Besser hätte sich wohl kaum jemand in der Aston-Martin-Garage den Start in die zweite Saisonhälfte ausmalen können. Platz zwei und die schnellste Rennrunde sicherte sich Fernando Alonso in Zandvoort. Die Dünen-Achterbahn mit gemischten Bedingungen wurde für die Grünen fast zur Siegesbühne. Beinahe hätte Alonso nach dem Restart gegen Ende des Rennens noch eine Attacke auf Lokalmatador Max Verstappen starten können. Eine Strategie hatte sich der Asturier sogar schon überlegt.

Alonsos beinahe Sieg: Habe daran gedacht, es zu versuchen

Eigentlich fuhr Alonso ein für ihn zu Beginn der Saison typisches Rennen in Zandvoort. Alleine fuhr der Aston-Martin-Pilot auf Platz drei, hinter den Red-Bull-Piloten Sergio Perez und Max Verstappen.

Schon in der ersten Runde arbeitete sich Alonso von Platz fünf auf Platz drei vor. In Kurve drei schnappte sich der Asturier gleich Alex Albon und George Russell. Eine Runde später war Lando Norris fällig.

"Wir haben ein paar Überholmanöver gemacht, in Kurve drei gegen Alex und George und gegen Lando in Runde zwei. Ich habe mich wirklich in Synchronisation mit dem Auto gefühlt", berichtete der Asturier.

Die zweite Position sicherte sich Alonso aber eher weniger mit Können. Sergio Perez verbremste sich beim gegen Ende des Rennens einsetzenden Regen in Kurve eins hinein. Profiteur: Fernando Alonso, der bei allen Bedingungen gleichermaßen konkurrenzfähig erschien.

"Das Auto hat heute wirklich gut funktioniert. Am konkurrenzfähigsten waren wir wahrscheinlich, als es nur getröpfelt hat und wir noch auf dem Slick unterwegs waren. Dann mussten wir aber natürlich schnell auf die Inters wechseln, also konnten wir daraus kein Kapital schlagen", erklärte Alonso. Sogar Max Verstappen schien in dieser Phase des Rennens nicht außer Reichweite.

In die Nähe des Lokalmatadors sollte Alonso jedoch erst gegen Ende des 72 Runden langen Rennens wieder kommen. Als die Autos nach einem 40-minütigen regenbedingten Abbruch wieder auf die nasse Stecke rollten, hatte sich der auf Platz zwei liegende Asturier schon einen Plan überlegt.

"Ich habe daran gedacht, es zu versuchen. Ich war nicht konservativ. Ich habe überlegt, das Überholmanöver in Kurve drei hinein zu versuchen und ihn mir in Kurve eins zurechtzulegen", verriet Alonso.

Max Verstappen führt nach dem Restart vor Fernando Alonso und Sergio Perez
Fernando Alonso versuchte Max Verstappen zu attackieren, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Gegen George Russell und Alex Albon funktionierte ein ähnliches Manöver zu Beginn des Rennens. "Ich habe das auch mit dem Team besprochen. Aber ich wollte keine Punkte für das Team riskieren, denn Platz 2 war auch wichtig."

Umsetzen konnte Alonso diese Strategie nicht. "Ich habe versucht, zumindest in Kurve eins neben ihm zu sein, aber ich war nicht nah genug", resigniert er. Sich auf der Geraden an den Red Bull heranzusaugen scheint 2023 aussichtslos, der RB19 ist zu effizient und der Honda-Motor zu leistungsstark.

"Danach habe ich versucht ein paar verschiedene Linien zu fahren, innen, außen und so weiter, falls eine der Linien mehr Grip haben würde als seine. Es war knapp, aber nicht genug", beschreibt der Aston-Martin-Pilot. Nach der Zieleinfahrt fehlten 3,744 Sekunden auf den Dauersieger.

Ist Aston Martin wieder zweite Formel-1-Kraft?

Trotz verpasstem Sieg gibt es Positives. Die Pace des von Fernando Alonso pilotierten AMR23 konnten kaum Konkurrenten mitgehen. Carlos Sainz war im direkten Duell chancenlos und auch für Pierre Gasly war das Aston-Martin-Tempo auf Dauer zu viel. Kehrt das Team rund um Mike Krack damit wieder zurück zur Performance bei Saisonbeginn?

"Ich denke, es ist zu früh, um das zu sagen. Das Auto ist besser als an den vorherigen Wochenenden, das ist sicher. Es war einfacher zu fahren. Wir waren nicht nur im Rennen schneller, sondern wir haben uns seit Freitag konkurrenzfähig gefühlt", so Alonso.

In den Niederlanden brachten die Grünen eins der umfangreichsten Updates der Saison. Ein komplett neuer Unterboden schmückte den AMR23, und ermöglichte Alonsos Podest-Fahrt. "In Monza wartet ein anderes Layout auf uns, weniger Downforce. Mal sehen, ob wir auch dort konkurrenzfähig sein können."

Und den verpassten Sieg? Den will Alonso nachholen, möglicherweise noch diese Saison. Zumindest am Funk war der Formel-1-Veteran davon überzeugt. "Das ist das beste Rennen bis jetzt. Wir werden ein Rennen gewinnen, wir kommen immer näher!"