Nach langer Zeit konnte Lando Norris beim Großen Preis von Kanada mal wieder glänzen. Der Brite wurde auf dem Circuit Gilles-Villeneuve nicht von der McLaren-Pace enttäuscht. Stattdessen sorgte der 23-Jährige für einige - sonst bei ihm rare - Überholmanöver. Doch Norris' Performance war zu schön, um wahr zu sein. Der Brite leistete sich, während der Safety-Car-Phase, einen Fehler und erhielt eine 5-Sekunden-Strafe, die ihn außerhalb der Punkteränge beförderte. Am Ende reichte es nur für den 13. Platz.
Norris über Strafe: Ich habe nichts falsch gemacht
Nachdem George Russell in Runde 12 in die Streckenbegrenzung einschlagen war und damit eine Safety-Car-Phase ausgelöst hatte, nutzte McLaren die Gunst der Stunde und absolvierte mit Norris und Oscar Piastri einen doppelten Boxenstopp. Um das zu ermöglichen, verlangsamte der Brite - der an zweiter Stelle lag - hinter dem Safety Car. Dafür kassierte er von den Stewards eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.
Die Stewards begründeten ihre Entscheidung folgendermaßen: "Der Fahrer verlangsamte hinter dem Safety Car, um eine Boxenstopp-Verzögerung während eines 'Doppelstopps' zu vermeiden." Laut Angaben der Stewards versuchte Norris, eine größere Lücke zwischen sich selbst und Piastri zu bringen. Bei der Überprüfung von Telemetriedaten und Kameraaufnahmen wurde ein erheblicher Geschwindigkeitsunterschied zwischen Norris und Piastri in den Kurven 10 und 13 festgestellt. Es soll sich um einen Unterschied von 50 km/h handeln. Damit hätte Norris die Fahrer hinter sich behindert.
Der Brite selbst erfuhr erst nach dem Rennen den Grund für die Zeitstrafe. Verständnis hat er dafür nicht: "Mir wurde erst drei Sekunden davor gesagt, dass ich an die Box kommen soll. Zu diesem Zeitpunkt gab ich Vollgas. Das [die Erklärung der Stewards] macht keinen Sinn", so Norris. "Man hat genug Zeit. Hinter einem Safety Car fährt man oft langsam. Wenn sie dort eine Strafe geben, hätte ich in den letzten drei Jahren auch eine Strafe bekommen müssen. Vor allem, alle anderen auch", sagte der McLaren-Pilot. "Ich habe nichts falsch gemacht." Letztendlich kostete ihn die Strafe nicht nur den neunten Platz, sondern auch wichtige Punkte.
Norris über McLaren-Pace: Endlich Kämpfen statt Verteidigen
Trotz der Strafe ist Norris mit seiner Performance durchaus zufrieden. "Ich würde sagen, das war mein bestes Rennen in diesem Jahr", freut sich der 23-Jährige. Der einzige Kritikpunkt: Zum Rennstart verlor er eine Position an seinen Teamkollegen. "Auf der Innen- und der Außenseite gibt es unterschiedliche Asphaltbeläge. Wenn man nicht auf der Innenseite ist, ist man im Grunde genommen am ***", erklärt Norris.
Trotzdem sieht der Brite endlich Land: Die McLaren Pace war ordentlich. "Die Pace war gut. Ich würde nicht sagen, dass sie fantastisch war, aber gut genug, um an den Alpines und dem Alfa Romeo im Mittelstint dranzubleiben", so Norris. "Wir hatten eine Chance, mit ihnen zu kämpfen. In der Hinsicht ist es besser, als wenn ich mich verteidigen muss." Zusätzlich hat der 23-Jährige wieder mehr Selbstvertrauen gewonnen. "Alle meine Überholmanöver fanden in der Haarnadel-Kurve statt, ich war beim Bremsen sehr sicher", sagt der McLaren-Pilot.
In den Himmel loben will er den MCL60 aber nicht. McLaren hätte lediglich von der Strecke profitiert. "Wenn wir zum letzten Wochenende zurückgehen würden, würde es genauso schlimm sein. Wenn wir auf eine andere Strecke zurückgehen, wäre es genauso schlecht. Das Auto hat sich nicht verändert", so der Brite. Nur Kleinigkeiten hätten den Boliden etwa ein halbes oder ein ganzes Zehntel besser gemacht.
Norris über Ocons Heckflügel: Habe mich auf der Geraden geduckt
In der letzten Runde versuchte Norris - auf Rang 10 liegend - dann noch Esteban Ocon in der Haarnadelkurve zu attackieren, der hielt dem Briten aber mit einem wackligen Heckflügel stand. Über den Funk informierte der McLaren-Pilot sein Team über das lose Teil am Alpine des Franzosen - in der Hoffnung, die Stewards würden die schwarz-orangene Flagge schwenken.
Vergebens - Ocon durfte das Rennen unter normalen Umständen beenden. Für Norris aber kein Problem. "Das ist nicht meine Entscheidung. Wenn etwas passiert wäre, dann hätten sie [die Stewards] was gemacht. Ich habe es nur gesagt. Der Rest liegt nicht in meiner Hand", sagt er. Eine Vorsichtsmaßnahme hat er jedoch getroffen. "Ich habe mich auf der Geraden ein bisschen geduckt", scherzt der Brite. "Ich will einfach nicht von etwas getroffen werden. Es tut schon weh genug, von einem Stein getroffen zu werden. Das Letzte, was ich will, ist also, von einem Heckflügel getroffen zu werden."
Norris' schwierigster Formel-1-Saisonstart
Bald soll bei McLaren auch das erste große Upgrade-Paket kommen. Bisher hat der Traditionsrennstall nur kleine Veränderungen am MCL60 vorgenommen. "Wir müssen sehen, wie sehr es helfen wird", so Norris. Doch der Brite nimmt jedes Upgrade, das er bekommen kann. "Ich bin immer verzweifelt, schneller zu werden. Natürlich war es ein harter Start. Es war der schwierigste Start, den ich je in der Formel 1 hatte", sagt er. Dass er nicht immer um Punkte kämpfen kann, sei für den Briten eine besonders große Last. "Schwierig, vor allem, wenn man nicht immer um Punkte kämpft. Das macht es auf jeden Fall sehr schwer."
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