Zehn Rennen und kein einziger WM-Punkt. Die Formel-1-Karriere von Nyck de Vries kam nach dem Großen Preis von Großbritannien zu einem abrupten Ende. Ab dem Ungarn GP sitzt Ex-Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo am AlphaTauri-Steuer. Der Niederländer ist jedoch nicht der erste Pilot, der von Red Bull abgesägt wurde, das weiß auch das Fahrerlager. Die Formel-1-Piloten reagieren auf den Fahrertausch des Konstrukteurs-Letzten.

Brutal: Formel-1-Piloten trauern um de Vries

Nyck de Vries lag zusammen mit Williams-Pilot Logan Sargeant bis zu seinem letzten Rennen mit null Punkten auf dem letzten Platz in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Das beste Ergebnis sollte der zwölfte Platz des ehemaligen Formel-E-Weltmeisters in Monaco bleiben. Eine Leistung, die den Red-Bull-Verantwortlichen nicht ausreichte, um ihn über den Großbritannien-GP hinaus zu engagieren.

Neue Teamkleidung: Daniel Ricciardo ist in Ungarn erstmals in dunkelblau-weißen Farben zu sehen, Foto: LAT Images
Neue Teamkleidung: Daniel Ricciardo ist in Ungarn erstmals in dunkelblau-weißen Farben zu sehen, Foto: LAT Images

Noch während des von Daniel Ricciardo gefahrenen Reifentests in Silverstone folgte der Paukenschlag. Der Australier würde den Niederländer ab dem nächsten Rennwochenende in Ungarn ersetzen. "Es ist früher passiert, als ich es erwartet habe", gibt auch Williams-Pilot Alex Albon zu. Der Punktehamster des britischen Teams war einst selbst Teil des Red-Bull-Nachwuchsprogramms, genau wie de Vries verlor Albon sein Vollzeit-Cockpit.

Nach der Saison 2020 ersetzte das Team aus Milton Keynes den Briten mit Sergio Perez. "Ich kenne Nyck gut und er ist meiner Meinung nach ein sehr guter Fahrer. Ich habe erwartet, dass sie ihm bis zur Sommerpause Zeit geben. Daniels Reifentest hat den Prozess vermutlich beschleunigt", so Albon.

"Das war eine wirklich sehr kurze Erfahrung für Nyck, er tut mir leid. Das war dahingehend ziemlich brutal", findet Albon-Nachfolger Sergio Perez. "Aber du weißt nie, was die Zukunft für dich bereithält", will der Mexikaner die Hoffnung für weitere F1-Chancen des Niederländers nicht aufgeben.

Nicht unbegründet, denn mit Esteban Ocon, Fernando Alonso und Nico Hülkenberg befinden sich mehrere Piloten im aktuellen Fahrerfeld, die schon für ein oder sogar mehrere Jahre ohne Formel-1-Sitz auskommen mussten.

Norris und Hamilton kritisieren Red Bull

"Das ist vielen anderen Fahrern passiert und in diesem Team mehr als in jedem anderen", weiß auch Lando Norris um den Umgang mit den Piloten im Red-Bull-Konzern. "Es ist brutal, denn es geht da um die Karriere von jemandem. Ich denke, er ist ein sehr guter Fahrer und in nur zehn Rennen zu performen ist keine einfache Aufgabe, kann ich euch sagen."

Neben McLaren-Pilot Norris findet auch Formel-1-Rekordsieger Lewis Hamilton den Umgang mit den Fahrern bedenklich. "Ja, so macht das Red Bull", resümiert der siebenfache Weltmeister den Fahrertausch nüchtern.

"Es waren die Umstände. Wir alle wissen, dass Nyck ein unglaublicher Fahrer ist. Wenn das Auto etwas schwierig ist und du bei dieser neuen Generation ein Rookie bist, dann ist es, unabhängig vom Alter, recht schwer zu bändigen", erklärt Max Verstappen.

Der amtierende Weltmeister sah schon viele Fahrer als Teamkollegen neben sich scheitern, insbesondere Pierre Gasly. Der Franzose wurde ähnlich wie de Vries mitten in der Saison degradiert. "Dazu kommt, dass das Auto nicht gerade konkurrenzfähig ist. Das macht es noch härter. Manchmal bist du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort", analysiert Verstappen.

F1-Fahrer freuen sich über Ricciardo-Rückkehr - Red-Bull-Comeback?

Trotz des Verlustes von Landsmann de Vries kann sich Verstappen über die Rückkehr von Daniel Ricciardo freuen. Die beiden fuhren schon von 2016 bis 2018 gemeinsam bei Red Bull - und sind bis heute gute Freunde. "Ich wollte eigentlich nie, dass er geht. Wenn Daniel es gut macht, hat er die Möglichkeit, wieder aufzusteigen. Das ist alles offen", spekuliert der Niederländer sogar auf eine Rückkehr des Australiers nach Milton Keynes.

Ähnlich wie Max Verstappen geht es auch Lando Norris. Auch der Brite verbrachte mehrere Jahre mit Daniel Ricciardo als Teamkollegen, allerdings hatte er im teaminternen Kräfteverhältnis die Nase deutlich weiter vorne als Verstappen seinerzeit.

"Die Möglichkeit, mit AlphaTauri zurückzukehren, ist vermutlich eine der besseren. Denn so hat er die Chance, zu Red Bull zurückzukehren", erkennt Norris die Chance für Ricciardo. "Für sein Ziel, zurück in ein siegfähiges Auto zu kommen, ist der Sitz bei AlphaTauri die perfekte Gelegenheit."