Nach Dan Fallows fällt der nächste Dominostein bei Red Bull. McLaren schnappt sich mit Rob Marshall den technischen Leiter des amtierenden Weltmeisters. Nach 17 Jahren verlässt das Urgestein Milton Keynes. Damit geht einer der Hauptverantwortlichen des Erfolges der Vettel-Ära. Kein Problem für Red Bull, für Ersatz ist gesorgt. Und nebenbei wird das Budget-Cap entlastet. Trotzdem, oder gerade deswegen sorgt der Wechsel für Skepsis.

Kein böses Blut zwischen Red Bull und Marshall

"Wenn jemand das Team verlässt, sagen wir ihm normalerweise, dass er einfach verschwinden soll. Aber bei Rob war es etwas anderes, er ist ein guter Typ", verrät Christian Horner. "Er war ein wesentlicher Bestandteil beim Aufbau von Red Bull Racing." Marshall war mit seinen innovativen Ideen Vorreiter, zum Beispiel die Batterie innerhalb des Getriebes bei den KERS-Autos mechanisch zu integrieren.

In den letzten Jahren widmete sich Marshall auch anderen Projekten, und war nicht mehr hauptsächlich mit der Formel 1 beschäftigt. Teil seines Aufgabenbereiches war die Integration des Chassis für 2026. "Rob Marshall ist dafür zuständig, und er macht einen großartigen Job dabei", streute ihm Adrian Newey im Talking Bull Podcast Mitte Mai Rosen.

Damals war noch nicht bekannt, dass der hochrangige Ingenieur bald zu McLaren wechseln würde. "Er wollte sehr gern wieder hauptsächlich in der Formel 1 arbeiten und wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt", erklärt Horner. "Er sehnte sich nach einer neuen Herausforderung."

Der Vertrag mit dem österreichischen Rennstall wurde vorzeitig beendet, Marshall beginnt am 1. Januar 2024 als technischer Direktor bei McLaren. "Es ist ein bisschen wie bei Manchester United. Eric Cantona spielte 17 Jahre später auch nicht mehr", zieht Christian Horner die Fußball-Karte. "Ein Team entwickelt sich eben über die Zeit."

Red Bull wundert sich: Wie ist das mit Budget-Cap möglich?

"Er ist sicher jemand, der viel Know-How und Erfahrung hat. Aber für uns ist das kein Game-Changer", sieht auch Dr. Helmut Marko Red Bull nach dem Abgang nicht in sich zusammenfallen. Auch Dan Fallows wurde ohne Probleme ersetzt. Der Doktor merkt jedoch an: "Wie das aber mit dem Cost-Cap geht, ist mir unverständlich. Fast alle diese Leute kriegen das Doppelte, was wir ihnen bezahlten."

Ein Nebeneffekt der Budgetobergrenze. "Natürlich. Du kannst nicht jeden im Team behalten", bestätigt Christian Horner. Red Bull sei aber so breit aufgestellt, dass das kein Problem darstellt. "Ich kann es ihm nicht verübeln. McLaren hat ihm vermutlich die Hälfte ihres Budget-Caps als Bezahlung angeboten."

"Das ist ein Problem: Du hast lang gedientes Schlüsselpersonal, und willst sie eigentlich nicht aufgrund des Budget-Caps verlieren. Aber wie kannst du eine erfahrene Person gegenüber zehn jungen rechtfertigen? So etwas beschäftigt dich ständig", so Horner. Auch Jane Pool wechselte als Konsequenz dessen zu Mercedes. Grund: "Wir konnten ihre Rolle mit dem Cap nicht mehr rechtfertigen."

Nicht nur Sebastian Vettel und Dr. Helmut Marko, auch Rob Marshall verhalf Red Bull zu Siegen und WM-Titeln, Foto: Red Bull/GEPA
Nicht nur Sebastian Vettel und Dr. Helmut Marko, auch Rob Marshall verhalf Red Bull zu Siegen und WM-Titeln, Foto: Red Bull/GEPA

McLaren: Ingenieure, aber keine Motoren von Red Bull

Pikantes Detail: Rob Marshall arbeitete bei Red Bull Powertrains, laut Horner hat er seine Projekte vor seiner Freistellung aber alle beendet. Gerüchte über einen Motoren-Deal zwischen Red Bull und McLaren wurden laut. Der Vertrag mit Mercedes läuft in Woking Ende 2025 aus.

"Nein, Rob wird keinen Motor von uns mitnehmen", dementiert Christian Horner. McLaren-Teamchef Andrea Stella gab zwar ein Meeting mit Red Bull zu, aber nicht mehr. "Natürlich hatten wir Gespräche mit einigen anderen über unsere PU, aber unser Plan sieht derzeit vor, zwei Teams auszustatten. Und das sind die Teams von Red Bull. Wir wollen uns im ersten Jahr nicht überfordern." Danach werden Kundenteams allerdings nicht ausgeschlossen.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (170 Punkte)
  • 2. Sergio Pérez (117 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (99 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (87 Punkte)
  • 5. George Russell (65 Punkte)
  • 6. Carlos Sainz Jr. (58 Punkte)
  • 7. Charles Leclerc (42 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (35 Punkte)
  • 9. Esteban Ocon (25 Punkte)
  • 10. Pierre Gasly (15 Punkte)
  • 11. Lando Norris (12 Punkte)
  • 12. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 13. Oscar Piastri (5 Punkte)
  • 14. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 15. Zhou Guanyu (4 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Nyck de Vries (0 Punkte)
  • 20. Logan Sargeant (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull/Honda RBPT (287 Punkte)
  • 2. Mercedes (152 Punkte)
  • 3. Aston Martin/Mercedes (134 Punkte)
  • 4. Ferrari (100 Punkte)
  • 5. Alpine/Renault (40 Punkte)
  • 6. McLaren/Mercedes (17 Punkte)
  • 7. Haas/Ferrari (8 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo/Ferrari (8 Punkte)
  • 9. AlphaTauri/Honda RBPT (2 Punkte)
  • 10. Williams/Mercedes (1 Punkt)