten Sektor ein. Dort hatte just in dem Moment der Regen eingesetzt. Der Ritt auf der Rasierklinge ging für Leclerc schief. Er verlor in der Links das Heck und rutschte unglücklich in Piastri hinein.

Dabei brach die rechte Frontflügel-Endplatte. Die löste sich kurz darauf. "Dann ist sie in den Unterboden rein, und hat die Unterseite kaputtgemacht", erklärt Ferrari-Teamchef Fred Vasseur. Damit fuhr Leclerc praktisch von einer Runde auf die anderen mit einer Low-Downforce-Konfiguration.

Charles Leclerc vor seinem Ferrari-Teamkollegen Carlos Sainz Jr.
Leclerc musste seinen Frontflügel in Zandvoort wechseln, Foto: LAT Images

Damit ist klar, warum Leclerc im weiteren Rennverlauf wie ein Stein durch das Feld sank, nachdem er trotz des langsamen Boxenstopps in der ersten Runde kurz mit dem fünften Platz sehr gut ausgesehen hatte. Aus diesem fünften Platz wurde mit dem Pace-Defizit innerhalb von 20 Runden P16. "Wir haben ehrlich gesagt nur mehr auf Regen gewartet", meint Leclerc.

"Natürlich wäre es da auch schwierig zu fahren gewesen, aber dann kommt noch viel Chaos dazu, und du kannst was anders machen als die anderen und vielleicht ein oder zwei Punkte holen." Aber der Regen kam einfach nicht, und in Runde 41 hatte Leclerc schon 20 Sekunden Rückstand auf die Punkteränge. Ferrari gab auf und rief ihn an die Box.

Leclerc überrumpelt Ferrari-Crew bei Pannen-Stopp

Dass er kurzfristig auf dem fünften Rang gelegen hatte, das hatte Leclerc der Entscheidung zu verdanken, schon nach der ersten Runde auf Intermediates zu wechseln. Natürlich war das ein 13,58 Sekunden langer Boxenstopp, weil seine Mechaniker erst die Reifen aus der Garage holen mussten. Schuld trifft sie da aber keine.

Erst raus aus der letzten Kurve drückte Leclerc den Funkknopf und kündigte den Boxenstopp an. Ferrari hatte eigentlich wie die Mehrheit des Feldes gedacht, dass es nur ein kurzer Schauer sein würde. Deshalb war die Box nicht bereit. Leclerc war sich dessen auch bewusst: "Mit der Situation in den letzten Kurven war ich mir sicher, dass wir selbst wenn wir fünf oder sechs Sekunden verlieren das locker in einer Runde wieder rausfahren könnten."

Vasseur lobt seinen Fahrer: "Es sah von außen seltsam aus, aber war eine sehr gute Entscheidung von ihm." Der Regen war nämlich stärker, als es die Wetterprognosen vorausgesagt hatten. "Darüber brauchen wir uns nicht beschweren, das war alles richtig."

Leclerc merkt nur trotzdem an: "Als Team hätten wir es eventuell optimieren können, damit die Jungs in dieser Art von Situation etwas schneller bereit sind. Aber abgesehen davon war es die richtige Entscheidung, denke ich."