Mit Charles Leclerc auf der Pole bietet sich der Formel 1 heute in Spa-Francorchamps ein ungewöhnliches Bild. Kein Red Bull steht ganz vorne in der Startaufstellung. Max Verstappen muss nach Getriebestrafe zurück auf den sechsten Platz. Sein Team mahnt vor dem Rennen: Von Lewis Hamilton bis zum Wetter ist der Sieg beim Belgien-GP kein Selbstläufer. Der Favoritencheck sortiert die große Konkurrenz, und die Wetterlage.
"Max war mit acht Zehnteln Vorsprung auf den nächsten souveränst, aber es gibt ein paar harte Gegner", mahnt Dr. Helmut Marko am Samstagabend auf 'ServusTV' und hebt einen nach dem Sprint hervor: "Wie im Rennen gesehen, war Hamilton sehr schnell. Ich nehme an, das wird er morgen auch sein."
Wie stark ist Lewis Hamilton heute in Spa?
Hamilton lieferte am Samstag in Spa eine starke Vorstellung ab. Schon im Sprint Shootout zu Mittag schickte er sich an, um die Pole zu kämpfen, aber teaminterne Konfusion zwischen ihm und George Russell machte seine letzte Runde kaputt. Im Sprint am Nachmittag war er im Verfolgerfeld der Schnellste, versuchte auch eine Attacke gegen Sergio Perez im Kampf um Platz vier.
Die ging schief, Hamiltons Sprint den Bach runter. Wie viel schneller er gekonnt hatte, lässt sich rückblickend nicht sagen, da er hinter Perez und Pierre Gasly steckte, aber Toto Wolff hielt auch noch einmal fest: "Lewis sieht dieses Wochenende sehr schnell aus."
Heute steht Hamilton hinter Charles Leclerc und Sergio Perez auf der dritten Startposition. Red Bull, und vor allem Marko, nehmen die Gefahr ernst: "Man weiß ja, die zwei sind auch nicht die größten Freunde. An Hamilton vorbeizukommen ist die primäre Aufgabe. Dann sollte es möglich sein." Ist das erledigt, können die Red Bulls - Perez startet von P2 - den Sieg wohl unter sich ausmachen. Wenn das Wetter fernbleibt.
Entscheidet das Spa-Wetter heute den Sieg?
Das Wetter macht allen in der Formel 1 heute in Spa die größten Sorgen. Die Prognosen haben sich das ganze Wochenende über als sehr unsicher herausgestellt. Aus einem Belgien-GP, bei dem alle Angst hatten, ob überhaupt gefahren wurde, entwickelte sich ein Event, bei dem beide Qualifyings bei auftrocknenden Bedingungen zu Ende gingen und auch der Sprint nach anfänglicher Verschiebung zwar bei Nässe, aber bei Sonnenschein stattfand.
Am Samstagabend haben sich die Renn-Prognosen praktisch bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 50 Prozent eingependelt. Manche Wetterdienste sprechen von mehr, andere von weniger. Und das Wochenende hat vor allem wechselhaftes Wetter gezeigt. Innerhalb von zwei Stunden kann es von "Trocken" auf "Unfahrbar" und zurück auf "Trocken" schwenken. Hier entscheidet dann nicht mehr die Pace - sondern wer am Kommandostand und im Cockpit kühlen Kopf bewahrt. Reifen wechseln? Draußen bleiben?
Kritisch sind heute daher die sogenannten Crossover-Zeiten. Jene Rundenzeiten, ab welchen der Reifenwechsel Sinn macht. 1:54 bis 1:55 sollte laut Pirelli der Wechsel-Punkt von Slicks auf Intermediates sein. Im Rennen liegen die Zeiten bei vollen Tanks eventuell etwas höher. 2:04 bis 2:05 wäre der Punkt von Intermediates auf Regenreifen, aber der Samstag zeigte erneut: Die von den Regenreifen verursachte Gischt ist so stark, dass es an dem Punkt sehr schnell unfahrbar wird und abgebrochen werden muss.
Bleibt es trocken, so fühlt sich Red Bull als Favorit. "Im Reifenverschleiß, und was die Gesamt-Performance angeht, ist unser Auto vor allem wenn wir DRS haben eine Klasse für sich", meint Helmut Marko. Allerdings gehen alle planlos ins Rennen. Die einzigen Slick-Runden kamen in den Qualifyings. "Alles, was wir bestätigen können, ist, dass zwischen ein und zwei Stopps kein großer Unterschied liegt", so Pirelli-Sportchef Mario Isola. "Ohne die Infos ist dieser Grat noch schmaler."
McLaren lauert auf Spa-Regen
Im Formel-1-Feld gibt es unterschiedliche Ansichten, ob Regen heute zu bevorzugen ist oder nicht. Neben Red Bull hofft die Pole-Mannschaft auf trockenes Wetter. Ferrari hat in Spa bereits das Low-Downforce-Paket am Auto montiert. Damit konnte Charles Leclerc am Freitag im Qualifying vorne mitkämpfen, als sich der Regen verzog und es auftrocknete.
Im Camp "Trocken" ist neben Ferrari auch Lewis Hamilton anzutreffen. Mercedes hat bei seinen Fahrern die Strategie gesplittet. Am Auto von George Russell wurde der größere Heckflügel montiert. Damit tat sich Russell am Freitag schwer, sah aber am Samstag im Sprint um einiges wettbewerbsfähiger aus.
Mit Russell im Camp "Regen" finden sich die beiden McLaren wieder. Oscar Piastri auf Platz fünf und Lando Norris auf Platz sieben sahen am Samstag, als es nasser wurde, deutlich besser aus. Denn McLaren hat das Low-Downforce-Paket noch gar nicht angerührt, setzt in Spa lieber auf ein bewährtes Setup mit mehr Flügel. Im Mittelsektor ist der MCL60 daher auch eine Macht. "Wenn es nass ist, wird McLaren sehr happy sein, und wir nicht", prognostiziert Charles Leclerc.
Aber wenn es trocken bleibt, wird es für Piastri und Norris gefährlich. Zwar können sie im Mittelsektor immer noch Lücken auffahren, aber die Sektoren eins und drei werden von Vollgas-Passagen dominiert. "Es macht uns in manchen Situationen verwundbar, wie beim Start oder bei Safety-Car-Restarts", warnt Teamchef Andrea Stella. "Wir werden es versuchen abzumildern, aber an einem Punkt könnte das morgen ein Problem werden." Wie schnell es geht, zeigte Verstappen im Kampf um den Sieg am Samstag mit Piastri. Schon weit vor der Anbremszone hatte er den McLaren überholt.
Fazit: Ist Max Verstappen heute Favorit? Natürlich. Auch mit Sergio Perez vor sich, wie die Saison 2023 bereits mehrmals gezeigt hat. Das Wetter ist letztendlich die größte Gefahr für Red Bull. Im Kampf um die Plätze dahinter kann es eine große Rolle spielen. Natürlich strategisch, aber die unterschiedlichen Setup-Richtungen bei Ferrari, McLaren und Mercedes bedeuten, dass die Verhältnisse eine entscheidende Rolle spielen werden. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Spa gibt es hier im Liveticker.
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