Dass es vermutlich keine schlechte Idee ist, bei Formel-1-Branchenprimus Red Bull Personal abzuwerben, bewies zuletzt Aston Martin mit der Verpflichtung von Dan Fallows. Nun geht auch das kriselnde McLaren-Team diesen Weg. Wie die Briten am Dienstag mitteilten, ist es ihnen gelungen, ein wahres Red-Bull-Urgestein abzuwerben. Rob Marshall wird ab 1. Januar 2024 seine Zelte im McLaren Technology Center aufschlagen.

Der 55-jährige Brite ist seit 1994 in der Formel 1, wo er zuerst bei Benetton und dann nach der Übernahme bei Renault arbeitete. 2006 wechselte er zu Red-Bull-Racing und ging mit ihnen den Weg zu dem Topteam, das die Bullen heute sind. Zunächst arbeitete er unter Adrian Newey als Chefdesigner. 2016 wurde er zum Leiter der technischen Abteilung befördert, was auch Projekte außerhalb der Formel 1 inkludierte.

Red-Bulls-Teamchef Christian Horner dankte Marshall für seine jahrelange Arbeit: "Wir möchten Rob für alles danken, was er in den letzten 17 Jahren für das Team getan hat. Seine Arbeit an der Generation von Autos, die uns zwischen 2010 und 2013 vier unglaubliche Doppelmeisterschaften beschert haben, war wirklich herausragend. In den Jahren seither war er weiterhin eine Schlüsselfigur im Team und übernahm 2016 die umfassendere Rolle des Chief Engineering Officer, die ihn in andere Projekte im gesamten Unternehmen einbezog. Wir werden seinen Einfluss vermissen, aber wir danken ihm noch einmal für alles, was er getan hat, und wünschen ihm in seiner neuen Rolle das Allerbeste."

Marshall wird einer der drei McLaren-Technikchefs

Bei McLaren wird er nun wieder zu seiner ursprünglichen Aufgabe zurückkehren. Im neuen Technik-Dreigestirn nach dem Abgang von James Key übernimmt er die Rolle des technischen Direktors der Abteilung Konstruktion und Design. Unterstützt wird er dabei von der bisherigen Überganslösung Neil Houldley, der dem Team erhalten bleibt. Peter Prodromou, der 2014 ebenfalls von Red Bull kam, ist Chef der Aerodynamik-Abteilung. David Sanchez, der von Ferrari kommt, muss noch eine Sperrfrist einhalten. Er wird nach deren Ablauf Chef der Abteilung für Fahrzeugkonzept und Performance. Diese drei Führungskräfte berichten dann direkt an Teamchef Andrea Stella. Einen übergeordneten Technik-Chef gibt es nicht mehr, auch da Stella selbst einen technischen Hintergrund hat.

In Australien feierte Marshall noch auf dem Podest bei Max Verstappens Sieg, Foto: LAT Images
In Australien feierte Marshall noch auf dem Podest bei Max Verstappens Sieg, Foto: LAT Images

Der Italiener ist begeistert von seinem Neuzugang: "Ich freue mich sehr, dass Rob zu McLaren wechselt. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Motorsport bringt Rob eine Fülle von Fachwissen und Erfahrung mit, die durch seine Zeit bei Red Bull Racing und seine Erfolge noch gewachsen ist. Robs Ernennung ist ein grundlegender Schritt und eine natürliche Ergänzung, um das Team auf seinem Weg zurück auf die Siegerstraße zu begleiten."

Andrea Stella treibt McLarens Umstrukturierung voran, Foto: LAT Images
Andrea Stella treibt McLarens Umstrukturierung voran, Foto: LAT Images

Die Verpflichtung des Briten ist Teil einer großen Umstrukturierung bei McLaren, um den Rennstall wieder auf Vordermann zu bringen. "Wir sind ein Team mit dem Ehrgeiz, um Meisterschaften zu kämpfen, aber in den letzten Jahren haben wir keinen stetigen Aufwärtstrend gezeigt, was die Wettbewerbsfähigkeit auf der Strecke angeht. In den letzten Monaten haben wir daran gearbeitet, diesen Trend umzukehren. Der von uns gewählte Ansatz ist umfassend und basiert auf der Stärkung des Teams in personeller und fachlicher Hinsicht sowie auf den laufenden Projekten zur Verbesserung von Technologie und Infrastruktur, die in Kürze zum Tragen kommen werden", sprach Stella neben dem neuen Personal auch die Aufrüstung in Windkanal und Simulator an. McLaren hat damit die neue Führungsriege ab 2024 und das technische Gerüst für die Zukunft zusammengestellt. Damit ist aber auch klar: Stella und sein Team werden in Zukunft liefern müssen.

Einen detaillierten Blick auf die Probleme des ehemaligen Weltmeister-Teams aus Woking sowie die Zukunft von McLaren werfen wir in der kommenden Ausgabe unseres Print-Magazins. Am besten schon jetzt unser Motorsport-Magazin bestellen und die McLaren-Story nicht verpassen!