Charles Leclerc schwebte am Trainingsfreitag zum Großen Preis von Kanada noch im siebten Himmel. Im Qualifying wurde der Monegasse jäh auf den Boden der Realität zurückgeholt. Für den Ferrari-Piloten endete der Samstag bereits nach der zweiten Session. Nach einer Startplatzstrafe für Teamkollege Carlos Sainz wird Leclerc am Sonntag von Position 10 aus ins Rennen gehen. Gegenüber seinem Team findet der 25-Jährige nach dem Qualifying kaum gute Worte.
Leclerc: Wir machen uns das Leben zu schwer
Das Debakel ereignete sich bereits zum Start von Q2. Nach einer nassen ersten Qualifyingsession gingen alle Piloten auf Nummer sicher und zogen in Q2 erneut die Intermediates auf. Nur einer nicht: Alexander Albon. Der nutzte die Chance und startete die Session auf frischen Slicks. Aber auch andere Fahrer standen bereits im Kontakt mit ihren Ingenieuren.
Darunter auch Leclerc: "Ich habe auf der Outlap Slicks angefordert. Es war eindeutig die Zeit für Slicks. Die Strecke war trocken." Unter anderem hatte der Monegasse mitbekommen, dass Albon bereits auf den roten Pneus fuhr. "Und das war eindeutig die richtige Entscheidung. Es wurde überhaupt kein Risiko eingegangen", sagt der Ferrari-Pilot. Sein Wunsch war aber nicht Ferraris Befehl. Das Team teilte ihm über Funk mit, dass er eine schnelle Runde auf den Intermediates absolvieren solle.
"Aus irgendeinem Grund hat das Team anders entschieden. Ich glaube, wir machen uns das Leben einfach schwer", sagt Leclerc sichtlich bedient nach dem frühen Qualifying-Aus. Die Schuld sieht er nur teilweise bei sich selbst: "Ich bin frustriert. Abgesehen davon haben andere Fahrer die gleiche Strategie wie wir gewählt und sie sind in Q3 eingezogen", gibt der 25-Jährige zu. Darunter auch Verstappen, der viereinhalb Minuten nach Sessionstart an die Box kam und - neben Albon - als zweiter Fahrer auf Soft-Reifen wechselte. Leclerc folgte etwa 30 Sekunden später.
Doch aus eigener Kraft schaffte es der Monegasse nicht mehr in Q3. Ihm fehlten knapp zwei Zehntel auf Hamilton auf Position 10. Laut Leclerc hätte Ferrari es ihm aber deutlich einfacher machen können. "Man verlässt sich auf kleine Details, anstatt einfach in Q3 zu kommen. Die Strecke war trocken, da braucht man Slicks und ich weiß nicht, was passiert ist", ärgert sich Leclerc.
Leclerc über Reifenwahl: Hätte nicht klarer sein können
Leclerc war insbesondere die Kommunikation mit seinem Team ein Dorn im Auge. Der 25-Jährige hätte seinem Ingenieur mehrmals mitgeteilt, dass er auf Slicks wechseln möchte. Zugehört hat ihm aber keiner. "Ich hätte mich nicht klarer ausdrücken können", so der Monegasse über seinen Funkspruch. Mit Ferrari hat er jedenfalls noch ein Hühnchen zu rupfen. "Ich werde es intern mit meinem Team besprechen und versuchen zu verstehen, was wir machen können, denn es ist offensichtlich nicht das erste Mal, dass ich in solche Situationen gerate", sagt er.
Zusätzliches Kommunikations-Debakel: Leclerc bekam über Albons erfolgreiche Strategie keine Informationen. "Ich hatte keine Ahnung, was Alex in Bezug auf die Rundenzeiten mit den Slicks gemacht hat. Vielleicht liegt er fünf Sekunden zurück und ich weiß es nicht", so der Monegasse. Dass er diese Details nicht erhalten hat, nimmt er seinem Ingenieur aber nicht übel. "Das ist keine Überraschung, das ist etwas Normales. Man kann nicht alles mitbekommen, was auf der Strecke vor sich geht."
Trotzdem ist der Monegasse der Meinung, dass sich Ferrari diese Fehler nicht leisten kann. "Wenn man sieht, wie schnell er [Albon] war, hätten wir nicht zweimal darüber nachdenken sollen, reinzukommen", so Leclerc. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Liveticker.
Formel 1 Kanada 2023: Der Zeitplan
- Freitag:
19:30 Uhr - 20:30 Uhr: 1. Training - Bericht und Ergebnis
22:30 Uhr - 00:00 Uhr: 2. Training - Bericht und Ergebnis - Samstag:
18:30 Uhr - 19:30 Uhr: 3. Training - Bericht und Ergebnis
22:00 Uhr - 23:00 Uhr: Qualifying - Bericht und Ergebnis - Sonntag:
20:00 Uhr: Rennen (70 Runden)
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