Fernando Alonso und Aston Martin waren nach dem Formel-1-Rennen in Monaco das Gesprächsthema Nummer eins. Die zentrale Frage lautete, ob das Team im Regenpoker einen möglichen Sieg weggeworfen hatte. Im Vorfeld des Grand Prix von Spanien an diesem Wochenende stellte sich der zweimalige Weltmeister hinter die Entscheidung seiner Crew und holte außerdem zum Rundumschlag gegen kritische Stimmen aus. Der 41-Jährige ist von negativer Berichterstattung genervt.

"Was ich an der Formel 1 nicht mag, ist, dass wir hier immer nur das Negative sehen und dass wir es uns vom Sofa aus alles sehr einfach machen", verschafft Alonso seinem Unmut in Barcelona Luft. "Die Sache ist in jedem Rennen, dass wir die richtigen Entscheidungen, die Teams in sehr stressigen Situationen treffen, nicht genug würdigen. Wir suchen immer nur die eine Sache, die sie falsch gemacht haben und dafür werden sie dann auseinandergenommen."

Der Spanier hatte in Monaco als Zweiter hinter Max Verstappen sein fünftes Podium und zugleich bestes Resultat in der laufenden Saison gefeiert. Bei einsetzendem Regen im letzten Drittel hatte Aston Martin allerdings zweimal die Reifen gewechselt, als die Strategen Alonso erst für den Wechsel von Hard auf Medium und nur einen Umlauf später zum Switch von Medium auf Intermediates an die Box holten.

Die ungewollte Besichtigungsrunde auf dem Medium-Reifen, die zu einer sofortigen Korrektur der Reifenwahl führte, sorgte unter Fans und Experten für kritische Stimmen. Doch diese hätten sich genauso gut Red Bull widmen können. "Ich gebe euch ein Beispiel: wenn wir direkt auf Intermediates gegangen wären, würden wir diese Woche alle nur über die falsche Entscheidung von Red Bull sprechen, weil sie Max eine Runde zu spät reingeholt haben", so der 361-fache Grand-Prix-Teilnehmer.

Er empfindet, dass jede noch so gute Entscheidung in der Öffentlichkeit übersehen wird: "Wir würden niemals darüber reden, dass Aston Martin ja so mutig war und den richtigen Reifen gewählt hat. Es würde nur darum gehen, dass Red Bull falsch entschieden hat. Das ist die Mentalität in der Formel 1. Diese unendliche Suche nach Perfektion, die manchmal nicht immer zu erreichen ist."

Monaco-Strategie für Fernando Alonso ein sicheres Ding

Zwar räumt er ein, dass er und sein Team mit Nachsicht anders gehandelt hätten, dennoch war der zusätzliche Pitstop für ihn kein Fehler. "Wenn wir uns das Rennen nochmal anschauen, würden wir zu 100 Prozent auf Intermediates gehen, ja, das wäre besser gewesen. Aber ich denke, es war die richtige Entscheidung", so Alonso, der letztendlich nur Zeit, aber keine Position verlor. Für ihn spricht schon dieser Umstand dafür, dass die Strategie kein Beinbruch war: "Wenn wir mit der falschen Entscheidung in Monaco immer noch Zweiter werden, geht das klar."

Das Risiko, mit dem sofortigen Wechsel auf Intermediates noch mehr daneben zu liegen, war ungleich höher. "Versetzt euch in unsere Lage: wir hatten halbtrockene Strecke mit teilweise Nässe, und wir konnten uns einen Boxenstopp leisten. Hinter uns waren sie auf Trockenreifen. Wenn wir auf Trockenreifen gehen und dann am Ende alle den Nassreifen aufziehen, behalten wir einfach nur unsere Position. Wenn wir die Intermediates nehmen und es nicht regnet, und alle hinter uns auf Trockenreifen sind, müssen wir für Slicks stoppen und fallen auf Platz sieben oder so zurück", erklärt er.

Für ihn und sein Team war die gewählte Strategie zur gegebenen Zeit die sicherste und beste Variante. Alles andere ist für ihn Hypothese. "Wenn du eine Kristallkugel hast und die Bedingungen vorhersiehst, und wer wann an die Box kommt, und dass es regnen wird und du Intermediates brauchen wirst, dann nimmst du zu 100 Prozent die Intermediates", so Alonso.