Max Verstappen bleibt für den Rest der Formel 1 weiterhin unschlagbar. Bei seinem Sieg im Kanada-GP hielt er Fernando Alonso und Lewis Hamilton auf Abstand. Die beiden machten den Kampf um die Podiums-Plätze nach einem Crash von George Russell zum Privat-Duell. Ferrari exekutierte eine perfekte Renn-Strategie und komplettierte die Top-5. Nico Hülkenbergs Top-5-Startplatz half ihm nichts, Punkte blieben für Haas außer Reichweite.

Der Sieger: Verstappen fuhr ein blitzsauberes Rennen, auch wenn der Vorsprung mit 9,570 Sekunden nicht mehr so groß war wie in den letzten Rennen. Aston Martin und Mercedes waren trotzdem noch immer ganz klar nicht in der Lage, aus eigener Kraft um den Sieg mitzukämpfen. Verstappen hat damit den 100. Sieg für Red Bull eingefahren.

Das Podium: Nachdem sich George Russell früh aus dem Rennen crashte, wurde es ein Zweikampf zwischen Alonso und Hamilton. Letzterer gewann den Start, aber Alonso holte sich die Position auf der Strecke zurück. Hamilton versuchte dann im Schluss-Stint noch einmal zu kontern, während Alonso zeitweise ein Problem managen musste, aber schließlich musste der Mercedes doch wieder abreißen lassen.

Das restliche Ergebnis: Charles Leclerc und Carlos Sainz profitierten von einer perfekten Ferrari-Strategie, indem sie nicht hinter dem Safety Car stoppten. Mit guter Pace war ein Einstopp-Rennen für sie kein Problem, während die Konkurrenz im Angesicht eines frühen Safety Cars größtenteils auf zwei Stopps setzte. Beide Ferrari blieben so auch klar vor Sergio Perez, der die gleiche Strategie fuhr, aber blass blieb und weit hinter Sainz ins Ziel kam. Perez holte sich noch die schnellste Runde.

Alex Albon zog eine extreme Einstopp-Strategie bis ins Ziel durch und holte einen sensationellen siebten Platz mit einem 58-Runden-Stint auf Hard. Esteban Ocon, Lance Stroll und Valtteri Bottas komplettierten die Punkteränge. Lando Norris verlor einen neunten Platz wegen einer Fünf-Sekunden-Strafe. Damit ging McLaren leer aus, obwohl sich beide Fahrer unter den Top-10 qualifiziert hatten.

Die Highlights vom Formel-1-Rennen in Kanada

  • Verstappen-Vorsprung schmilzt in Kanada
  • Alonso vs. Hamilton in hartem Duell
  • Ferrari macht Strategie richtig
  • Russell mit teurem Crash im Podiums-Kampf
  • Hülkenberg ohne Chance auf Punkte
  • Albon quält sich als DRS-Zugführer auf tollen P7

Formel-1-Tabelle 2023: WM-Krise für Perez

Die WM-Tabelle: Verstappens Vorsprung auf Sergio Perez wächst und wächst. Inzwischen steht es 195 zu 125. Alonso mit 117 und Hamilton mit 103 sind dem Red Bull erneut nähergekommen. Die schnellste Runde von Perez nach einem späten dritten Stopp ist kein großer Trost für den Mexikaner.

In der Konstrukteurs-WM bleibt Red Bull aber trotzdem unangefochten in Front. Nach einer erneut schwachen Leistung von Lance Stroll baut Mercedes den Vorsprung auf Aston Martin weiter aus. Ferrari holt das beste Team-Ergebnis, bleibt aber nach wie vor auf P4. Albons dicke Williams-Punkte werfen AlphaTauri auf den letzten Platz zurück, während Alfa Haas von P7 verdrängt.

Das Wetter: Auf den verregneten Samstag folgte ein angenehmer Sonntag bei leichter Bewölkung, 18 Grad Luft- und 32 Grad Streckentemperatur. Die vielen Regenfälle vom Vortag hatten allerdings den ganzen Gummiabrieb von der Strecke gewaschen.

Vor dem Start: Charles Leclerc beschädigte sich auf einer seiner Sichtungsrunden die Planke am Unterboden, woraufhin sein Ferrari in der Startaufstellung noch aufgebockt werden musste, um diese zu tauschen. Fast das ganze Feld setzte zum Start auf Medium. Perez, Magnussen und Bottas wählten Hard, Gasly als Einziger Soft.

Alonso verliert Start gegen Hamilton

Der Start: Verstappen ließ nichts anbrennen und hielt seinen ersten Platz. Dahinter gab es viel Bewegung. Hamilton holte sich dank guter Traktion den zweiten Platz von Alonso. Hinter Russell setzte sich Ocon außen gegen Hülkenberg durch, Piastri ging an Norris vorbei, und Leclerc an Albon.

Der Start heute in Kanada, Foto: LAT Images
Der Start heute in Kanada, Foto: LAT Images

Sainz und Perez kämpften die ganze erste Runde um den elften Platz. Der Red Bull startete besser, doch Sainz attackierte erst in Kurve 8 und ging dann vor der letzten Schikane außen vorbei. Überrascht von dem Duell fuhr den beiden beinahe Kevin Magnussen ins Heck. Er musste in den Notausgang und fiel auf P15 zurück.

Russell crasht aus Hetzjagd mit Hamilton und Alonso

Die ersten Runden an der Spitze waren frenetisch. Verstappen konnte sich nur leicht absetzen, während Alonso und Russell mächtig Druck auf Hamilton ausübten. In Runde drei schon touchierte der Aston Martin ausgangs Kurve 4 die Wand. In dieser Hetzjagd am Limit beging Russell in Runde 12 einen verhängnisvollen Fehler, verlor in Kurve 9 nach hartem Überfahren des Kerbs das Auto und schlug hart am Ausgang in die Wand ein.

Ein kaputter George Russell kommt zurück an die Box, Foto: LAT Images
Ein kaputter George Russell kommt zurück an die Box, Foto: LAT Images

Er konnte den Mercedes noch an die Box schleppen, fiel aber auf den letzten Platz zurück. Sein Comeback-Versuch mit einer Einstopp endete in Runde 55 mit Bremsproblemen hinter Alex Albon. Um die Trümmer zu beseitigen, wurde ein Safety Car ausgerufen, unter dem fast alle stoppten. Verstappen, Hamilton und Alonso blieben in der gleichen Reihenfolge. Ein langsamer Stopp bei Hamilton sorgte fast für einen Unsafe Release, aber Mercedes kam davon.

Die Top-3 blieben in Führung. Leclerc, Sainz, Perez, Magnussen und Bottas stoppten nicht und wurden so erst einmal nach vorne gespült. Der Rest des Feldes kam wie die Top-3 für Hard-Reifen an die Box. In Runde 17 wurde neu gestartet, und Verstappen stürmte gleich wieder vorne weg.

Alonso kämpft Hamilton nieder - Verstappen aber zu schnell

Nach dem Restart machte Alonso weiter viel Druck auf Hamilton. In Runde 22 schaffte er es endlich, den Mercedes vor der letzten Schikane auszubremsen. Alonso versuchte dann kurz zu Verstappen aufzuschließen, aber der war schon weggefahren und kontrollierte nun eine Lücke, die für den Aston Martin offensichtlich zu viel war.

Alonso setzte sich auf der Strecke gegen Hamilton durch, Foto: LAT Images
Alonso setzte sich auf der Strecke gegen Hamilton durch, Foto: LAT Images

Hamilton versuchte beim zweiten Boxenstopp in Runde 41 mit einem Undercut noch einmal gegen Alonso zu kontern, aber Aston Martin deckte eine Runde später ab. Auch der Mercedes-Versuch, mit Medium den Hard-bereiften Spanier unter Druck zu setzen, verlief sich letztendlich im Nichts. Alonso musste zeitweise mit Lift-and-Coast ein Problem managen, konnte aber einen Puffer auf Hamilton bis ins Ziel managen.

Ferrari macht Strategie in Kanada richtig

Ferraris Entscheidung, beim Safety Car nicht zu stoppen, erwies sich goldrichtig. Auch auf den alten Medium hatten Leclerc und Sainz nach dem Restart weiter Pace und blieben zumindest in Sichtweite von Hamilton. Beide stoppten nur einmal - gleichzeitig mit den zweiten Stopps der Konkurrenz. Damit konsolidierten sie die Plätze vier und fünf.

Ein anfangs schneller Sainz forderte zeitweise Teamorder, aber auch hier hielt die Box alles unter Kontrolle. Leclerc wurde zugesichert, dass Sainz nicht attackieren würde. Die beiden wurden angewiesen, ihre Plätze im Formationsflug vor dem sechstplatzierten Sergio Perez ins Ziel bringen. Perez hatte keine Antworten für Ferrari und blieb deutlich dahinter. Perez' großer Vorsprung ermöglichte ihm am Ende einen Extra-Stopp für die schnellste Rennrunde.

Punkte für Hülkenberg & Haas in Kanada zu viel

Die Haas-Rennpace war auch in Kanada wie zu erwarten nicht gut. Nico Hülkenberg hielt anfangs das Feld auf, nach dem frühen Safety Car wurde dann der noch nicht gestoppte Kevin Magnussen zum DRS-Zugführer. Dass er und Valtteri Bottas beim Safety Car unabsichtlich den aus der Box kommenden Esteban Ocon überholt hatten, sorgte in den Runden nach dem Restart für viele Turbulenzen, denn sie mussten Ocon unter Grün wieder vorbeilassen.

So begann für Magnussen ein langes Gefecht gegen Oscar Piastri und Alex Albon. Ocon fuhr vorneweg, gefolgt von Bottas und von Lando Norris. Der hatte sich beim Restart den am Start an Piastri verlorenen Platz zurückgeholt. Piastri und Albon brauchten länger, um Magnussen abzufertigen. Beide begingen im Duell mit dem Haas auch Fehler.

Magnussen und de Vries gerieten im Rennen aneinander, Foto: LAT Images
Magnussen und de Vries gerieten im Rennen aneinander, Foto: LAT Images

Magnussens letzte Hoffnungen endeten in einem Scharmützel mit Nyck de Vries. Der berührte den Haas erst bei einem Angriff hin zu Kurve eins leicht, dann verbremste er sich innen in Kurve 3 und zwang Magnussen mit sich in den Notausgang. Beide mussten zurücksetzen und verloren viel Zeit, was ihnen die letzten beiden Plätze sicherte. Hülkenbergs Rennen war vorbei, als er in Runde 12 zum Stopp abbog. Nur wenige Momente später kam das Safety Car.

Albon riskiert mutige Strategie für Punkte

Der Kampf um die letzten Punkte wurde schließlich ein Kampf gegen Alex Albon. Der versuchte mit nur einem Stopp, den er hinter dem frühen Safety Car absolviert hatte, zu absolvieren. Ocon, Bottas, Norris, Stroll, Piastri und Gasly - alle bis zum 13. Platz - liefen in den letzten Runden alle auf den Williams auf, nachdem sie ein zweites Mal gestoppt hatten. Stroll hatte die Stopps ausgelöst, mit einem Undercut hatte er sich von P16 bis zwischen die beiden McLaren katapultiert. Nur Albon ignorierte das und blieb draußen, wodurch er auf P7 vorrückte.

Zufahren konnte diese Gruppe die Lücke zu Albon, aber am topspeedstarken Williams vorbeizufahren erwies sich als Problem. Für Norris war das ein Problem, denn er hatte fünf Strafsekunden eingefangen. Hinter dem Safety Car hatte er unnötig langsam gemacht, um einen Doppelstopp mit Piastri zu ermöglichen. Entsprechend war er jetzt der Mutigste in diesem DRS-Zug und drückte sich in Runde 64 an Bottas vorbei. Hinter Ocon wurde er bald nervös - denn der Heckflügel des Alpine begann in den letzten Runden gefährlich zu wackeln.

Norris' Attacken gegen Ocon führten zu nichts. Ein verzweifelter Versuch in der Haarnadel auf der letzten Runde, dann einer hin zur letzten Schikane - doch Ocon hielt stand. Norris musste in den Notausgang. Damit ging er leer aus, als die fünf Strafsekunden addiert wurden. Von P9 wurde er auf P13 durchgereicht.

Stroll schaffte raus aus der letzten Kurve gerade noch ein Überholmanöver gegen Valtteri Bottas und holte sich damit den neunten Platz, Bottas 0,030 Sekunden dahinter den letzten Punkt. Piastri, Gasly, Norris, Yuki Tsunoda, Nico Hülkenberg, Guanyu Zhou, Kevin Magnussen und Nyck de Vries komplettierten das Klassement. Russell war ausgefallen, wie auch Logan Sargeant, der früh mit Defekt stehengeblieben war.