Nach dem kleinen Durchhänger von Barcelona steht Fernando Alonso in Kanada wieder als Zweiter auf dem Podium. Im achten Rennen der Formel-1-Saison 2023 besiegt er Lewis Hamilton auf der Strecke in einem Duell höchster Güte. Obwohl Aston Martin um seinen AMR23 zitterte und ein vermeintliches Problem in den letzten Runden das Leben schwer machte.

Einfach hatte es Alonso im Rennen sowieso nie. Beim Start hatte er den zweiten Platz an Hamilton verloren und danach eine Treibjagd auf den Mercedes begonnen: "Letztendlich waren das heute 70 Runden wie im Qualifying. Keine Zeit zum Ausruhen. Das liebe ich."

Alonso besiegt Hamilton im Duell der Extraklasse

Alonso touchierte schon in Runde drei am Ausgang von Kurve vier die Mauer. Das Höllentempo der beiden Altmeister forderte dahinter mit George Russell sogar ein Opfer - er warf seinen Mercedes in die Wand. Besonders in den ersten Runden konnte Alonso etwas schneller und wollte das ausnutzen.

Nach dem Safety-Car-Restart legte er sich Hamilton zurecht und ging in Runde 22 endlich mit DRS-Unterstützung hin zur letzten Schikane vorbei: "Es war ein Wahnsinns-Kampf." Doch absetzen konnte er sich vom Mercedes jetzt nicht, stattdessen begann Hamilton nach dem zweiten Boxenstopp wieder aufzuschließen. Ein kleines Drama schien sich in der Aston-Martin-Garage anzubahnen.

Aston Martin sitzt Phantom-Problem auf

"Bis zu den letzten 20, 25 Runden war es okay, dann kam Lewis sehr schnell näher und ich musste wieder ans Limit pushen", so Alonso. Nur hatte er jetzt ein Problem. Die Box bat ihn zugleich eindringlich, Lift-and-Coast zu betreiben, das Auto also länger in die Kurven hineinrollen zu lassen. Mercedes mutmaßte gleich ein Brems-Problem, in Kanada ein häufiger Quälgeist.

Alonso musste im Rennen Hamilton standhalten, Foto: LAT Images
Alonso musste im Rennen Hamilton standhalten, Foto: LAT Images

Aber Teamchef Mike Krack korrigiert: "Wir dachten, wir hatten ein Problem mit dem Benzinsystem. Aber wir waren uns nicht sicher. Also sagten wir uns, dass wir am besten ein bisschen Benzin sparen." Die Sorgen waren umsonst. Die Daten sagten das eine, das nach dem Rennen im Tank gefundene Rest-Benzin das andere. Alonso hatte umsonst Benzin gespart.

"Wie viel es ihn gekostet hat ist schwer zu sagen, wahrscheinlich waren es ein oder zwei Zehntel", schätzt Krack. Alonso selbst wusste nach dem Rennen noch nicht einmal, was genau das Problem gewesen war. Trotzdem hielt er Hamilton auf Armeslänge, ließ ihn nie auch nur ins DRS-Fenster kommen.

Alonso hat jetzt klares Ziel: Perez um P2 bringen!

Bei nur 9,570 Sekunden Rückstand auf Sieger Max Verstappen stellt sich dann aber natürlich die Frage nach Hypothesen. Nicht zuletzt hatte Alonso zur Rennmitte auf die Boxenanweisungen mit der Ansage reagiert, dass er mit Verstappen um den Sieg kämpfen wolle. Krack stapelt jedoch tief: "Wir waren näher dran als zuletzt, aber vielleicht pusht er dann mehr. Das ist alles sehr hypothetisch."

Alonso, um Kampfansagen nie verlegen, hat aber schon einen Red Bull als Ziel in der Fahrer-WM ausgemacht: Den aktuellen WM-Zweiten Sergio Perez. Mit einem emphatischen "Ja" beantwortet er in der Pressekonferenz nach dem Rennen die Frage, ob er den zweiten WM-Platz für möglich hält. Inzwischen ist Perez' Vorsprung nach mehreren schwachen Rennen auf neun Punkte geschmolzen.

Die Aston-Martin-Updates von diesem Wochenende zeigen jedenfalls Wirkung. Nach einem enttäuschenden Barcelona-Wochenende stimmt der Kurs wieder, und Kanada war erst der erste Schritt mit den neuen Teilen, wie Krack erinnert: "Mit neuen Teilen musst du teils neu lernen, wie sich das Auto in verschiedenen Bedingungen verhält. Wir müssen auch das Auto über die nächsten Rennen weiter entwickeln:"