Platz sechs und sieben sind für Aston Martin in der Formel-1-Saison 2023 kein Grund für Freudensprünge mehr. Der britische Traditionsrennstall musste sich beim Großen Preis von Spanien in Barcelona seinem Motorenpartner Mercedes deutlich geschlagen geben. Damit beendete Fernando Alonso erstmals in diesem Jahr ein Rennen außerhalb der Top-5 und wurde dabei sogar von seinem Teamkollegen Lance Stroll geschlagen. Ist Aston Martins Höhenflug vorbei?

Nimmermüde beteten Teams wie Fahrer an den vergangenen sechs Rennwochenenden die zahlreichen Eigenheiten der jeweiligen Strecken herunter. In Bahrain war es der extrem raue Asphalt, in Jeddah der Highspeed-Stadtkurs oder sein Gegenteil in Monaco. Doch eines schien nach fünf Podien in sechs Rennen sicher: Aston Martin war die zweite Kraft.

Aston Martin: Verteidigung gegen das Mittelfeld statt Angriff aufs Podium

Doch statt Alonso-Festspielen vor den heimischen Fans folgte auf den zweiten Platz in Monaco Tristesse: "Wir waren langsam auf den weichen Reifen, langsam auf den harten Reifen. Wir haben uns auf AlphaTauri und Alpine fokussiert und versucht, mit den Ferraris mitzuhalten", fasste Alonso zusammen. Aston Martin kämpfte am Sonntag nicht um Podestplätze, sondern gegen das Mittelmaß - und das auf der ersten klassischen Rennstrecke in dieser Saison.

Im Qualifying musste sich Alonso nach zwei groben Fehlern erstmals seinem Teamkollegen geschlagen geben. Doch selbst ohne das vermasselte Qualifying wäre der Asturier dem neuen Mercedes wohl eher nicht gewachsen gewesen. Teamkollege Stroll schlich sich auf der ersten Runde an Lewis Hamilton vorbei. Sieben Runden später erfolgte der Konter. Noch vor Rennhalbzeit war auch der auf Platz zwölf gestartete George Russell vorbei.

Mercedes war in Barcelona eine Nummer zu groß für Aston Martin, findet Alonso: "Wir hatten nicht die Pace. Wir hatten weder Pech, noch war die Strategie schuld. Wir haben mehr Punkte als Ferrari geholt und Punkte gegenüber Mercedes verloren. Sie haben den besseren Job gemacht."

Alonso-Ansage: Werden in Kanada ganz anderes Bild sehen

Mercedes münzte mit dem Doppelpodium den 1-Punkte-Rückstand in einen 18-Punkte-Vorsprung um. Besorgt ist der zweifache Weltmeister deshalb aber ganz und gar nicht: "In zwei Wochen werden wir ein ganz anderes Bild sehen und hoffentlich kämpfen wir auch bald mit Red Bull." Teamchef Mike Krack nimmt das Ergebnis ebenso gelassen: "Wir nehmen 14 Punkte aus Barcelona mit. Mit so einem Resultat sollten wir nicht enttäuscht sein."

Aus Sicht Kracks dürfte die Wiedererstarkung von Stroll ebenfalls ermutigend wirken. Nach zwei schwachen Wochenenden in Folge konnte der Kanadier in Barcelona wichtige Punkte für das Team seines Vaters sammeln. Vollkommen zufrieden war Stroll dennoch nicht, auch er hatte im Rennen zu kämpfen, allen voran mit den weichen Reifen: "Ich denke, wir haben uns ein bisschen mehr erhofft. Aber nach fünf Runden baute unsere Pace stark ab. Meine Reifen nutzten sich schneller ab als erwartet."

Alonso und Stroll diskutieren über das etwas ernüchternde Resultat, Foto: LAT Images
Alonso und Stroll diskutieren über das etwas ernüchternde Resultat, Foto: LAT Images

"Unsere Gegner schienen nicht dasselbe Problem zu haben. Das müssen wir für die kommenden Rennen verstehen", mahnte Stroll. Bis zum nächsten Rennen in Montréal bleibt Aston Martin immerhin ein bisschen Zeit für eine gründliche Analyse: Erst in zwei Wochen geht es zum Großen Preis von Kanada auf den Circuit Gilles Villeneuve. Das kleine Erfolgserlebnis kommt für den kanadischen Formel-1-Piloten vor seinem Heimrennen in Montréal sicher nicht zur falschen Zeit.