Ist es denn schon wieder 2007? Rundenlange Duelle, ähnlich starke Boliden und sogar ein kleines Gerangel in der Boxengasse. Lewis Hamilton und Fernando Alonso schenkten sich während des Kanada Grand Prix keinen Zentimeter - wie einst als Teamkollegen bei McLaren. Der Abstand zwischen den beiden mehrfachen Weltmeistern betrug nach 70 absolvierten Rennrunden auf dem Circuit Gilles-Villeneuve gerade einmal 4,5 Sekunden pro Alonso.
Keine Strafe für Boxen-Rangelei zwischen Hamilton und Alonso
Besonders die kritische Szene in der Boxengasse blieb in Erinnerung. Die beiden alten Rivalen bogen direkt hintereinander in die Box ab. Nur 0,9 Sekunden trennten die beiden - und beide wechselten auf die harte Mischung. Der entscheidende Unterschied? Die Aston Martin-Boxencrew fertigte ihren Piloten schneller ab als die Mercedes-Box Hamilton, ganze neun Zehntelsekunden schneller.
Folglich kamen sich die beiden bei der Ausfahrt Hamiltons gefährlich nahe. "Ich musste Bremsen!", machte Alonso am Boxenfunk unmissverständlich seine Meinung klar. Die Rennleitung sprach Hamilton und Mercedes jedoch von jeder Schuld frei - keine Strafe.
Die Begründung? Obwohl der Asturier minimal Bremsen musste bestand laut Rennleitung "nie das Risiko einer Kollision oder die Notwendigkeit eines Ausweichmanövers." Folglich blieb Hamilton ohne Strafe. Eine weitere Beschwerde seitens Alonso blieb ebenfalls aus - nach dem Rennen beglückwünschten sich die beiden Altmeister.
Hamilton: Red Bull wird alle Rennen gewinnen
So konnte Lewis Hamilton in Kanada sein insgesamt drittes Podium der laufenden F1-Saison einfahren. Schon das zweite in Folge und das 194. in seiner Formel-1-Karriere. Damit hält der Brite den Rekord für die meisten Podestplätze innerhalb der Königsklasse. Auf Rang zwei folgt Michael Schumacher mit 155 Besuchen auf dem Treppchen.
"Es war trotz schwierigen Bedingungen ein großartiges Wochenende. Wieder mit Fernando zu kämpfen, in der zweiten Startreihe zu starten und zum zweiten Mal hintereinander auf dem Podest zu stehen ist ein tolles Gefühl", zeigt sich der Brite trotz drittem statt zweitem Platz zufrieden.
Am Start überholte Hamilton Alonsos Aston Martin mit der Nummer 14 und schnupperte so erstmals seit langem wieder am Heck des RB19 von Max Verstappen, ehe er den Platz in Runde 22 wieder an Alonso hergeben musste. "Egal ob langsame oder schnelle Kurven, seine Hinterachse ist unglaublich stark. Allein aus den Kurven heraus holt er zehn Autolängen auf uns", beschreibt Hamilton die Sicht auf den RB19.
"Es frustriert mich nicht mehr, denn ich habe mich daran gewöhnt. Wir können an ihrer herausragenden Leistung nichts ändern. Sie werden höchstwahrscheinlich jedes Rennen gewinnen, es sei denn wir oder Aston machen noch einen großen Sprung", resigniert Hamilton.
Mercedes: Rückstand auf Red Bull durch Updates verkleinert?
Trotzdem: In Kanada schien die Lücke auf den Klassenprimus zu schrumpfen. Fernando Alonso lag nur etwa neun Sekunden hinter Verstappen, Hamilton weitere 4,5 Sekunden dahinter. Abgesehen von Australien war Kanada damit das erste Formel-1-Rennen im Jahr 2023, in dem der Rückstand auf den führenden Red-Bull-Fahrer am Rennende bei unter 20 Sekunden lag.
Funktionieren die in Monaco eingeführten Updates der Silbernen also endgültig? "Das Update funktioniert. Das war die Strecke, wo wir am meisten besorgt waren, am Anfang des Jahres wären wir hier in Grund und Boden gefahren worden", betont Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Aber: "Max gibt da vorne auch nicht alles. Er hat es dort deutlich leichter, er cruist nicht, aber er hat noch ein bisschen Spielraum. Die Lücke ist immer noch relativ groß."
"Es gibt einige Elemente, die sich damit anders anfühlen", beschreibt Hamilton die Auswirkungen des Updates. "Aber insgesamt fühlt es sich ähnlich an, wir haben einfach mehr Abtrieb." Um den Rückstand auf Red Bull zu verringern und Hamilton den insgesamt 104. Sieg seiner Formel-1-Karriere zu ermöglichen, wird wohl noch mehr Downforce vonnöten sein.
"Wir bringen in Silverstone ein weiteres größeres Update", kündigt Wolff an. Das Team arbeitet weiter am einstigen Sorgenkind. "Seitdem wir konzeptionelle Änderungen vorgenommen haben, hat sich unser Verständnis für das Auto schnell verbessert. In den nächsten Rennen sollten wir einige Schritte nach vorne machen können."
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